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Kleine Schiffe

Kleine Schiffe

Titel: Kleine Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Schuetze
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Fassung und frage: »Möchtet ihr einen Tee?«
    Rudi und Helmut schütteln den Kopf. »Wir sind gleich im Schachclub verabredet.« Sie winken Papa aufmunternd zu, der jedoch zu meinem Leidwesen keinerlei Anstalten macht, sich ihnen anzuschließen.
    Vielmehr sagt er: »Dann bis gleich, und haltet mir einen Platz frei.«
    Rudi und Helmut verabschieden sich. »Bis bald, Franziska!«
    »Ja, bis bald!« Ich atme auf und schließe die Tür hinter ihnen.
    Papa mustert mich mit einem nachdenklichen Blick. Obwohl es draußen sommerlich warm ist, hat er sich wieder in seinen Pullikragen vergraben.
    »Ich mache mir einen Tee«, informiere ich ihn. »Möchtest du auch einen?«
    Papa schüttelt den Kopf. »Hast du auch Kaffee da?«
    Ich nicke. »Aber was sagt dein Blutdruck dazu?«
    Er verdreht die Augen. »Mein Blutdruck sagt gar nichts dazu. Dem geht’s prima.«
    Ich öffne die Kaffeedose. Und dann geschieht es wieder: Als ich das starke Aroma des Pulvers in die Nase bekomme, wird mir schlecht. Ich kann Papa gerade noch ein »Entschuldigung, bin gleich wieder da!« zuwerfen, da beutelt mich auch schon der Brechkrampf. Hastig verriegele ich die Tür der Gästetoilette hinter mir.
    Als ich zurückkomme, steht Papa am Küchentresen und lässt kochendes Wasser in die Espressokanne laufen. Er hat den Tisch gedeckt: einen Teebecher für mich und eine Tasse für sich. Dazu Kekse, die er mitgebracht haben muss, Honig und Milch. Es sieht sehr gemütlich aus. Weil aber der Kaffeeduft schon wieder direkte Auswirkungen auf meinen empfindlichen Magen hat, öffne ich die Gartentür und lasse warme, frische Frühsommerluft hinein.
    Papa beobachtet mich. Als wir uns gegenübersitzen, fragt er unvermittelt: »Was ist los?«
    Ich versuche mich mit einer schnippischen Antwort herauszureden: »Was soll denn los sein? Nichts ist los!«
    Er zeigt hinter sich. »Dir ist richtig schlecht geworden, das war nicht zu überhören. Wirst du krank?«
    Ich rette mich in einen Schluck Tee und stecke meine Nase extra lange in den Becher. Ob ich es Papa sagen soll, habe ich mir bisher noch gar nicht überlegt. Andererseits ist das Kind sein Enkel. Ich schlürfe weiter den Tee und bewege die Frage noch ein wenig in meinen Gedanken.
    »Also?« Papa lässt nicht locker.
    »Ich bin schwanger.«
    Ich weiß nicht, welche Reaktion ich erwartet habe – jedenfalls überrascht er mich. Er starrt weiter vor sich hin und sagt sehr langsam: »Du bist … oha!« Danach versinkt er in seinem Kragen und sagt gar nichts mehr.
    Erschrocken sehe ich ihn an. War das zu viel für ihn? Schließlich ist der Mann über siebzig. Aber nein, er atmet regelmäßig, und seine Augen sind zusammengekniffen, als müsse er in starkes Sonnenlicht sehen. Wir sind schon eine merkwürdige Familie: Die Tochter versinkt im Tee, der Vater im Kragen.
    Papa greift nach einem Keks und stippt ihn in die Espressotasse. Diese Unsitte hat schon meine Mutter zur Weißglut getrieben, als wir noch normale Kaffeetassen besaßen und Espresso nur ein Wort aus dem Italienurlaub war. Er futtert den Keks, spült mit Espresso nach und fragt: »Wer ist der Vater?«
    »Andreas.«
    Meinem Vater ist deutlich anzusehen, dass er mich für völlig verrückt hält. »Ich dachte, das klappt bei euch nicht.«
    »Tja.«
    »Ich dachte, ihr seid geschieden.«
    »Sind wir auch.«
    Papa muss das Ganze erst einmal verarbeiten. Er reibt sich die Augen. »Du hast schon immer Schwierigkeiten gehabt, dich an die richtige Reihenfolge zu halten.« Damit spielt er auf meine ersten Koch-und Backversuche an, bei denen ich häufig unfertige Gerichte in den Ofen schob oder das Dessert schon vor der Vorspeise servierte.
    »Willst du das Kind haben?« Ungewohnt fürsorglich gießt er neuen Tee in meine Tasse.
    Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal so friedlich allein zusammengesessen haben. Früher war immer Andreas dabei, und die beiden haben sich nie gut verstanden. Oder die Unvermeidlichen hängen an Papa wie die Zecken, und die Gespräche drehen sich um Schach, Fußball und Lokalpolitik.
    Ich schaue auf den von meinem Vater gedeckten Tisch, nasche von den Keksen, die er mitgebracht hat, leere die Tasse Tee und entscheide mich für die Wahrheit. Ich antworte ehrlich: »Ich weiß es nicht.«
    Papa nickt nachdenklich.
    Mir fällt etwas ein. »Was würde Mama mir wohl raten?«
    Papa ist von meiner Frage genauso überrascht wie ich selbst. Über sein Gesicht fliegt ein leichter Schatten. Dann sagt er: »Deine Mutter würde wahrscheinlich

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