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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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verurteilt oder vielmehr nicht verurteilt, weil sie sowieso immer die gerissensten Rechtsanwälte aufbieten konnten; bei illegalen Geschäften wurden Betrüger auf Lebenszeit vom Handel ausgeschlossen. Nur das wirkte, alles andere konnte man getrost unter Ulk verbuchen.
    Mit Edmund Friedanger war alles anders. Es ging um sein Geschäft, aber nicht um ihres. Sie wollte an Friedanger nichts verdienen, sie wollte sich an Großmann & Sichel rächen. Ihr Mann hätte sie nicht gewinnen lassen sollen. Armin war wirklich skrupellos gegen Friedanger vorgegangen, selbstverständlich völlig legal, aber das war es ja gerade. Julia fand, sie müsse Großmann wieder wegnehmen, was das parteiische Gesetz ihm geschenkt hatte. Vor allem aber: Großmann & Sichel hatten sie betrogen und verhöhnt, nun sollten sie bluten.
    7.
    Julia atmete tief durch, setzte sich in den Jaguar, aber dann nahm sie doch lieber den VW, um es ihrem Bewacher ein bisschen schwerer zu machen, und fuhr zu Sandras neuem Salon >Sun & Fun<.
    Der Salon lag in exklusivem und edlem Ambiente mitten in begehrter Innenstadtlage. Er war sofort ohne Abstandszahlung zu übernehmen gewesen. Wörtlich so stand es in der Anzeige von >Top Hair International<. Julia hatte sie gerade gelesen, als sie sich von Sandra frisieren ließ. Sie wollte sofort losfahren. Sandra hatte protestiert, weil sie mit Julias Frisur noch gar nicht fertig war, aber Julia duldete keinen Widerspruch. Sie ließ ihr gerade noch Zeit, die Haare einmal kurz durchzukämmen, dann stürmte sie auch schon aus dem Haus und fuhr los, Sandra neben sich.
    Drei Stunden später war sie im Besitz eines prächtigen Salons, in dem zwar noch allerhand zu modernisieren gewesen war, aber das interessierte sie herzlich wenig. Gleich am nächsten Tag hatte sie einen Unternehmensberater zu Sandra geschickt und verlangt, sie wolle in vier Wochen hier als erste Kundin frisiert werden. Die beiden hatten zwar entschieden Widerspruch eingelegt, aber Julia war von ihrer Forderung nicht abgegangen. Sie drückte Sandra die Schlüssel des Geschäfts in die Hand und verabschiedete sich: »Also dann bis in vier Wochen. Alle Rechnungen an mich.«
    Es hatte eine Woche länger gedauert, aber dann war der Salon >Sun & Fun< eröffnet worden. Panzer aus Erbendorf hatte ihn entworfen. Der Raum war großzügig aufgeteilt worden, nirgendwo gab es Enge, jeder konnte sich frei bewegen. Die Philosophie Panzers transportierte Entspannen und Abschalten. Genau das suchten die Kundinnen. Sie kamen nicht zum Friseur, um unter Hauben zu schwitzen und stundenlang das Dröhnen von Motoren zu erdulden, sie wollten sich bei Farblichtspielen wohlfühlen und zurückgelehnt Meditationsmusik genießen.
    Der Kundin wurde viel Zeit gewidmet. Man kam auch, um bei Shiatsu-Massage oder bei Tiefenentspannung durch Reiki ein neues Ichgefühl zu erleben. Und wem trotz Massage, Lichtspielen und Musik noch ein Genuss fehlte, der konnte sich aus dem täglich frischen Angebot leckere Kleinigkeiten aussuchen. Kaffee gab es selbstverständlich aus der neuesten Maschine, die der Markt zu bieten hatte: aus der Solis Master 5000.
    Die Technik war kaum zu sehen. Die fahrbaren Shamponiereinheiten, Waschsessel und Bedienstühle waren wie Möbel gestaltet worden. In den Ecken standen die schlichten, kaum auffallenden schwarzen Säulen von Casadron, die elektrostatisch die Luft reinigten.
    In der Nähe des Eingangs saßen zwei Rezeptionistinnen für die Terminplanung. Es war kein Problem, einen Termin außerhalb der Geschäftszeit zu bekommen. Die Anmeldung war nicht etwa ein schlichter Eintrag in einem wüsten Kalender mit Eselsohren, sondern ein Verkaufsgespräch, das im Computer protokolliert wurde. Die Kundin konnte alles haben: dauerhaft gestrichelte Brauen, Dauer-Lidstrich und Dauer-Lippenkontur. In einem anderen Nebenraum war ein Nagelstudio eingerichtet worden, und überall standen Muster eines umfangreichen Angebots an dekorativer und pflegender Kosmetik.
    Sandras Salon bestach durch ausgesuchte Eleganz. Wer ihn besuchte, erwartete selbstverständlich auch ein gehobenes Preisniveau. Erstaunlich viele Männer entdeckten >Sun & Fun< für sich. Und junge Frauen kamen, auch sehr junge. Sie waren viel konservativer, als ihr Ruf erwarten ließ. Sie wünschten keine einschneidenden Veränderungen, aber ein typgerechtes Styling.
    Nun also saß Julia als erste Kundin in Sandras neuem Salon. Sandra war glücklich, aber sie verstand nicht, warum Julia ihn ihr geschenkt hatte, denn

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