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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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bisschen was zur Seite gelegt. Mum und Dad haben vor Kurzem ein paar Aktien verkauft, und meine Schwester und ich erhielten ein paar Tausender. Die würden nicht für alles reichen, doch ich könnte die Flüge bezahlen …«
    »Ich weiß nicht«, meinte Fraser.
    Sie waren nun ganz stehen geblieben – Fraser hatte die Hände auf die Knie gestützt und schnaufte wie ein alter Mann. Norm schüttete sich eine ganze Flasche Wasser über den Kopf, was Fraser reichlich übertrieben fand. Schließlich hatten sie nicht den London-Marathon beendet, sondern waren bloß mal um den Heath herumgejoggt. Aber Norm war ja neuerdings ein Profi, ein Mann auf einer Mission, der sich voll und ganz seinem Ziel verschrieben hatte, den Waschbrettbauch zu erlangen, von dem Frasers Freundin offenbar geträumt hatte.
    »Ach, komm schon, Frase, das wäre fantastisch! Nur du und ich und eins der Weltwunder. Wir könnten einen Städte-Kurztrip machen – ich denke da an Peking und Shanghai –, uns auf Reisfeldern herumtreiben und einen dieser spitzen Hüte tragen. Jeden Tag Mr. Wus chinesisches ›All you can eat‹-Büfett …«
    Mr. Wus »All you can eat«-Büfett war einmal das Nonplusultra an Luxus in ihrem Leben gewesen, als alle noch in London gelebt hatten und ständig pleite gewesen waren.
    »… Liv wäre so erfreut darüber.«
    Norms Haar, das ihm jetzt nass und platt am Kopf klebte, ließ ihn so lächerlich aussehen, dass Fraser lachen musste.
    »Was ist dagegen einzuwenden?« Norm grinste ermutigt und strich sein Haar zu einer sogar noch hässlicheren Frisur zurecht. »Verstehst du, was ich meine?«
    ♥
    Nach dem Duschen und einem widerlichen Eiweiß-Omelett, das Norm ihnen vorsetzte, schleppte Fraser Norm dann schließlich doch zum Bull . Er würde seinen besten Freund dazu bringen, ein Bier mit ihm zu trinken, und wenn es das Letzte war, was er in seinem Leben tat – und ihm war auch sehr daran gelegen, dass Normanton Karen kennenlernte. Norm war stets so positiv und unvoreingenommen, dass Fraser beruhigt wäre und sich viel besser fühlen würde, falls Norm Karen billigte.
    Nur vier andere Gäste saßen in dem Pub, und Karen kniete auf dem Boden und schrieb das Mittagsmenü auf eine Schiefertafel. Wie immer trug sie ein sehr knappes Oberteil, aus dem ihre üppigen Brüste fast herausfielen. Sie war eine dieser Frauen, die verliebt in ihre Brüste waren und für die siewie Dämme waren, gegen die die Wellen des Lebens schlagen konnten, ohne ihnen Schaden zuzufügen.
    Fraser stand schweigend da und betrachtete sie ein paar Sekunden, bevor er hüstelte, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Karen? Das ist mein Freund Norm. Norm, das ist Karen.«
    »Oh!« Frasers Stimme ließ Karen zusammenfahren – sie hatte ihn nicht zur Tür hereinkommen sehen und befand sich jetzt in der unangenehmen Lage, buchstäblich vor zwei Männern zu knien.
    »Das tut mir schrecklich leid – ihr konntet mir sicher direkt in den Ausschnitt sehen!«
    Norm spreizte die Hände. »Hey, das braucht Ihnen nicht leidzutun …« Fraser warf ihm einen Blick zu, und Karen rappelte sich auf.
    »Tut mir leid, doch das kam bestimmt ganz falsch rüber, nicht wahr?« Er lachte, und Karen lachte auch, irgendwie ein bisschen übereifrig, fand Fraser.
    »Oh, ich denke, Norm und ich werden gut miteinander auskommen«, setzte sie noch hinzu.
    Und da sie zwei der ausgeglichensten Menschen waren, denen Fraser je begegnet war, verstanden sie sich blendend, wie er schon erwartet hatte – was für ihn in Ordnung war. Karen hielt Norm ihren »Wie man das perfekte Guinness zapft«-Vortrag, bevor sie ihn zu einer Besichtigung des Pubs und Kellers entführte (die Fraser schon hinter sich hatte) und ihm einen ausführlichen Überblick über die Arbeit in einem Pub gab – Liefertage, das Austauschen der Fässer, das Firmenethos eines Giganten der Brauereibranche und so weiter und so fort. Fraser saß an der Bar, wo die Junisonne durch das Fenster hereinschien und ihm den Rücken wärmte, während er seine Freundin angeregt und mit vor Begeisterung glänzenden Augen plaudern sah.
    Das war etwas, was er an Karen liebte – »liebte« war vielleicht das falsche Wort, doch er bewunderte an ihr, dass sie so stolz auf ihre Arbeit war, obwohl sie im Grunde nur eine Barfrau war. (»Ich bin eine Bar kellnerin , Fraser. Die Bezeichnung ›Barfrau‹ ist erniedrigend für eine Frau …«) Er wünschte, auch er könnte ein bisschen stolz auf seine Arbeit sein. Aber in seinem

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