Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan

Vom Netzwerk:

sie brauchten eine gute alte Fraser-und-Norm-Sause! Aber bin ich überhaupt noch dazu fähig?, dachte Fraser, als er sich im langen Gras ausstreckte. Oder bin ich eine dieser traurigen Belastungen geworden, ein alter Freund, dem man sich verpflichtet fühlt, der aber nicht mal mehr ein Bier trinken kann, ohne düster und verdreht zu werden?
    In der aufrichtigen Hoffnung, dass es nicht so war, hatte er zwei Tage mit feuchtfröhlichen Lunchs geplant und vielleicht auch eine Jam-Session mit ihm an der Gitarre und Norm am Schlagzeug, wie in den alten Zeiten auf der South Road. Vielleicht würden sie sogar den Song, den sie begonnen hatten, zu Ende bringen können. Oder einfach nur einen Nachmittag mit Super Mario 5.0 verbringen, weil sie – ja, verdammt noch mal! – zu ihren alten Verhaltensweisen zurückfinden mussten. Doch Norm hatte andere Ideen. Fraser hätte es gleich wissen müssen, als der gute Normanton bei der Ankunft schon ein Bier abgelehnt hatte.
    »Ich kann nicht, Bruder. Ich bin auf dem Gesundheitstrip …«
    Fraser hatte lachen müssen. Seit wann nannte Norm ihn »Bruder«? Das klang für ihn beunruhigend nach Großtuerei und viel Wind um nichts. Aber an Norms ernster Miene konnte er sogleich erkennen, dass dies kein Spaß war. Er hatte damals im März Mir ein Sixpack antrainieren aus dem Hut mit Livs Aufgaben gezogen und nahm die Sache offenbar sehr ernst. Das hatte von der Sekunde an, als Fraser ihn gesehen hatte, ganz klar auf der Hand gelegen.
    Kaum in der Tür, hatte Fraser Norm dazu gebracht, sein T-Shirt hochzuziehen, um sich seinen Verdacht bestätigen zu lassen, dass er eine stark reduzierte Version des berühmten Normanton’schen Bauches vor sich hatte, ja sogar den Beginn einer Definition seines normalerweise kugelrunden Bauches.
    »Jesus, Alter!« Er drehte Norms Kopf zu sich herum. »Und ist das deine Kinnpartie, die ich hier sehe?«
    Norm hatte ihm prompt eins über den Kopf gegeben.
    Dann waren sie hineingegangen, und Norm hatte begonnen, Fraser nach den Joggingwegen in Kentish Town auszufragen und sich über seine neue »Jäger und Sammler«-Diät auszulassen. »Weißt du, Menschen brauchen keine Agrarerzeugnisse, Fraser. Und dazu gehören auch Hülsenfrüchte. Glaubst du, die Höhlenmenschen hätten etwas anderes als Beeren, Gemüse und Fleisch gegessen?«
    Fraser hatte vergeblich versucht, sich zu einer angemessen enthusiastischen Antwort durchzuringen, und sich stattdessen in Humor geflüchtet.
    Er hatte Norm den ganzen Nachmittag aufgezogen, doch tief im Innersten war er enttäuscht, dass das Wochenende nicht so werden würde, wie er es sich vorgestellt hatte. Und auch irgendetwas an der Art, wie besessen Norm sein Ziel verfolgte, bis Juli sein Sixpack zu erlangen, oder wie fixiert er auf Livs Liste war, begann Fraser zu nerven.
    Fraser drückte gerade seine Zigarette aus, als Norm schwer atmend zusammenbrach, die Knie an die Brust zog und mit gequälter Miene sagte: »Oh Mann! Das war echt übel.«
    »Noch zwanzig mehr. Nur nicht schlappmachen, Junge!«, scherzte Fraser und stieß seinen Freund mit der Fußspitze in die Seite.
    »Du Folterknecht«, brummte Norm und straffte sich, als wollte er tatsächlich noch einmal beginnen.
    Fraser verdrehte die Augen. »Nein, aber es ist doch so, Norm«, sagte er, stemmte auf pseudo-mütterliche Weise die Hände in die Hüften und legte den Kopf ein wenig schräg, »dass dich wirklich niemand dazu zwingt. Du brauchst nicht noch mehr Sit-ups zu machen, eigentlich sogar überhaupt keine. Das hier ist kein militärisches Training, mein Freund – ich dachte, wir wollten bloß ein bisschen joggen gehen?«
    Für einen Moment schien Norm ein wenig gekränkt zu sein, doch dann lachte er und stand auf. »Na schön, dann komm und lass uns weitermachen!«
    Sie liefen eine Weile; es schien nach einer bisher einwöchigen Hitzewelle ein weiterer heißer Tag zu werden, und Fraser schwitzte jetzt schon mächtig, bereute die Zigarette, die er sich mitten im Lauf gegönnt hatte, und wünschte, er trüge Socken in den Turnschuhen.
    »Ich möchte nur alles streng nach Vorschrift machen«, sagte Norm plötzlich, als nähme er ein Gespräch wieder auf, das sie begonnen hatten, auch wenn Fraser sich nicht einmal genau erinnern konnte, worum es dabei gegangen war. »Ich will mir nur ein Sixpack antrainieren – wenn Liv ein Sixpack wollte, kriegt sie auch eins, klar? Ich möchte nur alles richtig machen. Damit sie stolz auf uns sein kann.«
    Fraser merkte, dass