Kleine Luegen erhalten die Liebe
zu riskieren, eine Sammlung farbig besprühter Zweige oder ein Stein-Ei umzuwerfen), fühlte Mia sich genötigt einzugreifen.
»Daisy, Süße, willst du mir nicht den Hammer geben?«, fragte sie, über Tamsin gebeugt, die mit Jo plauderte und von alldem nichts mitzukriegen schien. »Und vielleicht ein Weilchen mit Billy im Planschbecken draußen spielen?«
Tamsin schien den Hinweis nicht zu verstehen und unterbrach sich nur mitten im Gespräch, um ihre Tochter mit der gleichen einfältigen Bewunderung wie immer anzusehen.
»Ja, man kleiner Liebling weiß, wofür der Hammer ist, nicht wahr, Daisy? Mach du nur kurzen Prozess mit dieser Käsestange, Missy!«
Und mit Melodys Tisch, dachte Mia verzweifelt. Sie ertrug es nicht mehr, der schon fast zwanghaften Zerstörungswut der Kleinen zuzusehen. Deshalb stieg sie buchstäblich über Tamsin hinweg (die nicht einmal zu reden aufhörte), hob Daisy auf, die prompt zu plärren begann, und brachte sie hinaus zum Planschbecken. Dort schien Billy sich gerade mitten in einer Ein-Mann-Slapstick-Show für Cameron und ein anderes Baby namens Georgie zu befinden.
Obwohl es Melodys Haus war, betrachtete Mia sich als Gastgeberin, und diese Rolle fiel ihr nie leicht, schon gar nicht bei Gästen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, die einander nicht einmal kannten.
Sie blickte sich um. Wie sie schon befürchtet hatte, ging es zu wie im Zoo, wo jede Spezies sich in einer anderen Umgebung aufhielt. Ihre »Mummy-Freundinnen« hatten das Wohnzimmer mit Beschlag belegt und saßen dicht gedrängt auf den cremefarbenen Sofas. Einige ihrer Sprösslinge hockten zu ihren Füßen auf dem hellen Hochflorteppich. Die sichtlich nervöse Melody wich nicht von ihrer Seite und versuchte hin und wieder, den Mummys ein reinigendes Erfrischungstuch in die Hand zu drücken. Mias Freunde von der Uni saßen auf einer Seite der Terrasse (Anna und Buddhist-Steve etwas abseits, mit übergeschlagenen Beinen und in ein Gespräch vertieft), Eduardo und seine Freunde auf der anderen Seite, wo sie mit ihren Sonnenbrillen posierten und teures Flaschenbier in sich hineinschütteten, als befänden sie sich auf einer Dachparty im Pascha .
Keine Gruppe sprach mit der anderen, und Mia flitzte zwischen ihnen herum und konnte mit niemandem auch nur einen zusammenhängenden Satz wechseln, weil sie zu beschäftigt damit war, ihre Mutter – die den Nachmittag damit verbrachte, einen Pimm’s-Likör nach dem anderen hinunterzukippen und mit Eduardos Freunden zu flirten – und Melodys zerbrechlichen Besitz im Auge zu behalten. Mia war jetzt schon hundemüde.
Und zu alldem kam hinzu, dass Fraser bisher noch nicht erschienen war.
Sie hatten sich gestritten, als sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten. Mia hatte ihn als »unbeherrschtes, selbstsüchtiges Kind« bezeichnet, was sie jetzt bereute, aber die Dinge waren nun mal eskaliert. Sie hatte versucht, mit ihm über seinen Anruf in Venedig zu sprechen und ihm klarzumachen, dass er ihrer Meinung nach beginnen müsse, für seine Gefühle geradezustehen.
Darauf hatte er erwidert: »Genau. Und das aus dem Mund der Frau, die sich gerade wieder mit dem Mann zusammengetan hat, der sie sitzen ließ, als sie im neunten Monat schwanger war?« (Würde man ihr das für den Rest ihres Lebens unter die Nase reiben?)
»Und außerdem hast du gut reden, Mia – du warst nicht Livs Freund.«
Sie wusste, dass er in der Hitze des Moments gesprochen hatte und wie leicht er aus der Haut fahren konnte, aber HERR IM HIMMEL, was für ein Idiot! Sie wollte nur, dass er endlich kam, damit sie aufhören konnte, verärgert über ihn zu sein. Sie hasste es, mit Freunden Streit zu haben, und erst recht mit Fraser.
Mia setzte Daisy, die prompt zu schreien aufhörte, in das Planschbecken. Dabei bekam sie mit, wie Melody versuchte, der verwirrt dreinschauenden Fiona einen elektrischen Gemüsehäcksler anzudrehen: »Das Gerät ist fantastisch, es hat mein Leben verändert! Es schneidet Karotten, hackt Nüsse – ehrlich: sogar Nüsse!«
»Und was kostet es?«, fragte Fiona höflich.
»Zweiundsiebzig Pfund«, erwiderte Melody, ohne eine Miene zu verziehen. »Aber es ist eine gute Kapitalanlage – die Ihnen auf lange Sicht viel Zeit ersparen wird.«
Mia blickte zu Norm hinüber, der den Kopf schüttelte. Sie lächelte und ging zu ihm, um sich neben ihn zu setzen.
»Du solltest ihr einen Job bei QVC besorgen, sie wäre genial.«
»Es ist geradezu beängstigend, wenn ich ehrlich
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