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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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endgültig fort.
    »Doofer Wullie?«, fragte Tiffany, richtete einen strengen Blick auf den zappelnden Kobold und versuchte, nicht zu weinen.
    »Mmpf?«
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    »Stimmt das, was Rob Irgendwer gesagt hat?«
    »Mmpf!« Die Augenbrauen des Doofen Wullie wander-
    ten mehrmals auf und ab.
    »Herr Größter, bitte nimm die Hand von seinem Mund«,
    sagte Tiffany, und der Doofe Wullie wurde freigegeben.
    Rob Irgendwer hatte besorgt gewirkt, aber der Doofe
    Wullie war entsetzt. Er riss sich die Mütze vom Kopf und hielt sie in beiden Händen wie einen Schild.
    »Stimmt das alles, Doofer Wullie?«, fragte Tiffany.
    »Oh, schlimm, schlimm …«
    »Ja oder nein.«
    »Ja, es stimmt!«, entfuhr es dem Doofen Wullie. »Oh,
    schlimm, schlimm …«
    »Herzlichen Dank«, sagte Tiffany, schniefte und
    versuchte, die Tränen wegzublinzeln. »Na schön. Ich
    verstehe.«
    Die Größten sahen unsicher zu ihr auf.
    »Du wirst deshalb nich' böse?«, fragte Rob Irgendwer.
    »Nein. Es … funktioniert alles.«
    Sie hörte den Widerhall überall in der Höhle: das
    Geräusch von hunderten kleiner Männer, die erleichtert seufzten.
    »Sie hat mich nicht in eine Ameise verwandelt!«, sagte der Doofe Wullie und wandte sich mit einem freudigen
    Grinsen an die anderen Kobolde. »He, Jungs, ich hab' mit der Hexe geredet, un' sie hat mich nicht mal schief
    angesehen! Sie hat gelächelt!« Er sah Tiffany an, strahlte und fuhr fort: »Und weißt du was, Meisterin, wenn man
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    das Tabaketikett verkehrt herum hält, formen ein Teil der Kappe und sein Ohr eine Frau ohne mmpf mmpf …«
    »Ach, es geht schon wieder los, zufällig erwürge ich
    dich fast«, sagte Rob Irgendwer mit der Hand auf Wullies Mund.
    Tiffany öffnete den Mund – und schloss ihn wieder, als sie ein sonderbares Kitzeln in den Ohren spürte.
    An der Decke der Höhle erwachten mehrere
    Fledermäuse und flogen hastig durch das Rauchloch nach draußen.
    Einige Größte wurden auf der anderen Seite des Raums
    aktiv. Was Tiffany für einen seltsam runden Stein gehalten hatte, wurde beiseite gerollt, und dahinter erschien eine große Öffnung.
    Es patschte in Tiffanys Ohren, und es fühlte sich an, als liefe das ganze Ohrenschmalz heraus. Die Größten bildeten zwei Reihen, die zur Öffnung führten.
    Tiffany stieß die Kröte an. »Was sind das für hohe
    Töne?«
    »Ich bin eine Kröte. Wir hören nicht besonders gut. Aber vermutlich steckt er dahinter.«
    Die Kröte meinte einen Größten, der durch die Öffnung
    trat, aus der – inzwischen hatten sich Tiffanys Augen an die Düsternis gewöhnt – ein matter goldener Schein kam.
    Das Haar des Neuankömmlings war nicht rot, sondern
    weiß. Für einen Kobold schien er recht groß zu sein, aber er war auch dürr, so dünn wie ein Zweig. In den Armen
    hielt er etwas, das wie ein dicker Lederbeutel aussah, aus dem zahlreiche Pfeifen ragten.
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    »Ich schätze, das haben nur wenige Menschen gesehen
    und erlebt«, sagte die Kröte. »Er spielt die Mäusedudell«
    »Es kitzelt mich in den Ohren!« Tiffany versuchte, den beiden kleinen Ohren an der Mäusedudel keine Beachtung zu schenken.
    »Das liegt an den hohen Tönen«, erklärte die Kröte.
    »Die Kobolde hören natürlich anders als Menschen.
    Wahrscheinlich ist er ihr Kampfpoet.«
    »Du meinst, er erinnert mit heroischen Liedern an
    berühmte Kämpfe?«
    »Nein. Er trägt Gedichte vor, die den Feind erschrecken.
    Bedenke, wie wichtig Worte für die Kleinen Riesen sind.
    Wenn ein talentierter Kampfpoet beginnt, seine Gedichte vorzutragen, explodiert dem Feind das Ohr. Äh, offenbar sind sie jetzt bereit für dich …«
    Rob Irgendwer klopfte höflich an Tiffanys Stiefelspitze.
    »Die Kelda empfängt dich jetzt, Meisterin«, sagte er.
    Der dürre Größte hörte auf, die Mäusedudel zu spielen
    und trat respektvoll neben das große Loch in der Wand.
    Tiffany fühlte hunderte aufmerksame Blicke auf sich
    ruhen.
    »Das spezielle Schaf-Einreibemittel«, flüsterte die
    Kröte.
    »Wie bitte?«
    »Nimm es mit«, drängte die Kröte. »Es wäre ein gutes
    Geschenk.«
    Die Kobolde beobachteten Tiffany, als sie sich wieder
    hinlegte und durch das Loch hinter dem Stein kroch. Die 148
    Kröte hielt sich an ihr fest. Aus der Nähe stellte sie fest, dass das, was sie für einen Stein gehalten hatte, ein alter runder Schild war, grünblau und korrodiert. Die Öffnung, die er bedeckt hatte, war groß genug, um sie passieren zu lassen, aber ihre Beine mussten draußen bleiben, denn der Raum hinter dem

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