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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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in Fraser aufkeimt, dass er vielleicht doch schon ein bisschen verliebt in Karen ist.
    Es scheint ewig zu dauern, bis endlich alle da sind. Karen geht sofort nach vorn, wo sie mit einem großen Mann mit kleinen, runden Brillengläsern zu plaudern beginnt. Fraser bleibt im Hintergrund und kommt sich wie ein Zwölfjähriger auf einer Party für Erwachsene vor. Er wagt es, einen Blick in den Spiegel zu werfen, und bereut es sofort. Er sieht lächerlich aus, wie ein jugendlicher Straftäter, der zu einer »Tanztherapie« verdonnert worden ist. Da er keine Ahnung hatte, was man zu einer Tanzstunde anzieht, hatte er sich für Fitness-Klamotten entschieden und trägt eine glänzende Jogginghose, seine Turnschuhe und ein um 1991 gekauftes FILA-T-Shirt, das ihm zu groß ist und ein bisschen muffig riecht. Das Kapuzen-Sweatshirt hat er über eine der Stuhllehnen gehängt.
    Alle anderen tragen normale, modische Kleidung oder Profi-Tanzkleidung. Besonders eine Frau neben ihm, die aussieht, als käme sie geradewegs vom Set von Fame .
    In dem halbherzigen Versuch, sich ein wenig präsentabler zu machen, streicht Fraser sich das Haar zurück und sieht, wie Karen ihn anlächelt und ihm durch den Spiegel zuzwinkert. Sie scheint prima mit dem hochgewachsenen Mann mit Brille auszukommen. Das ist etwas, was Fraser an Karen bewundert: ihre Fähigkeit, jederzeit gesellig und vergnügt zu sein – deshalb gibt sie ja auch so eine gute Barfrau ab. Fraser ist das schon immer schwergefallen und heutzutage sogar noch mehr. Sie sind ziemlich hoch hier oben, und als er aus dem Fenster schaut, über die Bäume hinweg, die in voller Blüte stehen und durch deren Äste die untergehende Frühlingssonne scheint, ergreift ihn aus irgendeinem Grunde ein Gefühl, das er als Glücklichsein in Erinnerung hat. Oder Hoffnung. Ist es Hoffnung? Er schließt die Augen und spürt die Wärme der Sonne auf den Augenlidern. Er wird das hier schon schaffen. Er kann und wird es für Liv tun.
    »Okay, wenn alle bereit sind, schreit: ›SALSAAA!‹«
    Fraser fährt fast aus der Haut vor Schreck. Plötzlich ertönt echt laute Musik, und ein Mann im Vordergrund, der ein Headset trägt, beginnt auf eine Art und Weise mit den Hüften zu wackeln, die nicht nur völlig unnatürlich aussieht, sondern bestimmt auch nicht ganz schmerzlos ist.
    »SALSA!«, schreien alle, einschließlich Karen. Woher zum Teufel weiß sie, wann man Salsa rufen muss?
    »Sind wir HAPPY?«, schreit der Mann, der offensichtlich der Lehrer, Trainer oder Coach ist – wie nennt sich so was in der Welt des Tanzes? Fraser hat keine Ahnung. Auf jeden Fall lässt der Vortänzer die Hüften kreisen und ruft in das kabellose Mikrofon seines Headsets, das Fraser an die Zahnspangeerinnert, die Norm als Kind nachts tragen musste, weil seine Vorderzähne vorstanden.
    Ein schwaches, zustimmendes »Ja« ertönt aus der Menge.
    »Nicht GUT GENUG!!!«, versucht der Lehrer es erneut. »Ich fragte, seid ihr HAPPYYYYY?«
    »JA!«, brüllen alle, diesmal schon viel lauter.
    Fraser erinnert sich an etwas, das Mia ihm immer sagt: »Mit gespieltem Selbstvertrauen zu echtem Selbstvertrauen gelangen.«
    Trotzdem konnte Fraser sich nicht dazu überwinden, »Ja« zu schreien.
    ♥
    Der Name des Tanzlehrers ist Calvin. Er hat einen Afrolook wie eine Löwenmähne, einen unglaublich durchtrainierten Körper, den er mit einer engen weißen Weste hervorragend zur Geltung bringt, und ein Gesäß, mit dem man Nüsse knacken könnte , wie Liv es nennen würde. Fraser hätte diesen Calvin auf den Tod nicht ausstehen können, wenn er nicht auch das sonnigste, entwaffnendste Lächeln hätte, das er je gesehen hatte.
    Calvins Schönheit, denkt Fraser, ist von der Art, die eine lebenslange sexuelle Orientierung zunichtemachen kann, und fragt sich, ob dieser Mann nicht vielleicht sogar ihm ein kleines bisschen gefallen könnte.
    »Okay, hebt die Hände, Leute, wenn dies heute euer erstes Mal ist!«
    Sein Akzent ist schwer zu bestimmen – aber auf jeden Fall lateinamerikanisch: brasilianisch vielleicht oder kolumbianisch. Was auch immer es sein mag, es ist sehr, sehr cool.
    Fraser hebt die Hand wie Karen und ist erleichtert, als ersieht, dass mindestens zehn andere Leute aus der Gruppe von etwa zwanzig sich ebenfalls melden.
    »Cool. Also gut, Leute, dann werden wir uns jetzt keine Sorgen machen, ja?«, sagt Calvin, und Fraser kann gar nicht anders, als zu nicken und zu lächeln. Dieser Mann ist wie der Verkündiger des Salsa. »Wir

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