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Kleine Sünden erhalten die Liebe

Kleine Sünden erhalten die Liebe

Titel: Kleine Sünden erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Besitz.
    Der Legende nach befindet sich bei jedem Stein eine Tafel, die den Namen eines weiteren Hüters und seiner Familie preisgibt. Auf diese Weise fanden sich diese Familien im Lauf der Jahrhunderte wieder, falls sich irgendeine Katastrophe ereignete.
    Ich wollte aber auf keinen Fall noch einmal in den Tunnel kriechen. Und ich hielt diese ganze Such-und-Rettungs-Mission ehrlich gesagt für ein aussichtsloses Unterfangen. Welche Chancen hatten wir denn, die Hälfte einer Tafel in diesen endlosen, unübersichtlichen und dunklen Tunneln zu finden?
    »Ich wünschte, du würdest aufhören, zu seufzen und missbilligend zu brummeln«, sagte Diesel. »Das macht mir allmählich Angst.«
    »Entschuldige bitte, aber dieses schwachsinnige Unternehmen jagt mir Angst ein. Und ich werde nicht noch einmal in diesen schwarzen Tümpel tauchen. Ich werde am Ende des Tunnels warten. Du kannst mir die Tafel bringen, wenn du sie gefunden hast.«
    »Wir werden nicht noch einmal auf diesem Weg hineingehen, sondern so, wie wir herausgekommen sind.«
    »Das war ein Irrgarten. Wir werden uns verlaufen und dort drin sterben. Und da gab es Ratten! Kannst du dich an die Ratten erinnern?«
    »Wir werden uns nicht verlaufen. Die Tunnel sind gekennzeichnet. Wir müssen nur auf die Zeichen achten, die uns den Ein- und den Ausgang weisen, dann kann uns nichts passieren. Außerdem habe ich Vorkehrungen getroffen.«
    »Welche Vorkehrungen?«
    »Sprühfarbe und ein Seil.«
    »Meine Güte.«
    Eine halbe Stunde später hatten wir Hanover erreicht. Die Sonne war gerade untergegangen, aber wir konnten noch gut sehen. Es wimmelte nur so vor Studenten. Sie verließen ihre Wohnheime oder kehrten dorthin zurück, gingen zum Essen aus oder machten sich auf den Weg zur Bibliothek.
    Carl gab auf dem Rücksitz nervös einige Laute von sich. Er wollte offensichtlich endlich raus aus dem Wagen.
    »Was willst du mit Carl machen, während wir in dem Tunnel unterwegs sind?«, fragte ich Diesel.
    »Er wird uns begleiten. Ich habe eine Leine für ihn.«
    »Iiip?«, fragte Carl.
    Ich dachte über mein Leben nach und sehnte mich nach etwas Ruhigem und Behaglichem. Katholiken haben Rosenkränze und Lieder, die sie singen, aber ich war im presbyterianischen Glauben erzogen worden, und bei uns gibt es nichts dergleichen. Ich glaube, wir beten zwar, aber das erfordert Konzentration. Rauchen wäre auch eine Möglichkeit. Raucher sehen immer so glücklich aus, wenn sie an ihrer Zigarette ziehen. Ich könnte vielleicht sogar mit dem Risiko leben, Lungenkrebs zu bekommen, aber die faltige Haut, die man davon kriegt, schreckt mich ab. Und ich möchte auch nicht so riechen wie meine Tante Rose, die mit einer Zigarette im Mundwinkel hängend gestorben ist. Obwohl sie dabei gelächelt hat, wie man mir erzählte.
    Wir fanden in einer Seitenstraße neben den Tennisplätzen einen Parkplatz und gingen über die Wheelock Street zur Sphinx hinüber. Diesel hatte Sprühfarbe und ein Seil in seinem Rucksack, und ich nahm Carl an mich. Er trug sein neues Geschirr, das eigentlich für einen Hund gemacht worden war. Es passte ihm gut, und seine Leine war bereits eingehakt. Wir gingen den Hügel hinauf, vorbei an der von den Flammen verrußten Sphinx. Die Hintertür war ausgetauscht worden, und auch der kleine Abluftventilator hoch oben an der Wand war ersetzt worden.
    Vor dem Wohngebäude, in das wir hineinwollten, standen einige Studenten neben den Fahrradständern und unterhielten sich. Also gingen wir unauffällig weiter. In der Nähe der Kellertür blieben wir stehen und sahen uns um. Auf dieser Seite des Gebäudes war niemand zu sehen. Das war unser Glück, denn es ist schwer, in Begleitung eines Affen nicht aufzufallen.
    »Jetzt geht’s los«, verkündete Diesel.
    Wir schlenderten lässig zu der Tür. Diesel öffnete sie, und wir schlüpften in das Haus und hasteten durch die schwenkbare Wand zu der Falltür. Ich stieg die Leiter als Erste hinunter, Carl folgte mir, und als Letzter kam Diesel hinterher. Als er die Falltür schloss, waren wir in Dunkelheit gehüllt.
    Ich spürte, wie etwas über meinen Fuß huschte und Carl in Windeseile vom Boden auf meinen Kopf sprang.
    Dann hörte ich, wie Diesel einiges aus seinem Rucksack kramte. Er knipste eine Lampe an und reichte sie mir.
    »Streif dir das über.«
    »Was ist das?«
    »Das ist eine Stirnlampe, wie sie Wanderer benutzen. Sie spendet dir Licht, und du hast deine Hände frei.«
    Ich setzte mir die Lampe auf den Kopf und sah zu, wie

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