Kleine Luegen erhalten die Liebe
eisig kalten Smirnoff Ice getrunken – gratis, wohlgemerkt, da es wieder eine von Norms Werbeveranstaltungs-Geschichten war. Und wie hast du den Abend verbracht?«
»Wie schön«, seufzt sie. »Apropos eiskalt, ich habe gerade stapelweise Blumenkohl-Käse-Gratin eingefroren – alles sehr innovativ. Man könnte glauben, ich arbeitete für eine Fluggesellschaft, so viel Zeit verbringe ich damit, Essen in kleine Plastikbehälter zu füllen und irgendwann wieder herauszunehmen.«
Fraser lacht.
Eine weitere, viel ausgedehntere Pause entsteht.
»Es ist schön, von dir zu hören«, sagt Mia dann, und selbst in seinem betrunkenen Zustand glaubt Fraser, ihr Lächeln zu hören. »Auch wenn wir noch nicht der Frage auf den Grund gegangen sind, warum du anrufst …«
»Warum? Warum ich anrufe? Um dich zu stören natürlich.«
»Ach, Frase. Du bist sooo süß.«
Er geht die Straße entlang, schiebt die Überreste des Laubs vor seinen Füßen her und blickt zu den Sternen auf. Sag es! Sag, was du empfindest! »Hör zu, ich hab nur angerufen, um dir zu sagen …«
»Ich liebe dich? Oh, Lionel, das hättest du nicht tun sollen …«
Und Fraser bleibt mitten auf der Straße stehen, enttäuscht wie ein Kind, und knurrt ins Telefon.
»Hör auf«, erwidert er, »hör auf, dich lustig zu machen, denn weißt du was? Du hast recht, Mia.« Er bleibt stehen und beißt sich auf die Lippe, denn jetzt ist es heraus. »Ich rufe tatsächlich an, um dir zu sagen, dass ich dich liebe.«
Er hört ein nervöses kleines Ausatmen am anderen Ende der Verbindung.
»Und ich liebe dich auch, Frase«, sagt sie.
Schweigen.
»Dann ist es ja gut«, meint Fraser, und da er sich selbst in seinem betrunkenen Zustand nicht sicher ist, wie er die große Erklärung weiterführen soll, fügt er hinzu: »Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit dir zum Lake Distrikt zu fahren. Es war sehr schön, weißt du? Nur du und ich und die Straße vor uns.«
»Hey, wir waren wie eine Renault-Megane-Werbung da draußen.«
»Es ist mein voller Ernst!« Dummerweise kommt das »voller Ernst« ein wenig undeutlich heraus.
Mia seufzt. »Fraser, du bist wirklich süß, aber du bist betrunken.«
»Bin ich nicht … oder … na ja, vielleicht hast du recht, doch ich meine es ernst, ich liebte es, in jener Nacht bei dir zu sein. Ich liebe …« Er reißt sich zusammen, weil ihm plötzlich nur allzu klar bewusst wird, dass er betrunken ist und sie stocknüchtern. »Ich will nur sagen, dass du eine gute Gesellschaft bist.«
»Danke.«
»Und du siehst auch fantastisch aus und hast sehr schöne Augen.«
»Ach, du liebe Güte, ja, jetzt weiß ich, dass du betrunken bist!«
»Und schöne Haare hast du auch.«
»Okay, Fraser, ich leg jetzt auf. Ich habe mir gerade einen guten Dokumentarfilm angesehen, als du anriefst …«
Fraser steht mitten auf der Straße und stellt sich vor, wie sie zusammengerollt auf dem Sofa liegt, in ihrem Pyjama wahrscheinlich, und sich den Film ansieht. Die Haare hat sie zusammengebunden. Sie sieht so hübsch aus mit einem Pferdeschwanz. »… das feinerer Betrachtung wert erscheint: Es ist die selige, beglückte Stimmung, in der die Bürde des Mysteriums, das schwere und beschwerende Gewicht der Welt mit ihrer Unbegreiflichkeit und ihrem Unverstand, erleichtert wird.«
»Okay, meine schöne, sexy …«
»Fraser, wenn du sexuellen Notstand hast, warum gehst du dann nicht zu Karen?«
»Ich liebe dich, Mia Woodhouse!«
Aber sie hat schon aufgelegt.
Das Telefon in der Hand, bleibt Fraser schwankend stehen. Nun, das lief doch gut. Sehr gut sogar. So gut, denkt er, dass er schnell noch eine kleine SMS an Mia schreiben wird. Nur damit sie es auch schriftlich hat. Er kneift ein Auge zu, als er überlegt und mit dem Daumen die Worte eintippt.
Es war mir völlig ernst , schreibt er. Ich liebe dich, Mia. Ich finde dich WUNDERSCHÖN . Das war schon immer so!!!
Er drückt auf Kontakt , um die Nachricht zu senden, und kommt bis W für Woodhouse , wo seine Konzentration ihn jedoch auf halbem Weg im Stich lässt, und irgendwann findet er sich an der Bushaltestelle wieder, obwohl er eigentlich gar nicht nach Hause will.
Warum gehst du nicht zu Karen? Das hört sich gut an. Ihr hübsches, warmes Zuhause erscheint ihm plötzlich sehr verlockend – ein Glas Wein mit einem netten Mädchen, um den Abend auf angenehme Weise zu beenden. Ohne Dummheiten. Oder vielleicht einfach nur mit dem Kopf auf ihren weichen Brüsten einschlafen …
Bevor er
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