Kleine Rache zwischendurch (German Edition)
das sein, Herr Hellbach, und kommen Sie mir nicht mit stillen Übereinkünften in Ihrer Branche, mit Rücksichten, die Ihnen die Hände binden! Ich will wissen, wer mir nachspioniert.«
»Also, Frau Getti«, sagte er, »machen wir uns gegenseitig nichts vor, Sie wissen Bescheid, und ich würde jetzt gern mit Ihnen wie mit einer Kollegin verhandeln. Deutlich, offen, ohne Brimborium. Wäre Ihnen das recht?«
»Jetzt verstehen wir uns.«
»Angenommen, ich nenne Ihnen den Namen. Ich kann ganz sicher erfahren, wer der Mann ist.«
Er unterbrach sich, drückte auf eine Taste an seinem Telefon und sagte: »Marion, wir brauchen den Namen.«
Marion betrat das Zimmer und deckte den Tisch mit Bavaria-Geschirr in Chinablau. Der Kaffee duftete wie frisch gebrannt. Selbstverständlich wurde der Kaffee immer frisch gemahlen gemahlen, nicht geschlagen. Das hatte Senior Hellbach so eingeführt. Der Würfelzucker wurde in einer Dose aufbewahrt, die Zange war vergoldet, und die Sahne kam in einem Kännchen auf den Tisch. Die Gäste sollten den Kaffee stilvoll genießen und sich nicht mit diesen furchtbaren Plastebechern herumquälen müssen, die einem jetzt sogar in guten Hotels zugemutet wurden.
Julia bemerkte das alles sehr wohl. Besonders gut gefiel ihr das Aroma des Kaffees.
»Sehr gut«, lobte sie, »ich hatte anfangs so meine Bedenken, was Sie als Kaffee servieren würden. Schrecklich, wenn einem dieser barbarisch zu einem Stein gepresste Staub als Kaffee angeboten wird.«
Gero bedankte sich, aber er kam sogleich zur Sache: »Sie zwingen mich, Frau Getti, ein großes Risiko einzugehen.«
Sie sah ihn mit großen, erstaunten Augen an und der Mund stand ihr halb offen, wie sie das von der BB her kannte. Gero lachte: »Ist das der Blick, der mit einer Jacht von Friedanger belohnt wird? Aber im Ernst: Sie könnten den jungen Mann bloßstellen oder bei Abel & Partner Krach schlagen. Ich frage nicht, woher Sie den Namen der Detektei kennen. Hauptkommissar Palmer gehört doch zu Ihren engsten Freunden, wenn ich mich nicht irre. Aber weiter: Sie könnten wütend Ihren Ehemann ausschimpfen. Es gibt so vieles, was eine zornige Frau alles anstellen könnte. Da käme viel Ärger auf mich zu.«
Er unterbrach sich, trank einen Schluck Kaffee und wartete auf Widerspruch. Aber Julia schwieg. >Sie beherrscht die ganze Skala der erfolgreichen Verhandlung<, dachte er. >Sie wartet, bis ich alle meine Argumente vorgebracht habe, und dann wird sie ganz sacht mit ihrem schwächsten anfangen.<
Er setzte seine Tasse ab und fuhr fort: »Normalerweise lasse ich mich auf Versprechen, irgendwelche Zusagen, die mir unter heiligen Eiden geschworen werden, nicht ein. Die werden alle gebrochen. Kaum haben die Klienten mein Büro verlassen, schon haben sie alles vergessen. Ich werde auch Ihnen nicht glauben. Trotzdem - ich bin neugierig. Was also, verehrte Frau Getti, werden Sie mit dem armen Jungen anfangen?«
Julia wechselte die Maske. Vor Gero Hellbach saß jetzt eine jener jungen Frauen, die durchsetzten, was sie wollten, und die ihre Wünsche nicht hinter verlogenen Konventionen versteckten: »Mit ihm schlafen. Was sollte ich sonst mit ihm anfangen? Oder wissen Sie etwas Besseres?«
Gero war entwaffnet. Das gab er zu. Mit einer Überraschung hatte er gerechnet, aber nicht mit dieser. Ob sie es wahr machen würde oder nicht, war nicht entscheidend. Sie wollte ihm mit dieser freimütigen Erklärung entgegenkommen, ihm für seine Offenheit danken und das Gefühl geben, er könne ihr vertrauen. Er schob Julia den Namen des jungen Mannes auf einem neutralen Zettel über den Tisch. Das Gespräch war beendet, beide erhoben sich. Gero begleitete seine Besucherin bis zur Tür. Sie fragte, was sie ihm schuldig sei.
»Sie haben mir doch nur die Grüße meines Vaters ausgerichtet.«
»Danke. Wenn ich ihn sehe, werde ich ihn auch grüßen und sagen, wie begeistert ich vom Niveau dieser Firma bin. Nur eine Kleinigkeit wäre vielleicht noch zu verbessern. Sprechen Sie darüber mit Frau Bayer. Wir sind uns beide da nämlich absolut einig.« Dabei deutete sie auf die protzigen Bildbände, die in dem Schrank hinter Glas standen.
Im Fahrstuhl sah Julia auf den Zettel und prägte sich den Namen des Mannes ein, der sie beobachtete. Sie hätte zu gern gewusst, was in den Berichten an ihren Gatten stand. Oder erhielt er ihren Tagesablauf nur telefonisch übermittelt? Ihr Beobachter war jung und noch unerfahren in seinem Beruf. Es konnte für Julia nicht schwer
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