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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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spricht Bände. „Du kleiner Mistkerl. Du wusstest ganz genau, was du für Blödsinn redest, oder? Du wusstest, dass du David damit erst mal mundtot machen kannst, weil ihr jetzt in derselben Situation seid. Er wegen Tom, du wegen Craig. Und all das nur, weil du nicht fähig bist dir einzugestehen, dass du nicht Supermann bist und nicht alles im Griff hat? Du bist ein manipulierendes Arschloch und ein Feigling noch dazu!“
    Adrian sieht abrupt zu mir auf. „Das ist nicht wahr!“
    „Und ob das wahr ist, deswegen wehrst du dich ja auch mit Händen und Füßen dagegen. Was ist bei dir anders, als bei uns? Wir dürfen schwach sein, aber du nicht, oder wie stellst du dir das vor? Wir dürfen Fehler haben, nur du musst perfekt sein?“
    Adrian antwortet nicht, starrt mich nur an. So vergeht eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich auf die Lippen beißt und den Blick wieder auf den Küchentisch richtet. „Ich kann so was nicht gut.“
    Ich verdrehe genervt die Augen. „Willkommen im Club, Blödmann. Glaubst du, ich kann das gut oder will es gut können? Wie oft bist du mir auf die Zehen gestiegen, weil ich eben nicht schwach sein wollte? Hat dich gekümmert, was ich wollte? Hast du mich in Ruhe gelassen? Jetzt sag' schon!“, gifte ich ihn an, als er mir nicht antwortet, worauf Adrian wieder aufsieht.
    „Nein“, gibt er zu, nachdem ich die Kaffeetasse hinter mir auf die Theke gestellt und wütend meine Arme vor der Brust verschränkt habe. „Es ist leichter für mich, auf der anderen Seite zu stehen.“
    Für ihn vielleicht, für mich ganz sicher nicht. „Du bist ein Vollidiot.“
    „Nicky...“
    „Ich bin noch nicht fertig“, unterbreche ich ihn rabiat, denn ich habe noch mehr zu sagen und das wird Adrian jetzt aushalten müssen. „Es ist doch wirklich erstaunlich. Mister FBI, bester Freund seit vielen Jahren, Ehemann und Superdad, stellt mit Ende Vierzig auf einmal fest, dass er genauso sterblich ist wie jeder andere um ihn herum.“
    Adrians Augen weiten sich. Volltreffer. Sein Blick verrät ihn. Ich habe recht, wird mir klar, obwohl ich eigentlich nur einen Schuss ins Blaue gewagt habe. Davor hat er die größte Angst und mit eben dieser Angst kann er offenbar überhaupt nicht umgehen. Adrian will etwas sagen, doch dazu kommt er nicht, weil er im nächsten Augenblick so weiß wird, wie eine frischgestrichene Wand, bevor er sich eine Hand vor den Mund hält, aufspringt und würgend aus der Küche rennt.
    Na wunderbar.
    Bewaffnet mit zwei Aspirin und einer neuen Tasse Tee, folge ich ihm ins Gästebad, wo er wie ein Häufchen Elend neben der Kloschüssel auf dem blanken Fußboden sitzt. Kopfschüttelnd reiche ich ihm den Tee und die Tabletten und hole einen Lappen. Es gefällt Adrian zwar gar nicht, bemuttert zu werden, aber er verliert kein Wort deswegen, sondern sieht mich irgendwann nur entschuldigend an, was mich leise seufzen lässt. Wir drehen uns im Kreis und das weiß er genauso gut wie ich.
    „Was hast du denn erwartet? Ewiges Leben? Das ist ein Wunschtraum, Adrian.“
    „Soll ich es etwa gut finden, niedergeschossen worden zu sein, um herauszufinden, dass ich sterblich bin?“
    „Nein. Natürlich nicht.“ Ich wasche den Lappen aus und setze mich dann zu ihm. „Du sollst nur aufhören, dich selbst und die Menschen in deiner Nähe völlig verrückt zu machen.“ Ich halte sein Kinn fest, als Adrian meinem Blick ausweichen will. „Hast du eine Vorstellung davon, wie froh wir alle sind, dass es dir gutgeht? Du bist nicht tot, Adrian, und du bist auch nicht Schuld daran, dass Craig es nicht geschafft hat.“
    „Die Kugeln...“
    „Hör' auf!“, unterbreche ich ihn scharf. „Das war Craigs Entscheidung, Adrian. Er wollte, dass du lebst, deshalb hat er sich in die Schusslinie gestellt. Tritt diese Entscheidung nicht mit Füßen, das hat er nicht verdient.“
    „Das ist nicht so einfach.“
    Da stimmt allerdings. „Niemand hat behauptet, dass es einfach ist. Versuch' es wenigstens, Adrian. Du hast Craig besser gekannt als ich, denkst du, er würde wollen, dass du dir an seinem Tod die Schuld gibst?“
    Adrian seufzt und schließt die Augen. „Nein.“
    „Na also“, sage ich und lasse ihn los, um mich mit dem Rücken neben ihm an die Duschkabine zu lehnen, weil er daran jetzt eine Weile zu grübeln haben wird. Also werde ich ihn ihn grübeln lassen.
    „Ich dachte, ich würde sterben“, flüstert Adrian, als ich schon gar nicht mehr mit einer Reaktion rechne. „Ich lag einfach nur da und

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