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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Onkel Dom und Onkel Cam ziehen. So ist es abgesprochen und so machen wir es.
    Ich weiß, dass Paps mich am liebsten hierbehalten würde, aber es ist gut, dass ich gehe. Wir hatten es in den vergangenen Monaten trotz Aussprache nicht immer einfach und ich war ein Mal so wütend auf ihn, dass ich kurz davorstand meine Sachen zu packen und für immer zu gehen. Dad sei Dank kam es nicht soweit. Er hat es mir erklärt. Diese Sache mit James, seinem Motorradunfall, Paps Angst deswegen, und ich weiß auch, dass Paps nicht aus seiner Haut kann, wie Dad es nennt. Aber ich will das nicht. Ich bin vielleicht noch nicht erwachsen im rechtlichen Sinn und vielleicht ist es wirklich ein Fehler nach Cape Elizabeth zu gehen, nur wird mich das nicht abhalten. Ich möchte ein eigenes Leben haben. Mit Julien. Ohne Paps und ohne sein ständiges Glucken, das mich immer noch jedes Mal auf die Palme bringt.
    „Isa?“
    Ich kann kaum den Kopf heben, so fertig bin ich, aber es reicht, um zur Tür zu sehen, durch die Dad gerade reinkommt. „Bin ich zu spät?“
    „Nein, ein bisschen dauert es noch“, informiert ihn die Hebamme, während ich keuchend nach Luft ringe und gleichzeitig weine, weil ich so froh bin, dass er da ist.
    „Dad...“
    „Hey, mein Schatz.“ Dad ist sofort bei mir und nimmt meine Hand, die ich fest drücke. „Wow, du Rambo“, neckt er mich und küsst mich auf die Stirn, während er mir gleichzeitig die Tränen von den Wangen wischt. „Wer wird denn hier weinen? Jetzt wo es gerade erst spannend wird.“
    „Es tut weh.“
    Dad nickt. „Das kann ich mir vorstellen. Brich mir einfach die Hand, ja? So wie wir es besprochen haben.“
    Das kann er haben, denke ich, als die nächste Wehe da ist, mich förmlich überrollt und Dad aufstöhnen lässt, als ich tue, was er wollte und ihm die Finger zusammenquetsche. Als es vorbei ist, murmelt Dad, dass er nie wieder malen kann, wenn ich das nächste Mal wieder so fest drücke und ich muss unwillkürlich lachen.
    „Wo ist Paps?“, will ich wissen, als ich wider genug Luft habe, um etwas zu sagen.
    „Am Flughafen.“
    Ich verstehe sofort. „Julien?“
    Dad grinst mich an. „Was dachtest du denn? Als die Schwester uns erreichte, hat er sofort sämtliche Beziehungen spielen lassen, um ihn aus der Uni und ins nächste Flugzeug zu bekommen. Sie müssten bald hier sein.“
    Ich komme nicht dazu, etwas zu erwidern, denn eine weitere Wehe macht mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und es bleibt nicht die Einzige. Keine Ahnung wie lange ich das Spiel aus Atmen, Hecheln, den Arzt verfluchen und Dad die Hand brechen mitmache, am Ende ist mir alles egal. Ich will nur noch, dass es aufhört, weil ich einfach nicht mehr kann. Kann mich bitte jemand niederschlagen oder betäuben oder was auch immer? Wie lange dauert das denn noch?
    „Gleich geschafft, Isabell. Nur noch einmal pressen.“
    „Komm schon, Isa. Einmal noch. Los jetzt!“
    Der Arzt und Dad feuern mich gleichzeitig an und ich presse. Es ist reiner Automatismus. Wahrscheinlich bin ich nachher stumm und Dad taub, weil ich ihm ins Ohr schreie, aber es tut so weh und ich will endlich meine Tochter in den Armen halten, sonst nichts.
    Auf einmal schreit da noch jemand und die Schmerzen sind weg. Na ja, nicht ganz, aber das ist mir bereits im nächsten Moment völlig egal, als der Arzt mir ein blutverschmiertes Ding auf den Bauch legt, das irgendwie Juliens Nase hat. Vielleicht bin ich voreingenommen, kann sein, und wirklich hübsch ist Hannah im Augenblick nicht, mit ihrem zerknitterten Gesicht, aber diese Kleine gehört mir. Dieses Wunder haben Julien und ich gemacht. Da kann sie mit Blut verschmiert sein, zerknittert und auch lauter schreien als ich die letzten Stunden. Egal. Vollkommen egal. Ich kann nicht anders, als Hannah anzustarren, hin und hergerissen zwischen Staunen und sie loswerden wollen, weil ich nur noch schlafen will.
    „Da der Vater noch nicht hier ist, muss der Opa eben ran“, sagt kurz darauf eine Schwester grinsend und beugt sich zu mir. „Ich nehm' die Maus kurz mit, ja? Waschen, anziehen und nachgucken, ob alles an ihr dran ist. Der Opa kommt mit und sieht mir zu.“
    Ich nicke nur, schließe die Augen und lächle, als Dad mir wieder einen Kuss auf die Stirn drückt, bevor er der Schwester und Hannah folgt.

    Ich muss eingeschlafen sein. Kein Wunder. Nach x-Stunden Wehen, Geburt, Nachgeburt und das alles unter ständigen Schmerzen ist man einfach nur fertig. Ich jedenfalls und deswegen brauche

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