Kleine Luegen erhalten die Liebe
sein soll«, erwiderte Norm kopfschüttelnd. »Wer hätte gedacht, dass einmal der Tag kommen würde, an dem meine Frau einen Gemüsehäcksler als Kapitalanlage bezeichnen würde?«
»Es könnte schlimmer sein. Zumindest ist es kein großer, fetter Diamant, in den sie investieren will, oder ein Ferienhaus auf dem Land …«
Norm trank einen Schluck Bier. »Das ist auch wieder wahr.«
Eine Weile saßen sie schweigend da und beobachteten die Kinder beim Spielen. Billy hielt sich am Rand des Planschbeckens fest, zog sich hoch und brachte die anderen Babys zum Lachen, indem er sich platschend wieder fallen ließ.
»Er ist ein richtiger kleiner Komiker, dein Sohn.«
»Oh ja, er hat den rasiermesserscharfen Verstand seiner Mutter geerbt. Schau zu und lerne!«, sagte Mia, als Billy einen weiteren spektakulären Sturz zur Seite tat.
Mia erinnerte sich plötzlich an das, was Melody in Venedig gesagt hatte, und wurde neugierig. Sie hatte in letzter Zeit nicht oft Gelegenheit gehabt, allein mit Norm zu reden.
»Und was ist mit dir, Norm? Hörst du schon das Tapsen kleiner Füße?« Er verdrehte die Augen. »Sorry«, sagte sie und schnitt eine Grimasse. »Das ist so etwas wie das männliche Gegenstück zum »Tick-tack, tick-tack« der biologischen Uhr der Frauen. Aber tu dir keinen Zwang an, du kannst mich ruhig kneifen! Kein Problem, Norm, kneif mich einfach in den Arm, wenn ich dir auf die Nerven gehe!«
Norm lachte. »Das tust du nicht, Mia. Es ist nur ein etwas heikles Thema im Moment.«
»Wirklich? Melody sagte nämlich, du seist total verrückt nach einem Baby.«
Norm starrte sie mit offenem Mund an, und Mia hatte das unangenehme Gefühl, in eine Art eheliches Wespennest gestochen zu haben …
» Sie ist es, die ein verdammtes Baby will!«, gab Norm erbittert zurück. »Ich kann sie nicht mal ansehen, ohne dass sie gleich mit einem Ovulationstest winkt. ›Du hast etwa sechsunddreißig Stunden, Andrew, also schwängere mich!‹«, imitierte er sie. »Es ist fast so, als versuchte man, Tickets für die verdammte Olympiade zu bekommen!«
Mia musste trotz ihrer Verwirrung lachen. »Du willst also gar kein Baby? Dann hat Melody sich das nur ausgedacht?« Sie blickte zu ihrer Freundin hinüber, die inzwischen mit Billy spielte. Gott, wie habe ich nur so blind sein können?, fragte Mia sich. Natürlich ist es Melody, die ein Baby will. »In Venedig sagte sie …« Mia unterbrach sich, bevor sie alles noch schlimmer machte.
»Natürlich will ich eines Tages Kinder haben, nur jetzt definitiv noch nicht. Aber was soll ich machen? Ich kann schließlich nicht jede Nacht Kopfschmerzen vorschützen. Und darf ich hinzufügen, da wir schon einmal bei dem Thema sind«, er griff nach seiner Flasche Bier und stürzte den Rest hinunter, »dass ich eine Heidenangst davor habe, diesen Amateurporno zu drehen? Ich meine, was ist, wenn daraus irgendein verqueres ›Lass uns ein Baby machen‹-Projekt wird? Melody eine Viertelstunde mit den Beinen in der Luft, nachdem wir miteinander geschlafen haben, ich mit Handschellen ans Bett gefesselt und mit einer Gasmaske im Gesicht?«
Mia lachte zuerst, doch dann runzelte sie die Stirn. »Warum sollte sie ihre Beine …?«
»Damit all die kleinen Fische nach oben schwimmen?«
»Oh …« Wie die Bemühungen, schwanger zu werden, im Einzelnen aussahen, war Mia ein Rätsel, da sie es nie hatte versuchen müssen. »Weißt du, ihr müsst das nicht unbedingt tun, Norm«, sagte sie, als wäre ihr diese Möglichkeit gerade erst eingefallen. »Ich glaube nicht, dass es Liv etwas ausmachen würde. Wahrscheinlich würde sie sich da oben sogar winden vor Verlegenheit, wenn ihr es tätet.«
Norm sah sie prüfend an, und nicht zum ersten Mal erkannte Mia, wie ernst er die Sache mit Livs Liste nahm. »Oh nein, wir müssen diesen Punkt abhaken«, erklärte er entschieden. »Es steht auf der Liste. Es wird erledigt. Ich werde versuchen, Anna dazu zu bringen, es zu tun«, sagte er und ließ suchend seinen Blick über den Garten gleiten. »Mit ihrer Schauspielausbildung und ihrem Bestand an Bettgefährten müsste das für sie ein Leichtes sein.«
»Du liebe Güte, das klingt ja, als hätte sie eine ganze Armee bereitstehen!«
»Es wird ihr genauso leichtfallen wie Melody das Verkaufen von Gemüsezerkleinerungsgeräten.«
Mia blickte zu Anna hinüber, die mit gekreuzten Beinen dasaß und Buddhist-Steve unablässig in die Augen sah. Sie hatten mit niemandem gesprochen, seit sie hergekommen waren.
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