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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dass es sehr, sehr schlecht ist, nicht mit den Wir-sind-die-Größten befreundet zu sein.«
    Tiffany sah zur Sonne. Es blieben nur noch einige wenige Stunden, bis sie unterging.
    »Ich muss den Eingang finden«, sagte sie. »Hör mal, Nicht-so-klein-wie... «
    »Nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock, Meisterin«, sagte der Kobold geduldig.
    »Ja, danke. Wo ist Rob Irgendwer? Wo sind alle anderen?«
    Der junge Größte wirkte ein wenig verlegen.
    »Da drin findet eine Art Debatte statt, Meisterin«, antwortete er.
    »Wir müssen meinen Bruder finden! Ich bin hier die Kelda, oder?«
    »Es ist ein bisschen kom-pli-zier-ter, Meisterin. Bei der Debatte geht es um dich...«
    »Was reden sie über mich?«
    Nicht-so-groß-wie-der-mittelgroße-Jock-aber-größer-als-der-kleine-Jock-Jock sah aus, als wünschte er sich an einen anderen Ort.
    »Ah, sie sprechen darüber... äh... sie...«
    Tiffany gab auf. Der Kobold errötete. Sein blaues Gesicht würde dadurch hässlich violett. »Ich krieche durchs Loch zurück. Bitte schieb an meinen Stiefeln.«
    Als sich ihre Augen wieder an die Düsternis gewöhnt hatten, sah sie, dass es auf den Galerien erneut von Kobolden wimmelte. Einige von ihnen waren beim Waschen, und andere hatten ihr Haar aus irgendeinem Grund mit Ol geglättet. Sie alle sahen Tiffany an, als hätte sie sie bei etwas Schrecklichem erwischt.
    »Wir sollten aufbrechen, wenn wir der Königin folgen wollen«, sagte sie und blickte auf Rob Irgendwer hinab, der sein Gesicht in einem Becken aus einer halben Walnussschale gewaschen hatte. Wasser tropfte von seinem jetzt geflochtenen Bart. In sein Haar waren auch drei Zöpfe geflochten. Wenn er sich schnell umgedreht hätte, wäre vermutlich jemand zu Tode gepeitscht worden.
    »Äh«, sagte er, »es gibt da eine kleine Angelegenheit, die geregelt werden muss, Kelda.« Er drehte das winzige Handtuch hin und her. Wenn Rob Irgendwer etwas hin-und herdrehte, so war er besorgt.
    »Ja?«, erwiderte Tiffany.
    »Äh... möchtest du eine Tasse Tee?«, fragte Rob Irgendwer. Ein Kobold wankte vor und hob eine goldene Tasse, die einst vielleicht für einen König bestimmt gewesen war.
    Tiffany nahm sie, denn sie hatte tatsächlich Durst. Von der Menge kam ein Seufzen, als sie Tee trank. Er schmeckte recht gut.
    »Wir ham einem reisenden Händler, der an der Straße schlief, einen Beutel davon gestohlen«, erklärte Rob Irgendwer. »Gutes Zeug, nicht wahr?«
    Tiffanys Tasse verharrte auf halbem Wege zu ihren Lippen. Vielleicht begriffen die Kobolde nicht, wie laut sie flüsterten, denn ihr Ohr befand sich auf gleicher Höhe mit einem Gespräch.
    »Sie ist ein wenig groß, nichts für ungut.«
    »Ja, aber die Kelda muss groß sein, weißt du, damit sie viele kleine Kinder bekommt.«
    »Zugegeben, eine große Frau is’ schön und gut, aber wenn n Kerl mit dieser zu schmusen versucht, muss die Stelle, an der er gestern aufgehört hat, mit Kreide markiert sein.«
    » Und sie ist ein bisschen jung.«
    »Dann braucht sie noch nicht viele Kinder zu haben. Oder vielleicht nicht zu viele pro Geburt. Zum Beispiel nicht mehr als zehn.«
    »Potz Blitz, Jungs, wovon brabbelt ihr da? Sie wird sich ohnehin für Rob Irgendwer entscheiden. Man sieht, wie sehr dem armen großen Mann die Knie vor ihr zittern!«
    Tiffany lebte auf einer Farm. Man glaubt nicht lange daran, dass Störche kleine Kinder bringen oder dass man sie unter Büschen findet, wenn man auf einer Farm wohnt und erlebt, dass eine Kuh mitten in der Nacht beim Kalben Probleme bekommt. Tiffany hatte bei den Lammungen geholfen, weil kleine Hände bei schwierigen Fällen sehr nützlich waren. Sie wusste über die Beutel mit roter Farbe Bescheid, die man Böcken an die Brust band, und warum man später wusste, dass die Mutterschafe mit den roten Flecken auf dem Rücken im Frühling Lämmer bekommen würden. Es ist erstaunlich, was ein stilles, aufmerksames Kind lernen kann, unter anderem auch Dinge, von denen die Erwachsenen glauben, dass es dafür noch zu jung ist.
    Tiffany bemerkte Fion auf der anderen Seite der Höhle. Sie lächelte auf eine beunruhigende Weise.
    »Was geschieht hier, Rob Irgendwer?«, fragte sie und legte die Worte sorgfältig nieder.
    »Äh... es sind die Clanregeln, weißt du«, antwortete der Größte verlegen. »Du bist die neue Kelda, und, äh, wir müssen dich fragen, weißt du, ganz gleich, was wir davon halten, wir müssen dich fragen grummel grummel grum-mel...« Er wich

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