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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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jetzt.“
    David seufzt erleichtert. „Hat er mit dir geredet?“
    „Ja.“
    „Craig, oder?“
    Jetzt bin ich derjenige, der seufzt. „Wie lange wusstest du es schon?“
    „Von Anfang an, ehrlich gesagt. Ich habe Tom verloren, schon vergessen? Aber dieser Sturkopf wollte einfach nicht mit mir reden. Er hat gesagt, es wäre ausreichend, wenn einer von uns sich mit Schuldgefühlen belastet.“
    Ich verdrehe die Augen. „Und ihm ist nicht aufgefallen, was für Blödsinn er da von sich gibt?“
    „Scheinbar nicht“, antwortet David resigniert.
    „Idiot“, murre ich und sehe neben mich. Adrian sieht so unschuldig aus, dass meine Wut sofort wieder ins Nichts verpufft. „Ich könnte ihn erwürgen.“
    „Das Bedürfnis hatte ich in letzter Zeit öfters, aber ich liebe ihn einfach zu sehr, um es wirklich zu tun.“
    „Leider“, kontere ich trocken und grinse im nächsten Moment schadenfroh. „Stell' dich schon mal darauf ein, dass er morgen krank sein wird.“
    „Warum?“
    Ich betrachte Adrian belustigt. „Weil er besoffen ist.“
    „Oh man.“ David lacht, kann aber nicht verbergen, dass er beunruhigt ist. „Musstest du ihn abfüllen?“
    „Ich nicht, das war seine Idee.“
    „Wirklich?“, fragt er überrascht, was mich nicken lässt.
    „Ja, wirklich.“
    Ich verberge meine Verblüffung nicht vor David, denn wir denken gerade gleich. Dass Adrian sich Mut antrinken musste, um mit mir zu reden, ist eindeutig. Das Ganze hat ihn hart getroffen und mir ist klar, dass meine Erklärung von wegen, es wäre nicht seine Schuld, niemals ausreichen wird, um ihm die Schuldgefühle wegen Craig auszureden.
    „Wer saufen kann, der kann auch leiden“, meint David schließlich ohne viel Mitleid, was mich lachen lässt.
    „Das hat die leere Whiskeyflasche auch gesagt.“
    „Eine ganze Flasche?“ Jetzt ist er entsetzt.
    „Nein, keine Sorge“, beruhige ich ihn sofort. „Am Ende war er zu betrunken, um noch mitzukriegen, dass ich den Whiskey mit Wasser verdünnt habe. Ich schätze, er hat es auf etwa eine halbe Flasche gebracht.“
    „Pass gut auf ihn auf, ja?“
    Davids liebevolle Stimme bringt mich wie immer zum lächeln. „Mach' dir keinen Kopf. Ich rede morgen mit ihm, sobald er nüchtern genug ist. Auch wenn ich derzeit noch nicht weiß, was ich sagen soll. Wie wäre es, wenn ich zum Abendessen mit ihm nach Hause komme?“
    „Damit ich ihm die Leviten lesen kann, während Tris und du euch um die Kinder kümmert?“
    David kennt mich ziemlich gut, fällt mir auf, aber es stört mich nicht. „Du hast es erfasst.“

    - Wunschtraum -

    Der nächste Tag beginnt mit einem gequälten Stöhnen, dem eine sich heftig bewegende Matratze folgt, als Adrian neben mir aus dem Bett flüchtet. Wenig später knallt die Badezimmertür zu und ich kann mir das Grinsen, mit der dazugehörigen Portion Schadenfreude, nicht verkneifen. Den Kater hat er sich selbst zuzuschreiben, auch wenn es gemein ist, sich darüber zu amüsieren. Aber da muss er jetzt durch.
    Ich lasse Adrian in Ruhe und gehe runter in die Küche, um Kaffee für mich und einen Tee für ihn zu machen. Auf Frühstück verzichte ich und Adrian dürfte andere Sorgen haben als einen knurrenden Magen.
    Sonderlich gut sieht Adrian nicht aus, als er schließlich die Küche betritt. Ich deute schweigend auf den Tee und Adrian setzt sich ebenso schweigend an den Tisch, um die Hände um die Tasse zu legen. Es dauert eine Weile, bis er endlich einen Schluck nimmt und im nächsten Moment das Gesicht verzieht. Kein Wunder. Ich finde schon den Geruch von Kamillentee abartig, vom Geschmack will ich da gar nicht erst anfangen. Allein, dass Adrian noch einen zweiten und dritten Schluck nimmt, ist für mich ein mehr als eindeutiges Zeichen dafür, dass es ihm schlecht geht.
    „Kannst du dich an letzte Nacht erinnern?“
    Ja, kann er, verrät mir Adrians kurzes Aufschauen in meine Richtung, bevor er wieder auf den Tisch starrt und die Lippen zusammenpresst. Dieser Volltrottel. Er will also wirklich stur bleiben, es ist nicht zu fassen. Wie kann man nur so einen Dickschädel haben? Na gut, meiner ist auch nicht von schlechten Eltern, aber das hat Adrian noch nie davon abgehalten, mir die Leviten zu lesen, wenn es nötig war und dasselbe werde ich jetzt auch tun. Auge um Auge, das ist nur recht und billig, finde ich.
    „Er hat gesagt, es wäre ausreichend, wenn einer von uns sich mit Schuldgefühlen belastet“, zitiere ich daher Davids Worte und Adrians folgendes Zusammenzucken

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