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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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sie kam zu mir herübergerannt und fiel mir praktisch um den Hals!« Und jetzt lacht er, weil er wirklich nur noch lachen kann über die Belanglosigkeit von alldem.
    Aber Karen verzieht keine Miene. »Und?«
    »Und was?«
    »Ja, was wohl? War es schön, Fraser? Hat es Spaß gemacht?«
    »Oh Mann!«, seufzt er und freut sich, wie gut das Herablassende in seinem Ton herüberkommt.
    Inzwischen ist Bewegung in den Stau gekommen, und Fraser lässt den Motor aufheulen, um noch eins draufzusetzen. »Nein, natürlich hat es keinen Spaß gemacht«, sagt er.
    »Na, ich weiß nicht. Ich meine, ein Kuss ist ein Kuss, unter Hypnose oder nicht.«
    Fraser verdreht die Augen und denkt: Das ist so was von lächerlich! Aber er weiß auch, dass er, falls er damit anfängt, möglicherweise nicht sehr überzeugend sein wird. Wahrscheinlich ist es besser, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.
    Und so legt er eine Hand auf ihren Schenkel. »Es hatte nichts zu bedeuten, klar? Ich wünschte jetzt, ich hätte es dir nicht erzählt. Ich meine, Mia war ja nicht mal bei Besinnung, Karen!«
    »Und seitdem seid ihr nur Freunde gewesen?«
    » Ja , verdammt noch mal! Natürlich sind wir nur Freunde gewesen, und ich ziehe sie unentwegt damit auf, dass sie mir damals die Zunge in den Hals steckte und so eklig nach der rohen Zwiebel schmeckte!«
    Karen schweigt, und Fraser denkt, dass er vielleicht einen Schritt zu weit gegangen ist mit seiner Ausschmückung, die nicht gerade für ihn spricht. Schließlich sagt sie:
    »Okay, es ist nur so, dass mir heute ein paar Dinge aufgefallen sind, die keinen rechten Sinn ergeben, Fraser.«
    »Und die wären …?«
    »Nun ja, beispielsweise, wie du sie angesehen, ja regelrecht angegafft hast, als wir ankamen. Ich dachte mir gleich, da gärt noch was, etwas Unerledigtes …«
    »Sie hatte zwei Tüten schmutzige Windeln bei sich, Karen.«
    »Aber ich konnte es spüren .« Eine Hand an ihrer Brust, um ihre Worte zu unterstreichen, beugt sie sich zu Fraser vor. » Sooo blöd bin ich nämlich nicht, weißt du? Ich bin zwar nur eine ›Barfrau‹«, sagte sie und betonte das Wort, als setzte sie es in Anführungsstriche, »aber ich bin auch scharfsichtig. Sehr scharfsichtig. Vergiss nicht, dass ich bei meiner Arbeit ständig Leute miteinander flirten sehe. Im Bull habe ich das jeden Abend vor Augen. Ich erlebe ständig, wie verliebte Leute einander ansehen.«
    Mist!, denkt Fraser. Ob all dieses Kartenlegen was damit zu tun hat? Vielleicht hat sie ja doch besondere Gaben?
    »Und auch, als ich dich suchte, weil sie mit dem Kuchen beginnen wollten, und dich dort an der Treppe fand …«
    Fraser fährt sich in einer gereizten Geste mit der Hand durchs Haar.
    »Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich den Eindruck, euch bei etwas gestört zu haben.«
    Der Verkehr verlangsamt sich wieder, und Fraser wünscht, er müsste nicht so dringend zur Toilette, um besser nachdenken zu können.
    Sie sieht ihn mit ihren großen, hellbraunen Augen an, Augen, die eigentlich hübsch sind, aber für ihn absolut nichts Geheimnisvolles haben.
    »Da haben wir uns nur unterhalten«, sagt er.
    »Und worüber?«, will Karen wissen. »Weil ich nämlich diesen Brief gesehen habe, den Brief, den sie hinter ihrem Rücken zu verstecken versuchte.«
    Fraser atmet tief durch die Nase ein. Langsam wird er richtig sauer. Was fällt ihr ein, ihn im Wagen, wo er ihr nicht entkommen kann, einem derartigen Verhör zu unterziehen?
    »Hör mal, Karen, das war ein ganz privater Brief, der nichts mit dir zu tun hatte, sondern nur mit Billy, Mia und der Tatsache, dass heute ein großer Tag für die beiden war. Mia hat sehr viel durchgemacht in diesem Jahr, nach Livs Tod und allem. Sie war schließlich ihre beste Freundin, und ich …«
    »Ich weiß. Gott, es tut mir leid, Fraser!« Sie schlägt die Hände vors Gesicht, und er verspürt einen Anflug von Verständnis für sie – oder ist es Mitleid? Er weiß es nicht genau. Es kann nicht leicht für sie sein, den Platz einer toten Freundin einnehmen zu wollen. Und Karen gibt sich alle Mühe und macht es gut, sehr gut sogar. Oft fragt sie ihn, während sie ihm im Bett das Haar streichelt, wie Liv war und ob er darüber reden möchte. Aber Fraser will nicht darüber sprechen und fühlt sich doppelt schuldig, weil gerade Karen ihm gezeigt hat, dass es Frauen gibt, die bereit sind, seine Bürde mit ihm zu teilen. Genauso gut jedoch weiß er, dass das in diesem Fall nicht reicht.
    Als sie endlich nach elf Uhr

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