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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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bisherigen Leben war sie immer nur etwas gewesen, das ihm in den Schoß gefallen war und ihn tagsüber aus Schwierigkeiten heraushielt. Fraser war nie ein karrierebewusster Mensch gewesen, beim besten Willen nicht. Doch wenigstens hatte er früher Träume gehabt, verschwommene Absichten, sich aufzuraffen und sich einen Namen zu machen  – was immer das auch hieß. Heute wurde die Arbeit weniger, aber vielleicht auch nur, weil er neuerdings so viele Jobs ablehnte. Im vergangenen Monat war ihm einer bei London Tonight angeboten worden, ein anderer bei einer Tour des Premierministers durch Kenia und sogar zwei Wochen in der Arktis, um für eine ziemlich angesehene Produktionsfirma Polarbären zu filmen. Doch er wollte nicht mehr verreisen, weil er einfach nicht mehr die Energie dazu besaß.
    »Dein Freund und ich werden zusammen nach China reisen, Karen.« Norm klopfte Fraser auf die Schulter, und der richtete sich plötzlich auf.
    »Wir werden auf der Chinesischen Mauer herumspazieren – Morgan und ich auf dem Pfad der Götter!«
    »Tut ihr das?«, fragte Karen mit einem Blick zu Fraser, und ihr Lächeln schwand.
    »Tun wir das?«, echote Fraser mit einem Blick zu Norm.
    »Na klar – weil ich die Reise bezahlen werde«, sagte er und hieb mit der Faust auf den Tresen. »Und sie wird großartig sein, Karen, und endlich mal wieder ein Lächeln auf das düstere Gesicht unseres Freundes hier zaubern.« Er kniff Fraser in dieWangen, und Fraser spielte mit und setzte sein bestes falsches Grinsen auf. »Peking, Shanghai, die Chinesische Mauer …«
    Karen sagte irgendetwas, und Fraser wusste, dass dies eigentlich nicht die Reaktion war, die Norm sich von ihr erhofft hatte.
    »Wir werden nur drei Wochen bleiben«, fügte er daher schnell hinzu. »Glaubst du, du kannst so lange ohne Frase leben? Ich meine, ich weiß, dass ich mich schwertun würde, da er doch so ein hübscher Bursche ist und so …« Norm begann jetzt, Unsinn zu reden, und lachte nervös, als er es merkte.
    Karen starrte Fraser mit offenem Mund an. »Na ja, ich weiß nicht«, sagte sie mit einem unsicheren Lächeln. »Ich meine, ja, natürlich, aber … wie seid ihr überhaupt darauf gekommen? Fraser hat nie etwas von China erwähnt.«
    Gezwungenermaßen hatte Norm sich ein Pint Guinness genehmigt, das ihm seiner langen Abstinenz und perfekten Kondition wegen anscheinend sofort zu Kopf gestiegen war.
    »Es ist eins der Dinge auf der Liste, weißt du, auf Livs Liste, die …«
    Frasers Herz begann zu rasen, und er unterbrach ihn schnell. »Norm und ich haben eine Liste im Kopf«, sagte er gerade noch rechtzeitig. »Eine Liste von Dingen, die wir schon immer tun wollten, seit wir Kinder waren, nicht wahr, Norm?«
    »Hm?« Normanton wandte sich mit verständnisloser Miene Fraser zu, der ihm verstohlen gegen das Schienbein trat. Es war kindisch, doch unter den gegebenen Umständen auch unvermeidlich.
    »Trotzdem glaube ich jedoch nicht, dass ich nach China reisen werde.«
    Karen trat zurück. »Oh, aber das musst du, Schatz«, sagte sie und beugte sich vor, um mit ihren langen, frisch lackierten und mit Delfinen bemalten Nägeln seine Hand zu streifen.»Er muss mitfahren, Norm. Du musst darauf bestehen. Ich weiß, wie lange ihr schon Freunde seid, und solche Freunde findet man nicht jeden Tag – manchmal sogar im ganzen Leben nicht, zumindest gilt das für mich!« Sie lachte, und Fraser schloss für einen Moment die Augen. Karen verstand es, ihm mit einem einzigen Satz das Herz zu brechen, ohne sich dessen auch nur bewusst zu sein.
    Der Pub füllte sich, und Norm und Fraser setzten sich an einen Tisch, Fraser mit einem weiteren Pint Starkbier und Norm mit einem Ginger Ale.
    »Was zum Teufel sollte das?«, zischte Norm.
    »Sie weiß nichts von der Liste, du Blödmann! Ich habe ihr jedenfalls nichts davon erzählt.«
    Norm machte ein beunruhigtes Gesicht. »Aber sie weiß von Liv, oder?«
    »Klar weiß sie von Liv.«
    »Warum hast du ihr dann nicht auch von der Liste erzählt?«
    Fraser wurde langsam ärgerlich. Norm tat so, als wäre die Liste eine Art Bibel oder politisches Manifest, deren Macht und Bedeutung jedermann auf dieser Welt bewusst sein müsste. Fraser beugte sich vor, um seinen Worten besonderen Nachdruck zu verleihen. »Weil sie meine Freundin ist, du Idiot, und vielleicht nicht allzu erfreut darüber wäre, dass ich die Wünsche meiner anderen, toten Freundin erfülle. Verstehst du, was ich meine?«
    Norm senkte den Blick auf seinen Drink.

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