Kleine Luegen erhalten die Liebe
während sie schrie: »Ich hab’s, es ist okay. ALLES OKAY!«
Mia konnte sich beim besten Willen nicht mehr beherrschen und lachte Tränen. Die anderen Mütter starrten das Planschbecken an, als hätten sie einen toten Hund darin gefunden.
»Ich habe ihr gesagt, dass es vielleicht besser wäre, ihm ein wasserdichtes Windelhöschen anzuziehen«, konnte Mia Suzy sagen hören, als sie sich mit dem weinenden Billy auf den Weg zum Badezimmer machte. »Ich meine, so etwas ist schließlich schädlich, nicht?«
Mia drückte ihr Gesicht an Billys Haar. »Es ist alles gut, mein kleiner Schatz«, flüsterte sie.
Auch das war etwas, was in letzter Zeit sehr oft vorkam – dass sie ihren Sohn in Schutz nehmen wollte, selbst wenn er in einem Planschbecken sein Geschäftchen verrichtete. Vielleicht war dies die unglaublich starke Mutter-Sohn-Bindung, von der sie schon so viel gehört hatte? »Du hast nur Aa gemacht, mehr nicht. Ich meine, das war ja nicht das erste Mal, nicht wahr?«
Wie der Zufall es wollte, verrichtete er gleich noch ein weiteres, viel größeres Geschäft, sodass Mia ihn zweimal duschen musste und drei Windeln verbrauchte, bis sie ihn endlich sauber hatte. Die schmutzigen Windeln in Plastiktüten versteckt, schlich sie hinunter, als hätte sie gerade jemanden ermordet und zerteilt und wollte nun die Körperteile beseitigen. Im Garten übergab sie Billy Eduardo, dem sie ihren giftigsten Blick zuwarf (Konnte der Kerl nicht auch mal einen Finger rühren? Und wenn auch nur, um ihr die Kritik ihrer Freunde zu ersparen!), und ging gerade um das Haus herum zu einem Mülleimer, um die Tüten zu entsorgen, als sie Fraser vor dem Haus aus seinem Wagen steigen sah …
Mit Karen.
Natürlich. Wieso war sie nicht einmal auf die Idee gekommen, dass er seine Freundin mitbringen würde?
»Fraser!« Sie sah aus … Mia wusste nicht, was für einen Gesichtsausdruck sie gerade hatte, aber es war sicher keiner, den sie aufgesetzt hätte, wenn sie vorgewarnt gewesen wäre.
Fraser kam über den Weg auf sie zu und beugte sich vor, als wollte er sie auf die Wange küssen. Doch dann überlegte er es sich so lange, dass sie beide nervös wurden, die Köpfe hin und her bewegten und sich schließlich sogar auf die Lippen küssten. Es war ziemlich peinlich, und zu allem Übel hielt sie auch noch die Tüten mit den Windeln in der Hand, die einen Geruch verströmten, den auch Fraser bemerken musste. Mia errötete nicht oft, diesmal jedoch konnte sie spüren, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
»Ähm … Mia, das ist Karen. Karen, das ist Mia.«
Aus dem Augenwinkel konnte Mia sehen, dass Karen mit Fraser Händchen hielt.
»Hi, Karen, ich glaube, wir sind uns schon einmal begegnet«, sagte Mia mit ausdrucksloser Miene. »Ich würde dir ja gern die Hand geben, aber wie du siehst, habe ich beide Hände voll, da mein Sohn gerade den größten Haufen gemacht hat, den ich je gesehen habe.«
Fraser trat gegen einen Stein und stieß ein verlegenes kleines Lachen aus.
»Ach, du liebe Güte! Hat er vielleicht zu viele Rosinen, Trauben oder so etwas gegessen?«, fragte Karen aufrichtig besorgt. »Die Tochter der Freundin meiner Mutter schwört, dass ihr kleines Kind von Obst Dünnpfiff kriegt.«
Blödsinn. Er ist ein Baby, und Babys machen nun mal ihre Windeln voll, egal, was sie auch essen, wollte Mia erwidern, konnte sich aber gerade noch beherrschen.
»Na ja, jedenfalls haben wir Billy das hier mitgebracht …« Karen überreichte Mia ein sehr hübsch verpacktes Geschenk.
Wir? WIR machen schon gemeinsame Geschenke? Damit fängt es an, und irgendwann endet es in einem Doppelgrab, dachte Mia ganz besonders düster.
Doch sie zwang sich, ein Lächeln aufzusetzen. »Danke, Leute, das ist wirklich reizend … Aber lasst mich die hier schnell entsorgen«, sagte Mia und hob die beiden kleinen Tüten hoch.
»Ach was, Schätzchen, lassen Sie mich das übernehmen, während Sie und Fraser ein bisschen plaudern«, meinte Karen unnötigerweise, und dann folgte ein sekundenlanges, peinliches Herumgezerre an den übel riechenden Tüten, bis Mia schließlich aufgab und es Karen überließ, sie zu dem Mülleimer zu tragen.
Fraser und Mia starrten einander an.
»Was für eine verdammte Scheiße, nicht?«, bemerkte sie schließlich. Es war ein miserabler Scherz, konstruiert und unpassend, der Mia zum zweiten Mal an diesem Tag erröten ließ. Zum Glück half Fraser ihr über die Verlegenheit hinweg.
»Ach, das ist uns allen schon
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