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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Will für dich geholt hat und dann wirst du schlafen. Solange wie es nötig ist. Connor hat gesagt, er bringt mich um, wenn ich dich aus dem Bett lasse, bevor du wieder wie ein Mensch aussiehst.“
    Hä? Connor hat gesagt? Also ich traue Nick wirklich eine Menge zu, aber Gespräche mit Komapatienten dürften ein klein wenig über seinen Möglichkeiten liegen. Moment mal... Wie hat er das gemeint, dass ich in meinem Wahn aus Übermüdung sonst was verstanden habe? Kann es sein, das...? Ist es tatsächlich möglich, dass ich...? Mir zittern die Hände auf einmal so heftig, dass ich zwei Versuche brauche, um die rechte auf Nicks Schulter zu legen, der mich vor ein paar Sekunden auf den Badewannenrand bugsiert hat und gerade das Wasser aufdreht. Ich will, dass er mich ansieht und mir ins direkt Gesicht sagt, dass ich Recht habe. Dass Connor... Dass er nicht...
    Ich wage es nicht einmal zu denken, soviel Angst habe ich davor, dass ich ihn vielleicht doch falsch verstanden habe. „Nick...?“
    „Vorgestern“, antwortet er leise und dreht sich zu mir um, beide Hände an meine Seiten legend, was auch besser ist, weil ich sonst in die Wanne gefallen wäre.
    Oh mein Gott.
    „Was?“ Ich klinge ganz komisch. Ist das wirklich meine Stimme?
    Nick hockt sich auf die Fersen und zieht mich von der Wanne auf seinen Schoß. „Vorgestern Nacht. Tris hat ihm ein Buch von Stephen King vorgelesen und dabei mit dem Stuhl gekippelt, du kennst ihn ja. Er ist hintenüber gefallen, als Connor plötzlich meinte, dass er das Buch scheiße findet.“
    Er ist wach. Er ist wirklich wach. Connor ist wach. Er ist... Er lebt und er ist wieder da. Hier. Bei mir. Mein Kopf ist auf einmal wie leergefegt. Ich kann kaum einen vernünftigen Gedanken fassen, stattdessen starre ich Nick nur stumm an und warte darauf, dass er weiter redet. Dass er irgendetwas sagt, was mir vor allem beweist, dass ich mich eben nicht verhört habe. Dass ich nicht träume oder irgendwo ohnmächtig in einer Ecke liege und eine Wahnvorstellung habe. Aber Nick sagt nichts. Kein einziges, verfluchtes Wort. Doch bevor ihn dafür anschreien kann, fängt er an zu lächeln, und da weiß ich, dass ich weder träume noch sonst etwas, denn Nick weint neben dem Lächeln. Er weint und lächelt und dann nickt er mir auch noch zu, so als würde er spüren, was mir im Kopf herumgeht und das bringt das Fass in mir zum überlaufen.
    „Na endlich“, murmelt er unter Tränen, als ich genauso zu weinen anfange wie er.
    Ich weiß genau, was Nick mir damit sagen will, denn er gehört zu den wenigen Menschen in meinem Leben, die sich solche Worte immer erlauben dürfen. Nick darf mir sagen, wenn ich Mist baue und dass ich seit dem Unfall nicht geweint habe, das war Mist. Aber jetzt ist alles wieder gut, beziehungsweise, es wird wieder gut werden. Connor ist wach, das Leben hat uns beide wieder, und auch wenn ich nicht weiß, ob es Absicht oder Zufall ist, dass mein Magen gerade jetzt heftig zu knurren anfängt, lachen muss ich trotzdem darüber. Genau wie Nick. Wir heulen und lachen und geben wahrscheinlich ein völlig lächerliches Bild ab, als wir irgendwann halb auf und halb nebeneinander auf dem Badewannenvorleger liegend enden. Inklusive Schluckauf, was uns nur noch mehr lachen lässt.
    Bis irgendwann Rachel bei uns auftaucht, den Wasserhahn zudreht und mir dann zärtlich über den Rücken streichelt. Sie ist einfach eine Vollblutmutter und mittlerweile ist Rachel das auch für mich und, was noch viel wichtiger ist, ich liebe sie dafür. Es ist sehr lange her, dass ich zuletzt vor ihrer Berührung zurückgewichen bin und daher ist es auch jetzt kein Problem, dass sie da ist. Obwohl Nick und ich immer noch wie zwei Verrückte lachend, weinend und zugleich überglücklich auf dem Boden im Bennett'schen Badezimmer liegen, weil das Warten endlich vorbei ist. Weil die furchtbarsten zwei Monate meines Lebens soeben ein Ende gefunden haben. Darüber darf ich wie ein Irrer lachen, oder etwa nicht?

    Ich habe es Connor erzählt. Wie Nick und ich im Badezimmer einen halben Nervenzusammenbruch hatten. Vor sechs Monaten, um genau zu sein. Und wie wir beide es erwartet hatten, hat er zuerst völlig ungläubig geguckt, dann hat er Nick und mich 'Spinner' genannt und ist in Gelächter ausgebrochen. Mit Tristan, David, Adrian, einfach der gesamten Bande. Nick und ich haben uns nur angesehen und sie lachen lassen. Besonders Connor lachen lassen, denn es ist für uns selbst heute noch ein kleines Wunder,

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