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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Bibliothek, Karen, ist es wichtig?«, wispert er.
    »Du bist in einer BIBLIOTHEK?« Es überrascht Fraser immer wieder, wie stark sich Karens nördlicher Akzent am Telefon bemerkbar macht. »Was zum Geier machst du in einer Bibliothek?«
    »Ich helfe Anna. Kann ich dich zurückrufen? Okay, ich mussjetzt Schluss machen«, sagt er und legt auf, da Karen Palmer zweifelsohne lebt und unverletzt ist.
    Als er das Handy auf den Tisch legt, bemerkt er Annas missbilligenden Blick, aber auch den der Frau, die in die Odyssee vertieft war – und zum Glück nicht reden kann mit ihrer verstopften Nase. Er will sich gerade wieder seinem Buch zuwenden, als er einen ihm schon bekannten, breiten amerikanischen Akzent hört:
    »Entschuldigen Sie, aber Sie dürfen Ihr Mobiltelefon hier nicht benutzen …«
    Die Stimme dröhnt durch den Saal zu ihm herüber, und als Fraser aufblickt, sieht er den Besserwisser aus der Schlange vor dem Laden mit einem süffisanten Lächeln auf seinem blöden Mondgesicht. Was stimmte nicht mit diesem Idioten? Was lungerte er hier in der Bibliothek herum, um plötzlich aufzutauchen und ihn wie einen dummen Schuljungen zu tadeln? Mit Darren und seinesgleichen kann Fraser umgehen (hirnloses Gerangel ärgert ihn nicht wirklich, es ist nur unnötig und unpraktisch), doch Autorität oder, schlimmer noch, diese Art von unangebrachter Autorität seitens eines großspurigen Blödmanns in einem lächerlichen Anorak – nee, dem lässt er das nicht durchgehen!
    »Hör zu, ich hatte es auf stumm geschaltet, klar? Aber ich dachte, es könnte was Wichtiges sein und war zu weit vom Ausgang entfernt, um rauszugehen. Herr im Himmel! «
    Fraser widmet sich wieder seinem Buch, den Kopf theatralisch in den Händen, aber er kann den giftigen Blick des Mannes auf sich fühlen.
    »Sei still!«, zischt Anna, doch warum sollte er? Dieser Mann hat ihn vor einem ganzen Lesesaal gedemütigt, obwohl er bloß gerade mal ein paar Sekunden lang geflüstert hat.
    »Sie sind unglaublich egoistisch!«, schnarrt der Mann.
    »Egoistisch?« Fraser lacht. »Der Egoist sind ja wohl Sie! Mich vor allen in Verlegenheit zu bringen, ohne guten Grund!«
    Und damit schaltet Fraser demonstrativ seine Leselampe an, weil für ihn die Sache erledigt ist. Anna stößt ein kurzes, humorloses und ungläubiges Lachen aus, und die Frau mit der Odyssee verbirgt ihr Gesicht in einem Taschentuch. Ist sie nur verlegen, oder erlaubt ihr Gesundheitszustand ihr es nicht, sich in einen Aufstand in der Britischen Staatsbibliothek einzumischen?
    Anna stößt Fraser einen Ellbogen in die Rippen.
    »Was?«
    »Verflucht noch mal, Frase! Wir werden hier deinetwegen noch rausgeschmissen.«
    »Ach, halt die Klappe, Anna!« Fraser ist gereizt, der doppelte Espresso von vorhin tut jetzt seine Wirkung und regt ihn auf. Wo blieb der Beistand? Die Unterstützung? Liv hätte ihm beigestanden … und Mia auch. Oh ja, sie hätte sich ganz sicher eingemischt!
    Der Anorakträger aus Amerika steht auf.
    »Sie sind unglaublich!«, fährt er Fraser an. »Wir sind hier in der Britischen Staatsbibliothek!«
    Gott, was für ein blasierter, neunmalkluger Klugschwätzer!
    Fraser steht auf, geht völlig ruhig um seine Seite des Tisches herum und beugt sich (in möglichst einschüchternder Haltung, hofft er) zu dem Mondgesicht des Amerikaners vor, das ohnehin schon so aussieht, als hätte ihm jemand mit der Faust hineingeschlagen.
    »Sie führen sich hier auf, als hätte ich ein Verbrechen begangen«, faucht er ihn an. »Sie können sich nicht helfen, was? Sie können wohl einfach nicht genug von Ihrem eigenen großmäuligen Geschwafel kriegen?«
    »Wie war das?« , fragt der Mann mit zitternder Stimme undkaum noch unterdrückter Wut, die Fraser verrät, dass er jetzt auf KRIEG aus ist.
    Aber Fraser macht keine Anstalten, die Tischseite des Mannes zu verlassen. Auf der anderen Seite gerät Anna in Panik und stopft ihre Sachen in ihre Plastiktüte.
    »Okay, wir gehen«, sagt sie mit hochrotem Gesicht und schmalen Lippen. »Nimm deine Sachen, Fraser!«
    Er weiß nicht, ob es das Koffein ist oder ob er bloß noch nicht über die Gesinnung hinausgewachsen ist, die er mit dreizehn hatte, doch er sagt: »Nein, wir gehen nicht. Warum zum Teufel sollten wir auch?«
    Der Mann schnauft und schnappt empört nach Luft, aber dann wirft er theatralisch seine Sachen in einen Laptop-Koffer und stolziert wie ein verschmähter Liebhaber aus dem Saal hinaus.
    »ZUFRIEDEN?«, fragt Anna, und Fraser blickt sich

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