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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Zeit so nicht lief«, und dem lüsternen John, der seine Tage damit verbringt, Minikameras in Damenoberteilen unterzubringen: »Vertrauen Sie mir, ich bin der Tonmeister!«
    Fraser gesteht Anna, wie sehr er bei der Arbeit auf der Stelle tritt, dass er seit Jahren keine größeren Aufträge mehr angenommen hat, ihm das im Moment jedoch ganz recht ist, weil er, selbst zwei Jahre später, noch immer zu viel anderes außer der Arbeit zu bedenken hat.
    Und hier geht es schief. Oder vielleicht liegt es auch nur daran, dass Anna nach mehreren Gläsern Bacardi Cola jetzt betrunken ist und das Gespräch viel intensiver wird.
    Sie beugt sich über den Tisch. »Mir hat der Tag gefallen. Er hat ein paar schöne Erinnerungen geweckt. Ein paar wirklich schöne Erinnerungen.«
    »Tatsächlich? Erinnerungen woran?« Fraser versteckt das Gesicht in seinem Bierglas, weil er nicht sicher ist, ob ihm die Wendung gefällt, die das Gespräch schon nimmt.
    »An Wordsworth lesen. Wann bekomme ich – oder auch du – schon Gelegenheit, Wordsworth’ Gedichte zu lesen, ohne mich wie ein Depp zu fühlen?«
    »Oh, nein, ich habe mich wie ein Depp gefühlt«, sagt Fraser. »Daraus will ich keinen Hehl machen.«
    Anna lacht, und es ist ein kokettes Lachen, aber dann verblasst ihr Lächeln, ihr Gesicht wird ernst, und Fraser beschleicht wieder dieses Gefühl, als sollte er so schnell wie möglich von hier verschwinden.
    Sie wirft ihr Haar zurück und sieht ihn unter halb gesenkten Lidern hervor an. »Ich habe es dir nicht gesagt, weil du wahrscheinlich denken würdest, dass ich Unsinn rede. Und neuerdings scheinst du ja sehr viele der Dinge, die ich von mir gebe, für unsinnig zu halten, Fraser.«
    Er erwidert nichts. Es riecht für ihn nach Ärger, und ausnahmsweise lässt er sich nicht darauf ein.
    »Auf jeden Fall«, fährt Anna fort, »hatte ich ein erstaunliches Bild im Kopf, als ich in dem Lesesaal saß. Das Sonnenlicht fiel durch die Fenster direkt auf meinen Tisch, und es war fast so, als wäre Liv bei uns, weißt du?«
    »Wirklich?«
    »Oh ja. Ich konnte mich sehr gut an sie erinnern, an die Zeiten an der Uni, an unseren Campingausflug zu den Seen. Weißt du noch, wie sehr sie Wasser liebte? Jede Art von Wasser und egal, in welcher Form? Wie sie manchmal einfach von der Bildfläche verschwand und wir sie dann im Windermere schwimmend fanden? Einer deiner Scherze damals war: ›Lasst Liv nur ja nicht das Wasser riechen!‹«
    Daran erinnert Fraser sich. Er hat sogar ein Bild im Kopf, wie er erwacht, den Reißverschluss seines Zeltes herunterzieht und Livs dunklen Kopf, umgeben von sonnengesprenkelten Wasserringen, mitten im Ullswater entdeckt. »Komm ins Wasser, Frase!« Es war so kalt, dass ihre Zähne klapperten. »Es ist warm wie in den Tropen!«
    Aber er will jetzt nicht über Liv reden – oder auch nur an sie denken.
    »Weißt du, was mir immer in den Sinn kommt, wenn ich abends schlafen gehe, und was mir richtig nahegeht, Fraser?« Annas blaue Augen funkeln regelrecht, und sie starrt ihn so eindringlich an, dass es ihn total nervös macht. »Die Frage, ob Liv glücklich war, als sie starb. Hast du dich eigentlich je gefragt, ob sie glücklich war, als sie starb?«
    Fraser spürt, wie sich seine Gesichtsmuskeln verkrampfen. »Tja, ich denke, das werden wir wohl nie erfahren, was?«
    »Aber beunruhigt es dich nicht manchmal, Fraser?«
    Statt zu antworten, holt er tief Luft und stößt sie durch die Nase wieder aus, weil er nicht glauben kann, dass sie ihm gerade diese Frage gestellt hat. Als könnte sie seine Gedanken lesen, als hätte sie seinen wundesten Punkt gefunden und wollte auch noch Salz hineinstreuen. Natürlich fragt er sich, ob Liv glücklich war, bevor sie starb. Es ist das Einzige, worüber er sich Sorgen macht. Aber was sollte die Frage überhaupt – und noch dazu von seiner und Livs Freundin?
    Zuerst bewegt er sich nervös und wechselt die Haltung, doch dann denkt er: Warum soll sie mich nicht einfach fragen? Sie weiß nichts von den Dämonen, mit denen er zu kämpfen hat; sie hat keine Ahnung, dass er und Mia sich in jener Nacht geküsst hatten. Sie waren betrunken damals, alle.
    Fraser hat sich jene Nacht und den Tag davor immer und immer wieder in Erinnerung gerufen, um selbst die kleinsten Einzelheiten mit forensischer Genauigkeit zu untersuchen. Sie waren wie an allen Tagen ihres zweiwöchigen Urlaubs spät aufgestanden damals, und er, Mia und Liv hatten – verkatert und die Augen hinter ihren

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