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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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ein leckeres Stück Kuchen oder etwas Gebäck essen und eine Partie Scrabble spielen. Ich wette, dass Ihnen das Freude machen würde …«
    Mrs. Durham schlug mit der Faust auf den Tisch und sprang so plötzlich auf, dass Mia zusammenfuhr. »Ich will nicht ins Midland , Mary! Ich will nicht spazieren gehen, und ich will auch nichts von diesem grässlichen Gebäck mit Sahne aus der Sprühflasche! Ich will einfach hier sitzen bleiben, weil ich mich hier wohlfühle.«
    »Ja, ja, schon gut, tut mir leid … Ich wollte nicht …« Mia war erschrocken über ihren eigenen Ausbruch; es war, als hätte sie plötzlich einen Anfall von Platzangst, als erstickte sie in diesem drückend heißen Zimmer. Es erinnerte sie an ihre Kindheit, wo sie oft stundenlang in ihrem Zimmer bleiben und sich mit sich selbst hatte beschäftigen müssen, während ihre Mutter unten Herrenbesuch empfing. Wieder spürte sie eine Hitzewelle in sich aufsteigen und ging zum Kamin, um das Gas herunterzudrehen. »Es ist unerträglich heiß hier drinnen. Mein Gott, ich habe das Gefühl, als käme ich viel zu früh in die Wechseljahre! Mir ist …« Sie begann, das Lametta vom Fenster herunterzunehmen. »Mir ist, als stünde die Zeit hier drinnen still. Bitte lassen Sie mich wenigstens ein Fenster öffnen!«
    Vorübergehend geheilt von ihren Beschwerden in den Beinen, stapfte Mrs. Durham zum Fenster, wo sie das andere Ende des Lamettas ergriff und daran zog. Na prima, dachte Mia, ist es das, worauf mein Leben hinausgelaufen ist? Mit einer alten Dame Tauziehen zu spielen?
    »Lassen Sie das hängen!«, sagte Mrs. D. grantig.
    »Nein, wir räumen es weg. Es sind noch drei Monate bis Weihnachten: Hören Sie auf, die Zeit wegzuwünschen! Und machen Sie dieses Fenster auf! Es riecht hier drinnen … es stinkt … nach Tod!« Mia wusste, dass sie sich vergessen hatte und viel zu weit gegangen war. Sie musste sich ja so anhören, als hätte sie den Verstand verloren, doch das kümmerte sie nicht.
    »TOD?«, sagte Mrs. Durham mit großen, leuchtenden Augen, als genösse sie das Wort. Diese Frau war geradezu besessen von dem Gedanken an den Tod.
    »Ja, TOD«, sagte Mia, während sie ihr das Lametta aus der Hand riss und es zornig aufzurollen begann. Als litte sie unter vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit. Vielleicht war das ja ansteckend. »Aber Sie sind noch nicht tot, Mrs. Durham, ganz und gar nicht, und ich denke wirklich, wenn Sie nur ein bisschen …« Mia redete und redete; sie schien einfach nicht mehr aufhören zu können.
    Als sie sich auf Mrs. D.s Anzeige gemeldet hatte, wäre sie nie auf die Idee gekommen, dass sie sich einmal Gedanken darüber machen würde, wie diese alte Dame ihre Zeit verbrachte, oder dass es sie auch nur interessieren würde. Sie dachte, sie würde herkommen, ein wenig Hausarbeit erledigen, putzen, Ordnung schaffen, sich vielleicht ein paar Geschichten über den Krieg anhören und dann mit dem Gefühl, ihre Arbeit erledigt zu haben, nach Hause gehen. Aber jetzt ertappte sie sich dabei, dass sie wütend war, total erbost. Es machte sie fuchsteufelswild, wie diese Frau ihr Leben vergeudete. Mia fühlte sich in ihrer eigenen Wohnung schon eingesperrt genug; ihre Besuche bei Mrs. Durham waren immer eine kleine Erleichterung und Ablenkung vom Alltag für sie gewesen, selbst wenn es nur eine Partie Scrabble oder ein Besuch im Midland Hotel war. Doch jetzt war sie auf einmal von alldem gründlich deprimiert.
    Mrs. Durham schüttelte ihre Fäuste an den Seiten, was Mia fast ein bisschen Angst einjagte. »Jetzt hören Sie mir mal zu, junge Frau! SIE hören MIR zu! Ich habe Sie nicht gebeten hierherzukommen, oder? Ich habe mir Sie nicht ausgesucht, sondern Sie mich, nicht wahr? Sie haben auf diese Anzeige geantwortet und beschlossen, den Job hier anzunehmen. Niemand hat Sie dazu gezwungen; Sie sind es, die mich braucht. Morecambe und Wise und ich waren ganz zufrieden, bevor Sie auftauchten. Also glauben Sie nur ja nicht, Sie könnten einfach hier hereinmarschieren, all meine Sachen umstellen und mir sagen, wie ich leben soll!«
    Mrs. D. war in den letzten Minuten so kurzatmig geworden, dass Mia plötzlich der schreckliche Gedanke kam, sie könnte einen Herzanfall erlitten haben – dass ihre Prophezeiung sich tatsächlich erfüllen und sie tot umfallen würde, direkt hier vor Mia auf dem Wohnzimmerteppich. »Mrs. Durham«, sagte sie. »Mrs. Durham! Bitte beruhigen Sie sich! Es tut mir leid … ich meinte es nicht böse …«
    Mrs.

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