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Kleine freie Männer

Kleine freie Männer

Titel: Kleine freie Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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rasch zurück.
    »Das habe ich nicht ganz verstanden«, sagte Tiffany.
    »Wir haben uns gründlich geschrubbt, weißt du«, sagte Rob Irgendwer. »Einige der Jungs haben sogar im Tauteich gebadet, obwohl wir erst Mai haben, und der Große Yan hat sich zum ersten Mal in seinem Leben unter den Armen gewaschen, und der Doofe Wullie hat dir einen Blumenstrauß geholt... «
    Der Doofe Wullie trat vor, voller nervösem Stolz, und hob das bereits erwähnte Bukett. Vermutlich waren es hübsche Blumen gewesen, aber offenbar wusste er nicht, wie man einen Strauß band und ihn danach präsentierte. Stängel, Blätter und Blüten hingen in allen Richtungen aus seiner Faust.
    »Sehr hübsch«, sagte Tiffany und trank einen weiteren Schluck Tee.
    »Gut, gut.« Rob Irgendwer wischte sich die Stirn ab. »Vielleicht kannst du uns jetzt sagen grummel grummel grummel...«
    »Sie wollen wissen, wen von ihnen du heiraten willst«, sagte Fion laut. »So sind die Regeln. Du musst eine Wahl treffen oder aufhören, die Kelda zu sein. Wähle deinen Mann und benenne den Tag.«
    »Ja«, bestätigte Rob Irgendwer und mied Tiffanys Blick.
    Tiffany hielt die Tasse ganz ruhig, aber nur deshalb, weil sie plötzlich keinen Muskel mehr rühren konnte. Sie dachte:
    Aaargh! Dies passiert nicht wirklich! Ich kann nicht... Er kann nicht... Wir können nicht... Sie sind nicht einmal... Dies ist lächerlich! Lauf weg!
    Doch sie war sich hunderter nervöser Gesichter in den Schatten bewusst. Es ist sehr wichtig, wie du mit dieser Sache fertig wirst, sagten die Zweiten Gedanken. Sie beobachten dich alle. Und Fion wartet darauf, wie du dich verhältst. Du solltest eigentlich keine Abneigung haben gegen ein Mädchen, das hundertzwanzig Zentimeter kleiner ist als du, aber du kannst sie nicht ausstehen.
    »Das kommt unerwartet«, sagte Tiffany und rang sich ein Lächeln ab. »Natürlich ist es eine große Ehre.«
    »Ja, ja«, sagte Rob Irgendwer und blickte zu Boden.
    »Und ihr seid so viele, dass mir die Wahl schwer fällt«, fuhr Tiffany fort und lächelte noch immer. Und ihre Zweiten Gedanken sagten: Er ist auch nicht glücklich darüber!
    »Ja, kann ich mir denken«, sagte Rob Irgendwer.
    »Ich brauche ein wenig frische Luft, während ich darüber nachdenke«, fügte Tiffany hinzu und ließ das Lächeln auf den Lippen, bis sie sich wieder außerhalb des Erdhügels befand.
    Sie kauerte sich nieder und suchte zwischen den Blättern der Primeln. »Kröte!«, rief sie.
    Die Kröte kam zum Vorschein und kaute etwas. »Hm?«, fragte sie.
    »Sie wollen mich heiraten!«
    »Mm pfmm ffm mm?«
    »Was frisst du da?«
    Die Kröte schluckte. »Eine unterernährte Schnecke«, antwortete sie.
    »Ich habe gesagt, dass sie mich heiraten wollen!«
    »Und?«
    »Und? Ich meine... Überleg doch mal!«
    »Oh, ja, natürlich, der Größenunterschied«, sagte die Kröte. »Jetzt erscheint er dir vielleicht gering, aber wenn du eins fünfundsechzig groß bist, misst er noch immer nur fünfzehn Zentimeter... «
    »Mach dich nicht über mich lustig! Ich bin die Kelda!«
    »Ja, genau, und das ist es ja gerade«, erwiderte die Kröte. »Du bist die Kelda, und dabei gibt es bestimmte Regeln. Die neue Kelda heiratet einen Krieger ihrer Wahl, lässt sich mit ihm nieder und bekommt viele, viele Kobolde. Es wäre eine schreckliche Beleidigung für die Größten, wenn du ablehnen würdest... «
    »Ich heirate keinen Größten! Ich kann nicht hunderte von Babys bekommen! Sag mir, was ich machen soll!«
    »Ich? Ich soll der Kelda sagen, was sie machen soll? Das würde ich nie wagen«, sagte die Kröte. »Und es gefällt mir nicht, angeschrien zu werden. Selbst Kröten haben ihren Stolz.« Sie kroch in die Blätter zurück.
    Tiffany atmete tief durch und wollte schreien, doch sie blieb still.
    Die alte Kelda muss davon gewusst haben, dachte sie. Was bedeutet... Sie war sicher, dass ich damit fertig werde. Es waren einfach nur Regeln, und die Größten mussten sich daran halten. Niemand von ihnen wollte ein großes Mädchen wie Tiffany heiraten, obwohl das niemand von ihnen zugegeben hätte. Doch es galt, die Regeln zu achten.
    Es gab einen Ausweg, ganz bestimmt. Es musste einen geben. Aber ihr blieb keine andere Wahl, als einen Ehemann zu wählen und den Tag zu benennen. Darauf hatte man sie hingewiesen.
    Eine Zeit lang starrte Tiffany ins Dorngebüsch. Hm, dachte sie.
    Sie kroch ins Innere des Erdhügels zurück.
    Die Kobolde warteten nervös. Alle vernarbten und bärtigen Gesichter waren ihr

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