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Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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versteckt hast?“, schrie Adrian ihn auf einmal an und David wäre am liebsten aus dem Atelier gerannt. Aber dafür hätte er an Adrian vorbei gemusst, was nicht in Frage kam. „Du weißt genau, dass du durch den Unfall für den Rest deines Lebens mit Tabletten vorsichtig sein musst. Von Alkohol ganz zu schweigen, nach dem Absturz in L.A. Trotzdem hast du Schlaftabletten genommen. Trotzdem hast du getrunken. Und jetzt sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!“
    David konnte es nicht. Er konnte den Kopf nicht heben und sich Adrians Blick stellen, weil er die Enttäuschung in dessen Augen nicht ertragen hätte. Sein Anwalt hatte Recht. Mit jedem Vorwurf und jedem Wort. Es gab nichts, was er sagen konnte, um sich dafür zu entschuldigen. Nichts, um sich für seine jämmerliche Schwäche zu rechtfertigen. Ja, er hatte letzte Nacht getrunken und er hatte anschließend zwei Tabletten genommen, um wenigstens einige Stunden zu schlafen. Wohl wissend, dass Adrian wegen einem komplizierten Fall in der Stadtwohnung übernachten würde. Er hatte gedacht, dass er sich schon irgendwie einkriegen würde, bevor er... Erwischt wurde? Bevor Adrian ihn dafür zur Rede stellen und ihm die Leviten lesen konnte? Wie hatte er nur so dumm sein und glauben können, Adrian so etwas verheimlichen zu können?
    „Ich fahre in unsere Stadtwohnung“, sagte Adrian auf einmal und riss ihn aus seinen Gedanken. David sah ängstlich auf, aber Adrian hatte sich schon abgewandt.
    „Wann kommst du wieder?“, fragte er leise.
    Die Tür an der Klinke hielt Adrian inne, sah ihn aber nicht an. „Weißt du, was das Schlimmste daran ist? Nicht, dass du getrunken und Tabletten genommen hast. Auch nicht, dass du den Versuch mit Delongis zu reden nicht verkraftet hast. Damit habe ich gerechnet, um ehrlich zu sein. Ich ahnte, dass es schlimm werden würde, aber ich wollte dir helfen, weil ich dich liebe. Weil ich wusste, wie wichtig dir dieser Versuch war, um deine Vergangenheit hinter dir zu lassen.“
    Oh Gott, was hatte er nur angerichtet? „Adrian...“
    Adrian schüttelte den Kopf und David verstummte. „Aber du lässt mich nicht helfen, David. Du schließt mich aus. Du vertraust einer Flasche Alkohol und einer Dose Tabletten mehr als mir. Du kannst dir nicht vorstellen, wie weh das tut.“

    David war wie betäubt, als er mitten in der Nacht nach unten in die Küche ging, weil er vom Weinen einen Schluckauf hatte, ihm vor Hunger ganz schlecht war und sein Kreislauf zudem völlig verrückt spielte. Er hatte Adrian nicht zurückgehalten, als der gegangen war, dazu war er viel zu entsetzt und beschämt über sich selbst gewesen. Stattdessen hatte er geweint. Stundenlang. Bis vor einer halben Stunde etwa, da hatte das Telefon geklingelt. Er war nicht drangegangen und der Anrufer hatte nicht auf den Anrufbeantworter gesprochen. Adrian vielleicht? David traute sich nicht das Telefon zu nehmen und nachzusehen. Stattdessen nahm er sich eine Flasche Wasser und setzte sich an den Küchentisch, um seinen schmerzenden Hals und seinen leeren Magen zu beruhigen. Das Telefon fing erneut an zu klingeln, da hatte er die Flasche gerade erst an die Lippen gesetzt. David ignorierte das Klingeln bis...
    „Scher' deinen Hintern als Telefon, aber pronto!“
    David prustete das Wasser quer über den Tisch. Shannon? Was...?
    „Wenn du nicht willst, dass ich in den nächsten Flieger steige, um zu euch nach Baltimore zu kommen und dir den Arsch aufzureißen, geh' ans Telefon, David!“
    Oha. David beschlich eine Ahnung, denn Shannon wusste scheinbar, was heute passiert war und da er ihn nicht angerufen hatte, blieb nur noch einer übrig. David biss sich nervös auf die Lippe und sah zum Telefon. Shannon würde ihm noch deutlicher die Leviten lesen, als Adrian es getan hatte, das wusste er. Und David wusste auch, dass Shannon mit seiner unnachahmlichen Art und Weise alles aus ihm herauskitzeln würde, was ihm wegen Delongis im Kopf herumging. Ganz egal, ob er es darüber reden wollte oder nicht. Adrian konnte das auch verdammt gut und hätte es mit Sicherheit auch getan, wenn er vorhin nicht so wütend und enttäuscht gewesen wäre.
    „Du hast noch zehn Sekunden, deine Meinung zu ändern.“
    David verzog das Gesicht. Einerseits hätte er Adrian am liebsten den Hals umgedreht, weil der Shannon angerufen hätte, andererseits war es vermutlich das Beste so. David stand auf und nahm ab, ohne etwas zu sagen.
    „Er hat geweint, David.“ Shannon atmete tief durch.

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