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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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gut wie verkauft.«
    »Was?« Grace starrte sie fassungslos an. »Ich war gerade drüben bei Frank, um mir sein Okay zu holen. Er war derart aus dem Häuschen, dass er eine Flugkarte, die er gerade bestellte, auf Business Class umbuchte. Und jetzt hör auf, das Thema wechseln zu wollen. Wir waren bei Adam.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Was tust du mit ihm, Grace? Experimentieren? Seine jugendliche Energie genießen?«
    »Ich bitte dich, Natalie!«
    »Was? Es stimmt, nicht wahr? In dem Alter können sie vor Kraft kaum laufen, habe ich gehört. Sie sind unersättlich morgens, mittags, abends...«
    »Du bist vulgär.«
    Natalie machte etwas Billiges daraus: die ältere, nach Sex gierende Frau und der junge, knackige Bursche, der ihr zu Willen war. Grace konnte gut verstehen, dass Frauen ihre Beziehungen zu jüngeren Männern geheim hielten. Aber es wäre unehrlich gewesen zu behaupten, dass sie nicht mit Adam schlief - und jede Sekunde davon genoss. »Es ist nicht nur der Sex!«
    »Du bist wegen seiner Persönlichkeit scharf auf ihn?«, spottete Natalie.
    »Ich bin vielleicht verliebt in ihn.«
    »Du ...?« Natalie schnappte nach Luft. »Sag mir, dass das ein Scherz ist!«
    »Affäre! Affäre!«, sang Rosie auf dem Rücksitz aus Leibeskräften.
    Natalie drehte sich ächzend zu ihr um und sagte in liebevollem Ton: »Ist ja gut, Schätzchen. Jetzt reicht es.« Dann wandte sie sich wieder Grace zu. »Und ist er auch in dich verliebt?«
    Sie sagte das so zweifelnd, so beleidigend zweifelnd, dass Grace nicht anders konnte als zu prahlen: »Wie verrückt! Du hast ihn doch gehört.«
    »Ja, ja. Ich möchte dir nicht wehtun, aber Burschen in diesem Alter ... äh ... sie sagen oft mal Dinge, die sie nicht ernst meinen ...«
    »Adam sagt nichts, was er nicht ernst meint«, erwiderte Grace eisig. Was fiel Natalie eigentlich ein?
    »Aber im Überschwang des Augenblicks ...«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Weißt du wirklich, was du da tust, Grace? Ich meine ... wie konnte es überhaupt dazu kommen?«
    Gute Frage. Rückblickend hätte sie besser das Für und Wider abwägen sollen, anstatt aus einem Impuls heraus das Steuer herumzureißen und blindlings vom Pfad der Tugend ins Dickicht zu brettern. Ausgerechnet sie, die sonst niemals etwas Unüberlegtes tat (Ewan hatte ihr schließlich nicht umsonst die Verwaltung der Finanzen anvertraut).
    »Keine Ahnung«, antwortete sie aufrichtig. »Ich denke, ich habe im entscheidenden Moment einfach den Kopf verloren.«
    »Den Kopf verloren.« Natalie sah aus, als würde sie jede Sekunde in Ohnmacht fallen.
    Und plötzlich hatte Grace die Nase voll von dem Theater. »Ja, so was gibt es, meine Gute! Leidenschaft, Verliebtheit, Lust - erinnerst du dich noch daran, Natalie? Oder hast du das alles wie ich in dem Hamsterrad des Lebens vergessen?«
    Natalie schürzte beleidigt die Lippen. Warum wurde sie plötzlich angegriffen? »Versuch nicht, deinen Fehltritt zu entschuldigen, Grace.«
    »Ach, tu doch nicht so! Wenn sich dir die Gelegenheit böte, würdest du mit beiden Händen zugreifen, da bin ich ganz sicher.«
    »Das würde ich nicht!«, empörte sich Natalie.
    »Du wärst verrückt, wenn du es nicht tätest.«
    »Aber... aber ... wenn Paul dahinter käme ...«
    »Und wenn garantiert wäre, dass das nicht passieren würde?«
    »Affäre, Affäre...«
    »Halt den Mund, Rosie! Ich würde niemals hinter Pauls Rücken eine Affäre anfangen.«
    »Nicht einmal, wenn ein atemberaubend gut aussehender Mann mit einer umwerfenden Ausstrahlung daherkäme und dich von deiner Bügelwäsche und dem schmutzigen Geschirr wegholte und dir sagte, dass du wunderschön und begehrenswert seist?«
    »Von der Bügelwäsche?«, fragte Natalie mit einem sehnsüchtigen Unterton in der Stimme. Allein Rosies Sachen waren schon ein Fulltimejob.
    »Der dir das Gefühl gäbe, etwas Besonderes zu sein und stark - und die einzige Frau für ihn.«
    »So einen Mann gibt es nicht!«, rief Natalie.
    »Doch!«, rief Grace zurück. »Es gibt ihn, und ich habe ihn, verdammt noch mal, und es geht mir mit ihm so gut wie noch nie in meinem Leben, und ich bereue keine einzige Sekunde!«
    Der Ausbruch schockte sie beide gleichermaßen, und sie ließen sich zurücksinken und fächelten sich Luft zu - Natalie mit einer Ersatzwindel und Grace mit einer Straßenkarte. Die Hitze war erstickend. Grace hatte plötzlich das Bedürfnis, laut zu lachen - über die Lächerlichkeit der Situation und über die Wahl, die sie treffen sollte. Wie hatte

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