Kleine Einblicke
nicht funktioniert, muss ich dir nicht erzählen.“
Nein, das musste David nicht. Kilian verstand genau, was Adrian durchmachte, denn ihm war es mit Colin genauso gegangen, als der beinahe Mikael verloren hatte. Trotzdem war es nicht richtig, was Adrian getan hatte. „Er muss Isa endlich loslassen.“
„Ich weiß“, gab David leise zu. „Aber dieses Beschützen ist ihm so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er nur schwer aus seiner Haut kann. Ich hoffe, dass Isa genug Geduld mit Adrian hat, bis er soweit ist.“
Vielleicht musste Isabell nicht solange Geduld haben, dachte Kilian und fing an zu schmunzeln, als ihm eine Idee kam. „Sag' mal...?“ Er wartete, bis David ihn ansah. „Hat Onkel Adrian schon mal darüber nachgedacht, wer nach ihm und Nick die Kanzlei leiten wird?“
David stutzte, dann fing er an zu grinsen. „Meinst du?“
Kilian nickte. „Warum nicht? Mehr als einander umbringen, können sie ja nicht. Ich finde, Adrian und Nick könnten Julien zumindest fragen.“
„Ich bestelle schon mal die Boxhandschuhe“, meinte David trocken und Kilian lachte los.
Wenn Kinder groß werden... - Teil 2
Es ist nicht leicht, mit einem so behütenden Vater wie Adrian Quinlan aufzuwachsen. Isabell hat mit ihrem 'Paps' deswegen schon einige Kämpfe ausgefochten, denn Kinder werden erwachsen, ob ihren Vätern das nun gefällt oder eben nicht.
„Noch nicht pressen.“
„Sagen Sie mir nicht, was ich tun soll. Bekommen Sie das Kind oder ich? Was für ein Arzt sind Sie eigentlich?“
Die Hebamme neben mir grinst und wenn ich nicht so fertig wäre, würde ich vom Bett springen und sie erwürgen. Aber es dürfte etwas schwer werden jemanden zu erwürgen, wenn man bereits seit Stunden in den Wehen liegt und zwischen fluchen und atmen nicht mehr viel hinbekommt. Wenn wenigstens jemand hier wäre. Aber mein kleiner Sonnenschein hat beschlossen, sich am frühen Morgen im Unterricht in der Schule zu melden und das mehrere Wochen vor der errechneten Zeit. Die Krankenschwester versucht eben zum wohl hundertsten Mal Dad und Paps zu erreichen, bei Julien geht nur die Mailbox ran. Kein Wunder, er sitzt bis zum Abend in der Uni, ich habe seine Vorlesungen genau im Kopf.
So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Wir haben die Geburt richtig geplant. Julien wollte unbedingt dabei sein, aber für den Notfall sollten eben meine Väter einspringen. Tja, im Moment sieht es sehr danach aus, als müsste ich Hannah allein auf die Welt bringen. Nicht, dass Frauen das früher nicht auch geschafft hätten, aber ich will es nicht allein machen.
„Hecheln, Isabell. Halten Sie noch ein bisschen durch.“
Durchhalten? Der Typ hat doch keine Ahnung. „Sobald ich hier aufstehen kann, sind Sie ein toter Mann!“, drohe ich ihm, was den Arzt lachen lässt. Er ist noch sehr jung und deshalb mag ich ihn. Anfangs war es komisch, weil er ein Mann ist, aber mit den anderen beiden Ärztinnen auf der Entbindungsstation bin ich nicht klargekommen und deshalb wird er jetzt, und das hoffentlich bald, Juliens und meine Tochter auf die Welt holen.
Hannah Adriana Quinlan.
Ja, ich weiß. Das ist kitschig, albern und was weiß ich nicht noch alles, aber der Zweitname war Juliens Idee und Paps Blick war nicht mit Gold aufzuwiegen, als wir ihm davon erzählt haben.
Meine Väter. Sie sind so glücklich und stolz und nervös und Paps würde mich am liebsten in Watte packen, bis ich alt und grau bin, ich weiß das. Aber seit er und ich uns hingesetzt und über Julien und das Baby und meine Wahl Ende des Jahres nach Cape Elizabeth zu gehen gesprochen haben, ist alles wieder gut zwischen uns. Na gut, nicht immer, aber meistens. Es war auch nötig, nachdem ich letztes Jahr auf Dads Geheiß hin zu Kilian geflüchtet bin. Wir hatten eine Menge zu klären und obwohl es ohne Tränen nicht ging, wir haben es geklärt. Wir haben beide geweint, uns zum Affen gemacht, und sind danach Pizza essen gegangen und ins Kino. Ein richtiger Paps-Abend.
Es war toll. Wirklich toll. Vor allem, weil Paps nichts mit Horrorfilmen anfangen kann. Egal. Ich habe mich prächtig über seine Kommentare amüsiert, mit denen er den Film von Anfang bis Ende begleitete, was sogar ein paar von unseren Sitznachbarn zum Lachen brachte. Eine Woche später habe ich das Gleiche mit Dad veranstaltet, dem es hingegen nicht blutig genug sein konnte.
Ich liebe meine beiden Väter über alles, aber ich werde dennoch, sobald ich im Sommer die Schule fertig habe, mit Hannah zu
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