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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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hat, beginnt er, sich Sorgen zu machen, dass sie womöglich glaubt, er könnte wirklich tanzen. Denn wer schlägt schon vor, mit einem Hobby zu beginnen, für das er nicht wenigstens eine gewisse Eignung besitzt?
    Fraser klammert sich an die Hoffnung, dass Salsa vielleicht sein großes, bisher unentdecktes Talent sein könnte, doch realistisch betrachtet, war diese Chance sehr gering. Selbst kleine Kinder hatten ihn bei Hochzeitsfeiern schon schamlos ausgelacht.
    »Warst du wieder einkaufen?«, fragt er mit erzwungener Munterkeit, als sie Arm in Arm die Oxford Street zur Tanzschule hinaufgehen, die irgendwo hinter der Little Portland Street liegt.
    »Oje, oje, und wie!«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    »Du bist diesmal wirklich hingegangen und hast richtig eingekauft?«
    Sie drückt seinen Arm. »Warte ab, bis du meine Schätze siehst!«
    Sie neigen zu solch belanglosen kleinen Plaudereien wie dieser, bei denen Fraser sich wie in einer dieser schlechten Talkshows vorkommt und ihm gewöhnlich absolut nichts Interessantes einfällt.
    Deshalb und weil er nichts Besseres zu tun hat, zündet er sich eine Zigarette an.
    »Also … willst du die Sachen sehen?«, fragt Karen, da Fraser den Hinweis anscheinend nicht verstanden hat.
    »Klar, warum nicht? Zeig her!«
    Sie geht zum Straßenrand und öffnet eine der Plastiktüten, die pinkfarben und mit dem Wort BEFREIT beschriftet ist. Frasers Hände werden feucht, seine Kehle ist mit einem Mal wie ausgedörrt. Es ist ein Schuhkarton, den Karen aus der Tüte zieht, und in dem Karton stehen zwei lederne Tanzschuhe mit einem breiten Riemen über dem Spann und einem eckigen Absatz. Das Leder sieht weich aus – Fraser kann es sogar riechen –, und selbst mit seinem ungeschulten Auge kann er sehen, dass sie ein Vermögen gekostet haben müssen.
    Karen hält sie stolz in die Höhe, wie eine Katze, die einem eine tote Maus hinhält: »Weißt du, was ich dachte? Pfeif drauf! Wenn wir tanzen gehen, sollten wir es auch richtig tun. Ich sagdir, diese Sache mit dem Tanzen ist wie eine ganz neue Welt voller Einkaufsmöglichkeiten!«
    Dem Himmel sei Dank, dass die Schuhe nicht für mich sind!, überlegt er.
    »Gefallen sie dir? Die Verkäuferin meinte, sie wären die Gleichen wie die der Profitänzer.«
    Da Fraser nicht gerade auf dem Laufenden ist, was Tanzschuhe und deren Vor- und Nachteile angeht, sagt er das Erste, was ihm in den Sinn kommt: »Sie haben einen hübschen Absatz.«
    Karens Miene hellt sich auf. »Wirklich? Findest du?«
    »Gott, ja, absolut. Das ist ein wirklich guter Absatz. Ein sehr, sehr guter Schuh.« Jesus!Ich hoffe, du kannst mich sehen, Olivia Jenkins, und bist zufrieden, denkt er.
    ♥
    Fraser hat schon Werbespots für Salsa-Stunden auf Sky TV gesehen – er hat sogar selbst schon einmal eine Sendung darüber gemacht (irgendetwas über das multikulturelle London) –, und diese Kurse finden immer in einem schwach beleuchteten, von Latino-Rhythmen dröhnenden Club voller unrealistisch attraktiver Leute statt: Männer mit strammen Hinterteilen und Kummerbund, schwarzhaarige Schönheiten und dergleichen. Aber nicht die Tanzstunde, die er besucht. Die wird in einem verspiegelten Studio vier Treppen über einem Geschäft für Brautkleider abgehalten, in einem Saal mit allem Drum und Dran wie gefedertem Boden und Ballettstangen an den Wänden. Und es ist so hell darin, dass man beim Hereinkommen die Augen zusammenkneifen muss. Fraser könnte genauso gut auch nackt sein, so exponiert, wie er sich fühlt, und er wünscht jetzt, er hätte ein bisschen mehr recherchiert, alseinfach nur »Salsa-Stunden in London« zu googeln und den erstbesten Kursus zu buchen, der erschien.
    Zu allem Übel waren sie auch noch zu früh gekommen und mussten herumstehen und warten, bis die anderen eintrudelten.
    »Mensch, das ist ja richtig schick hier, gell?«, flüstert Karen beeindruckt, während sie ihre Turnschuhe auszieht und in ihre neuen Profi-S chuhe steigt. »Es erinnert mich an meine Tanzstunden früher.«
    Fraser wird ein bisschen übel. »Du hast mir nicht erzählt, dass du Tanzstunden hattest.«
    »Hab ich nicht? Oh ja. Nur damit du es weißt: Damals gewann ich einen Preis in modernem Tanz und beim Ballett-Festival in Hull für fortgeschrittene Anfänger drei Jahre hintereinander die Goldmedaille. Ich wollte mich bei einer Ballettschule bewerben, bevor diese Dinger noch größer wurden …« Sie dreht sich um und drückt ihre Brüste zusammen, worauf wieder einmal Hoffnung

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