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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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nickte überrascht. Die Gier in seinen Augen erlosch. Julia ließ keine Pause entstehen und fragte gleich weiter: »Wieviel würden Sie für eine Rache an Großmann bezahlen, an der er ein paar Jahre zu kauen haben wird?«
    An dieser Frage hatte er erst einmal zu kauen. Sollte sie etwa der Auftraggeber sein, mit dem er sich hier treffen sollte? Das konnte er nicht glauben. Zweifelnd schüttelte er den Kopf. Julia wartete, bis er sich von seinem Irrtum erholt hatte.
    »Ich dachte«, sagte er dann, »ich soll für Sie arbeiten. Muss ich das auch noch bezahlen?« Nun ja>, sagte sich Julia, gar nicht schlecht gekontert. Sie ging auf seine Antwort aber nicht ein und fragte weiter: »Wollen Sie ein paar Wochen für mich arbeiten? Eventuell im Ausland?«
    »Hängt davon ab, wie teuer es mich zu stehen kommt«, knurrte er. Julia fand das sehr sympathisch. Das war ja ein Anflug von Humor.
    »Na gut, jetzt also im Klartext«, sagte sie. »Ich habe keine Ahnung, wie lange wir brauchen werden, aber ich schätze so etwa vier Wochen. Passt Ihnen das?«
    »Im Prinzip schon, aber ich dachte bisher, ich könnte das nach Feierabend erledigen. Das geht ja schlecht, wenn ich dazu ins Ausland muss.«
    Julia fragte, wo er angestellt sei. Nach kurzem Nachdenken versprach sie, für ihn vier Wochen unbezahlten Urlaub zu erwirken. Nachdem er damit einverstanden war, sagte sie: »Ich arbeite im Auftrag der Steuerfahndung und verschiedener Versicherungen, etwa wie ein Privatdetektiv, also streng geheim.«
    Sie sah ihm in die Augen, aber er zeigte keinerlei Respekt vor ihrem >streng geheim<. Dann erklärte sie. »Ich denke, wenn Ihr derzeitiger Chef etwas von Steuerfahndung hört, und wenn ich ihm sage, mit seiner Firma ist alles in Ordnung, dann wird er Ihnen ganz schnell Urlaub geben. Notfalls biete ich ihm auch noch einen Ausgleich an.«
    »Scheint Ihnen ja richtig ernst zu sein.«
    »Vor allem geheim soll es bleiben.«
    Julia wollte sich nicht unnötig lange in dem Café aufhalten. Sie zog einen Briefumschlag aus ihrer Handtasche und schob ihn in die Financial Times.
    »Sie mieten ein Auto und fahren zu der Adresse, die in dem Brief steht. Ich werde dort sein, und dann besprechen wir unser Vorgehen. Das Geld in dem Umschlag können Sie als Vorschuss betrachten. Nur eines noch: Wie heißt Ihre Freundin?«
    »Christa«, antwortete er spontan. »Aber was hat das mit unserem Geschäft zu tun?«
    »Der Name spielt keine Rolle. Ich wollte nur wissen, ob Sie jemand vermisst, wenn er Sie wochenlang nicht erreichen kann«, sagte sie und fuhr fort: »Das ist der kritische Punkt. Sie verschwinden spurlos und schlafen trotzdem nicht mit einer anderen. Wie machen Sie ihr das plausibel?«
    Er überlegte, zog die Stirn kraus und sagte dann unerschütterlich überzeugt: »Sie vertraut mir.«
    »Sie Träumer! Sie wird Ihnen selbstverständlich nicht trauen. Es sei denn, Sie liefern ihr einen Beweis.«
    »Einen Beweis? Was für einen Beweis? Woher soll ich einen Beweis nehmen?«
    Julia antwortete nicht gleich.
    »Sie sollten einen Teil des Vorschusses verwenden, sie zu beschwichtigen und ihren Verdacht auszuräumen. Da Sie großes Vertrauen zu ihrer Christa haben, wird der Teil, den Sie ihr zugestehen, ziemlich karg ausfallen. Ich rate Ihnen: Geben Sie ihr das Doppelte.«
    Er sah sie an und schien ihrem Vorschlag nicht folgen zu wollen. Er war nicht geldgierig; sonst hätte er sie gefragt, was ihn das ganze Auslandsgeschäft einbringen würde. Julia meinte, Zweifel an ihrem Vorschlag in seinem Gesicht lesen zu können. Deshalb sagte sie: »Ihre Freundin ist sicher die glücklichste Frau der Welt. Sie liebt sie ohne Vorbehalt und ist die Einzige, die weder eifersüchtig noch misstrauisch ist. Ich sage das ohne jede Ironie. Geben Sie ihr trotzdem das Doppelte.«
    Julia erhob sich und wollte gehen. Doch sie drehte sich zu ihm um und sagte: »Nehmen Sie Ihr Handy nicht mit. Sie sollen wirklich nicht erreichbar sein. Tun Sie einfach so, als hätten Sie es vergessen. Also morgen sehen wir uns wieder.«
    Er sah ihr nach, und er dachte weder an den Brief in der Zeitung noch an seine Christa, die ihm grenzenlos vertraute, und die er niemals verraten würde. Er starrte der Frau in dem weißen Kleid mit den aufgedruckten schwarzen Blättern nach. Bei jedem Schritt wippte der Saum an ihre Oberschenkel. Noch nie hatte ihn ein so einfaches Kleid so fasziniert. Und an Rocksäume, die an Schenkel wippen, konnte er sich überhaupt nicht erinnern.
    Er sah sie noch schreiten,

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