Kleine Einblicke
den fragend an. „Wenn du es wusstest, wieso ist Isa dann heute bei mir aufgetaucht?“
David sah bedeutsam zu Adrian, der daraufhin den Mund wortlos wieder schloss und sichtlich verlegen den Kopf senkte, um auf die Tischplatte zu starren. Kilian war geschockt. Das Adrian schweigend nachgab, hatte er so etwas schon mal erlebt? Er konnte sich nicht erinnern. David musste Adrian auf der Herfahrt mächtig die Leviten gelesen haben. David nickte nur und sah ihn wieder an.
„Sie hat die Typen bemerkt, die Adrian ihr auf den Hals geschickt hat, deswegen hat sie mich angerufen und ist nach der Schule direkt zu Julien gefahren, der sie hierher zu dir gebracht hat. Ich bat sie darum, weil ich in Ruhe mit Adrian reden wollte, aber mein lieber Anwalt hatte nichts Besseres zu tun, als umgehend in den Wagen zu springen und sich auf den Weg zu machen, nachdem er erfahren hatte, wo sie ist.“
Das erklärte Einiges. Kilian nickte verstehend. „Du wolltest es ihm nicht im Auto erklären.“
„Genau so ist es“, stimmte David ihm zu. „Ich ahnte, wie Adrian darauf reagieren würde, gerade weil Isa erst fünfzehn ist, und ich schätze, du auch. Deshalb hast du ihm bei deinem Anruf auch nicht erzählt, dass Isa schwanger ist. Mir war klar, was bei uns erst mal los sein würde, wenn mein lieber Ehemann von mir erfährt, dass unsere minderjährige Tochter mit einem erwachsenen Mann Sex hatte. Ich kenne die Gesetze, aber in dem Fall gelten sie für mich nicht, denn die beiden lieben sich. Aber das wollte ich unter vier Augen klären, nicht mit Isa im Zimmer.“
Kilian grinste schief. „Zwei Doofe, ein Gedanke.“
David lächelte nur und wandte sich Adrian zu, der immer noch auf die Tischplatte starrte. „Unsere Tochter wird Mutter, Adrian, doch statt für sie da zu sein und sie zu unterstützen, streitet ihr nur noch. Wegen Julien. Weil der Junge genauso ist wie du. Wir werden Großeltern. Ist dir das klar? Opa. Gott, allein das auszusprechen...“ David lachte leise und schüttelte den Kopf. „Ja, sie ist jung, aber das war Gwen auch und guck' dir Kilian an. Wenn sie das Kind wollen, dann ist es unser Job, Isa zu helfen und sie zu unterstützen, Adrian. Nicht sie einzuengen und sogar zu überwachen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das je sage, aber diese Sache hast du gründlich vermasselt. Und jetzt wirst du nach unserer Tochter suchen und dich bei ihr entschuldigen. Darüber werde auch ich nicht diskutieren, damit das klar ist, und wenn du vorhast, dich zu weigern, bekommen wir ernste Probleme. Hast du das verstanden?“
Es dauerte eine ganze Weile bis Adrian langsam den Kopf hob und David ansah. „Es tut mir leid.“
David schüttelte den Kopf. „Sag' das nicht mir, sag' es Isa. Und wenn du schon dabei bist, gib' Julien endlich eine Chance. Er ist wirklich in Ordnung.“
Adrian sah zurück auf die Tischplatte und knabberte die nächsten Minuten auf seiner Unterlippe herum. Kilian hätte zu gern gewusst, was in Adrians Kopf gerade vor sich ging, aber er fragte ihn nicht danach, sondern wartete schweigend ab, bis Adrian schlussendlich seufzte und aufstand, um dann wortlos die Küche zu verlassen. Kurz darauf klappte die Haustür und er war mit David allein, der darauf leise stöhnte und sich mit den Händen über das Gesicht fuhr.
„Ist alles okay?“, fragte Kilian beunruhigt.
David nickte und sah ihn dann an. „Ich war so wütend auf Adrian, als ich herausfand, was er getan hat. Ich bin es noch, um ehrlich zu sein, obwohl ich ihn zum Teil sogar verstehen kann.“
„Hat er so große Angst davor, Isa zu verlieren?“, wollte Kilian wissen und runzelte die Stirn, als David den Kopf schüttelte. „Was denn dann?“
„Es geht nicht speziell um Isabell. Auch nicht um mich, falls du das denkst.“ David sah aus dem Fenster. „Weißt du, wer James war?“
„Nein. Zumindest sagt mir der Name jetzt nichts.“
„James hat aus Adrian den Menschen gemacht, den du heute kennst. Er war zwei Jahre älter als du jetzt bist, als er sich das Leben genommen hat, weil er mit sich selbst und seinem Leben überfordert war. Davor hat Adrian Angst. Dass Isa alles über den Kopf wächst, dass er nicht bei ihr ist, sobald es ihr zuviel wird, und dass er sie verlieren könnte, wenn er nicht rund um die Uhr Bescheid weiß, wie es ihr geht. Als sie kleiner war, war das kein Problem, so wie Isa an ihm hing, aber jetzt wird sie älter und lebt ihr eigenes Leben. Adrian kann damit nicht umgehen und versucht sie zu halten. Dass das
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