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Kleine Schiffe

Kleine Schiffe

Titel: Kleine Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Schuetze
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Daniel.« Sie macht eine Pause und bedenkt uns mit einem fragenden Blick. »Was macht ihr drei eigentlich hier?«
    Stefan hilft mir auf und grinst. »Ich habe Franzi das Versprechen abgenommen, ihr Kind, wenn es ein Junge wird, Stefan zu nennen.«
    Suse ergänzt schüchtern und mit einem Anflug von Humor: »Oder Felix. Von diesem österreichischen Wahlspruch: Tu felix Austria … Du glückliches Österreich.«
    Auf Tinas Gesicht spiegelt sich Verwirrung, dann langsam ungläubiges Verstehen. Sie sucht meinen Blick. »Franziska Funk, was soll das heißen?«
    Ich lächele sie kläglich an. »Tina, ich fürchte, ich bin schwanger.«
    Woraufhin Tina mit einem kleinen Aufschrei auf den frei gewordenen Klodeckel sinkt.

4. Kapitel
Und wir glauben beide daran
dass man glücklich werden kann
selbst dann wenn man vorher unglücklich war
Die Gelegenheit ist da.
Bernd Begemann: »Hoffnungsvoll«
    A m nächsten Abend, direkt nach der Arbeit, mache ich einen Schwangerschaftstest. Er ist positiv. Erschüttert sinke ich mit dem Stäbchen in der Hand auf das Küchensofa.
    »Also? Nun sag schon!« Tina reißt das Beweisstück an sich und starrt auf das Display. »Zwei rote Streifen. Deutlich.« Sie blickt sich suchend um. »Wo ist denn die Beschreibung? Zwei Stäbchen bedeuten …«
    »… dass ich schwanger bin«, ergänze ich matt. »Ich bin vierundvierzig Jahre alt, geschieden und zum ersten Mal schwanger.«
    Tina winkt ab. »Weißt du, wie sicher solche Tests sind?«
    Bedauerlicherweise weiß ich das. Ich habe nämlich vor kurzem dazu eine Sendung im Radio gehört. »Diese Schwangerschaftstests sind zu neunundneunzig Prozent sicher.«
    Tina lässt die Antwort kurz auf sich wirken. Dann wendet sie ein: »Manchmal kommt es doch vor, dass Eier befruchtet werden, dann zeigt so ein Schwangerschaftstest ein positives Ergebnis an. Nisten sich die Eier aber nicht ein, ist der Test ein paar Tage später negativ.« Sie hört sich an wie eine Biologielehrerin. Als sie mein skeptisches Gesicht sieht, fasst sie nach: »Echt! So was passiert! Hat eine Kollegin von mir mal erlebt. Die dachte, sie sei schwanger – aber dann: Pustekuchen!«
    Ich schüttele den Kopf. »Aber nicht nach so langer Zeit.«
    Tinas Gesicht ist ein Fragezeichen.
    Ich seufze. »Ich weiß nämlich genau, wann ich schwanger geworden bin.« Lächelnd füge ich hinzu: »Und du bist quasi schuld daran.«
    Tina sinkt neben mir aufs Sofa, immer noch dreht sie das Stäbchen unbehaglich zwischen den Fingern. Ich nehme es ihr ab, stehe auf und befördere es in den Müll. »Du hattest mich doch gefragt, ob ich noch weiß, wann ich das letzte Mal mit Andreas geschlafen habe.«
    »Na und?«
    »Weil ich es nicht mehr wusste, habe ich es dann so eingerichtet, dass wir es noch einmal miteinander getan haben. Im April, als …«
    »… als er zur Scheidung nach Hamburg gekommen ist«, fällt mir Tina ins Wort. Sie denkt nach. »Das ist fast zwei Monate her. Kommt da überhaupt noch eine Abtreibung in Frage?« Sie steht wieder auf und beginnt nervös hin und her zu gehen. Ihre Absätze klackern laut auf dem Fußboden. »Auf jeden Fall musst du erst einmal zum Frauenarzt und herausbekommen, ob das mit den neunundneunzig Prozent auch bei dir den Tatsachen entspricht. Da kannst du dann auch gleich mal wegen eines Abbruchs fragen.« Sie grinst mich unsicher an. »In deinem Alter gehörst du doch schon zur Risikogruppe, oder?« Doch als sie meine verzweifelte Miene sieht, gefriert ihr Lächeln.
    In der letzten Nacht habe ich wach gelegen und über Stefans und Suses Worte nachgedacht. Das Merkwürdige war, dass etwas in mir, ein kleiner harter Kern unterhalb des Nabels, in dem Moment, als Stefan von »meinem Kind« sprach, wusste, dass seine Vermutung stimmte.
    Ich bin – schwanger.
    Nach all den gescheiterten Versuchen. Zugegeben, so richtig professionell hatten wir es nicht betrieben. »Ich kann doch nicht die Grünen wählen und gleichzeitig medizinisch die Natur beeinflussen«, hatte Andreas gemurrt. Er ging dann allerdings doch zum Arzt, um auszuschließen, »dass es an mir liegt«, wie er sich ausdrückte.
    Ich war ebenfalls erleichtert, als Dr.Fohringer mir wenig später schwarz auf weiß attestierte, dass auch ich nicht »die Schuldige« war. »Biologisch ist bei Ihnen alles in Ordnung.«
    Fast fünf Jahre haben wir intensiv daran gearbeitet, Eltern zu werden: Temperatur messen, Eisprung ausrechnen, Sex nach Fahrplan. Kein Wunder, dass unsere Liebe dabei etwas auf der Strecke

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