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Kleine Freie Männer

Kleine Freie Männer

Titel: Kleine Freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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triumphierend die Pfanne hob.
    »Na schön, wir haben die Pfanne«, sagte Rob Irgendwer.
    »Aber hier brauchst du ein Schwert aus Blitzeisen. Das is', äh, die offizielle Waffe zur Eroberung des Märchenlands …«
    »Ich kann mit der Pfanne umgehen«, erwiderte Tiffany.
    »Und ich …«
    »Da kommt was!«, rief der Doofe Wullie.
    Tiffany sah einige schwarze Punkte in der Ferne. Sie
    spürte, wie etwas an ihr emporkletterte und sich auf ihren Kopf stellte.
    »Es sind die schwarzen Hunde«, sagte Nicht-so-groß-
    wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock. »Dutzende davon, großer Mann.«
    »Den Hunden können wir nicht entkommen!«, entfuhr
    es Tiffany. Sie packte ihre Pfanne.
    »Is' auch nich' nötig«, sagte Rob Irgendwer. »Diesmal
    ham wir den Dudler dabei. Du solltest dir besser die Finger in die Ohren stecken.«
    William hielt den Blick auf das sich schnell nähernde
    Rudel gerichtet, während er einige Pfeifen der Mäusedudel losschraubte und in einen Beutel steckte, der an seiner Schulter hing.
    Die Hunde waren jetzt viel näher. Tiffany sah ihre
    Rasiermesserzähne und die brennenden Augen.
    Langsam holte William einige kürzere, silbrig glänzende Pfeifen hervor und schraubte sie fest. Er wirkte wie
    jemand, der sich nicht beeilen wollte.
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    Tiffany schloss die Hand fester um den Griff der Pfanne.
    Die Hunde bellten nicht. Es wäre etwas weniger
    unheimlich gewesen, wenn sie gebellt hätten.
    William schwang sich die Mäusedudel unter den Arm
    und blies, bis sie sich aufblähte.
    Als die Hunde so nahe heran waren, dass Tiffany sie
    geifern sah, verkündete der Dudler: »Ich spiele ›Der König unterrr Wasserrr‹.«
    Die Kobolde ließen ihre Schwerter fallen und hielten
    sich die Ohren zu.
    William setzte das Mundstück an die Lippen, klopfte
    zweimal mit dem Fuß und begann zu spielen, als ein Hund vor Tiffany zum Sprung ansetzte.
    Viele Dinge geschahen mehr oder weniger gleichzeitig.
    Tiffanys Zähne begannen zu summen. Die Pfanne vibrierte in ihren Händen und fiel in den Schnee. Der Hund vor ihr verdrehte die Augen, und sein Sprung endete in einem
    Taumeln.
    Die Todeshunde achteten nicht mehr auf die Kobolde.
    Sie heulten. Sie drehten sich im Kreis und versuchten, in ihre eigenen Schwänze zu beißen. Sie stolperten und
    stießen gegeneinander. Aus der Linie des knurrenden
    Todes wurde ein Haufen von verzweifelten Tieren, die
    zuckten, zitterten und ihrem eigenen Fell entrinnen
    wollten.
    Der Schnee schmolz in einem Kreis, dessen Mittelpunkt
    William bildete. Die Wangen des Dudlers glühten rot vor Anstrengung; Dampf stieg auf.
    Er nahm die Pfeife aus dem Mund. Die im
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    Schneematsch zappelnden Hunde hoben die Köpfe. Und
    dann, wie ein Hund, zogen sie den Schwanz zwischen die Hinterbeine und liefen wie Windhunde über den Schnee.
    »Jetzt dürfte bekannt sein, dass wir hier sind«, sagte Rob Irgendwer und wischte sich Tränen aus den Augen.
    »Wa-i-assiert?«, sagte Tiffany und befühlte ihre Zähne, um zu prüfen, ob sie noch da waren.
    »Er hat die Noten des Schmerzes gespielt«, erklärte Rob Irgendwer. »Du hörst die Töne nich', weil sie so hoch sind, aber die Hunde hören sie. Sie lassen ihre Köpfe schmerzen.
    Jetzt sollten wir den Weg besser fortsetzen, bevor die Königin jemand anderen schickt.«
    »Die Königin hat sie geschickt?«, fragte Tiffany. »Aber die Todeshunde sind wie aus einem Albtraum!«
    »Ja«, bestätigte Rob Irgendwer. »Da hat die Königin sie her.«
    Tiffany wandte sich an William den Dudler, der ruhig
    die Pfeifen austauschte. Als er ihren Blick bemerkte, sah er auf und zwinkerte.
    »Die Wir-sind-die-Größten nehmen Musik sehrrr ernst«,
    sagte er. Und dann deutete er auf den Schnee zu Tiffanys Füßen.
    Ein kleiner gelber Teddybär lag dort, aus 100 Prozent
    künstlichen Zusatzstoffen.
    Und der Schnee um Tiffany herum schmolz.

    Zwei Kobolde trugen Tiffany mühelos. Sie glitt über den Schnee, und der Clan lief neben ihr.
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    Keine Sonne am Himmel. Selbst an den trübsten Tagen kann man normalerweise erkennen, wo die Sonne steht,
    aber das war hier nicht möglich. Und noch etwas anderes erschien Tiffany seltsam, ohne dass sie es benennen
    konnte. Dies fühlte sich nicht nach einem richtigen Ort an.
    Sie wusste nicht, warum sie es so empfand, aber mit dem Horizont stimmte etwas nicht. Er wirkte nahe genug, um ihn berühren zu können, und das war natürlich Unsinn.
    Und die Dinge waren nicht … fertig. Zum Beispiel die
    Bäume des Waldes,

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