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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Er war große Klasse gewesen, dieser Barry. Ein Spitzentyp. Dann kam Claud, ein Amerikaner, den Lynette auf einer Karibik-Kreuzfahrt kennengelernt hatte und der sich später als Kleptomane entpuppte. Aber immerhin hatte sie ein paar schöne Handtaschen von ihm bekommen. Abgesehen davon war es eine endlose Reihe eitler,jüngerer Männer gewesen, die etwa genauso lange »aktuell« zu sein schienen wie Lynettes neuester Nagellackton.
    Sie besaß einen Schönheitssalon – pardon, ein Wellnesscenter – in einem Nobelviertel in der Nähe von Chesham in Bucks, der Stadt, in der Mia aufgewachsen war. Gerechterweise musste Mia zugeben, dass Lynette sehr erfolgreich damit war und eine Menge Geld zu verdienen schien, mit dem sie Mia als Kind buchstäblich überschüttet hatte. Sie finanzierte ihr Privatschulen und teure Urlaube, was Lynettes ständige Abwesenheit jedoch nie ausgleichen konnte.
    Das Einzige, was Mia von ihrer Mutter in Erinnerung geblieben war, wenn sie an ihre Kindheit zurückdachte, war der Lippenstiftfleck, den Lynette auf ihrer Wange hinterließ, bevor sie ausging – und die Wolke schweren Parfums, die zurückblieb, wenn sie die Haustür schloss.
    Jetzt schien sie ihre Fehler als Mutter wiedergutmachen zu wollen, indem sie sich bemühte, eine gute Großmutter zu sein, was eigentlich wunderbar wäre. Doch leider schlossen ihre Bemühungen weder echten Zeitaufwand noch Hilfe ein, sondern nur die lachhaft aufwendigen Geschenke, die sie beharrlich kaufte. Zu Weihnachten hatte sie Mia ein Mutter-und-Baby-Fotoshooting mit Styling und Überarbeitung geschenkt, sodass Mia scheußliche, mit Weichzeichner-Linse aufgenommene Fotos von sich und Billy aufhängen musste, auf denen sie, lasziv zurechtgemacht, auf einem Schaffell lag und ihr Baby in die Luft warf.
    Nachdem sie die Würstchen in Blätterteig in den Müll geworfen hatte – zum Teufel damit, Würstchen auf Partyspießchen waren auch okay –, ging Mia ins Wohnzimmer zurück, wo Billy an der straff gespannten Geschenkfolie herumzupfte. Als sie nicht nachgab, begann er, sich zu langweilen, und robbte weg.
    »Das ist aber gar nicht nett, Billy. Jetzt hast du die arme Omi aufgeregt«, sagte Lynette (ja, sie versuchte tatsächlich, einen Einjährigen psychologisch unter Druck zu setzen!).
    Mia bemühte sich, Billy zu ihnen zurückzulocken. »Komm her, Schatz, und sieh dir dieses hübsche Papier an! Komm und schau, was Omi dir mitgebracht hat!«
    Nach einigen ziemlich peinlichen Minuten entfernten sie und ihre Mutter schließlich selbst das Geschenkpapier von dem Karton.
    »Ta-da! Sieh mal, Billy, es ist ein Auto! Omi hat dir ein funkelnagelneues Auto mitgebracht! Und nicht nur irgendein Auto, sondern einen Ferrari!«
    Gemeinsam öffneten sie den Karton, und Billy sah sich ziemlich unbeeindruckt die verschiedenen Metallteile und Tüten mit Schrauben und Muttern an.
    »Natürlich muss er noch zusammengebaut werden«, erklärte Lynette. »Aber das kann Daddy für dich tun, und dann ist das Auto groß genug, um dich hineinzusetzen und es zu fahren!«
    Mia warf einen Blick auf das dazugehörige Handbuch, das dick war wie ein Telefonbuch, und ihr wurde schwer ums Herz. Wo zum Teufel sollte sie dieses Auto aufbewahren? Und wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass Eduardo es je zusammenbauen würde? In diesem Leben noch?
    Doch wie es sich für ein auf Privatschulen erzogenes und in einem Nobelvorort aufgewachsenes Mädchen gehörte, rief sie: »Oh, danke, Mum, das ist ja fabelhaft! Was sagst du zu Oma Forrest, Billy?«
    Billy sagte gar nichts, sondern verzog sich, um mit seinem Xylofon zu spielen.
    ♥
    Was Mia nicht bedacht hatte, als sie zugestimmt hatte, Billys Party in Melodys Haus zu geben, war, dass ihre Freundin eine Sauberkeitsfanatikerin und ein Ordnungsfreak war und solche Leute und Einjährige normalerweise nicht zusammenpassten.
    Im Moment versuchte Mia, sich mit Camerons Mum Fiona zu unterhalten. Dabei schielte sie nervös zu Daisy, Tamsins kleinem Mädchen, hinüber, das keineswegs so zart war, wie der Name anzudeuten schien, und gerade eifrig dabei war, auf der Glasplatte von Melodys Couchtisch mit einem Spielzeughammer eine kleine Käsestange zu zertrümmern.
    Da es schon zu einem Zwischenfall mit einer undichten Windel auf dem cremefarbenen Sofa gekommen war und Billy eine Schale mit goldenem Farnkraut umgeworfen hatte (eine der vielen »naturalistischen Dekorationen« in Melodys und Norms Haus, derentwegen man kein Glas abstellen konnte, ohne

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