Kleine Suenden zum Dessert
Neil.«
Grace spürte ihre Wangen vor Verlegenheit heiß werden, doch sie überspielte es: »Das hatte ich schon verstanden ich wollte es nur mal loswerden. Und was ist mit Jamie und Neil?«
»Was soll mit ihnen sein?«
»Willst du behaupten, dass sie auch unter meiner Gewissenhaftigkeit zu leiden haben?«, fragte Grace angriffslustig.
Natalie wurde blass. Die Sache lief aus dem Ruder. »Das sage ich doch gar nicht!«, protestierte sie. »Ich meine wirklich, dass sie dich schätzen. Wenn man bedenkt, was du alles für sie tust. Die vielen Zahnarzttermine, die du für sie vereinbarst, die gesunden Lunchpakete, die du ihnen jeden Tag mitgibst, dass du sie praktisch überall hinfährst, damit sie nicht von einem Mann entführt werden, der mit einem großen Sack in einem Rhododendron lauert...«
»Oh!« Grace hatte dieses Szenario einmal für Jamie entworfen, um ihm die Gefahren vor Augen zu führen, die ihn erwarten konnten, wenn er allein das Haus verließe. Sie hatte nicht geahnt, dass er die Geschichte überall herumerzählen würde.
»Was ich meine, ist, dass du dich ... kümmerst!«, endete Natalie und wechselte dann mit einem sonnigen Lächeln und einem halsbrecherischen Schlenker das Thema. »Glaubst du, er sieht dich als Mutterfigur?«
»Wer?«
»Adam.«
»Ich hau dich gleich, Natalie.«
»Warum denn? Hat er überhaupt eine Mutter?«
»Weiß ich nicht. Ich habe ihn nie gefragt.« Trotzig setzte sie hinzu: »Wir kommen vor lauter Sex nicht zum Reden.«
»Oh!«, hauchte Natalie.
Grace öffnete die Beifahrertür.
»He, warte!«, hielt Natalie sie auf. »Du hast mir gar nicht gesagt, was du tun wirst.«
»Tun?«
»Nun, wegen Adam. Darum geht es doch die ganze Zeit, oder?«, sagte Natalie ärgerlich.
»Er möchte, dass ich mit ihm durchbrenne.«
»Was? Wohin?«, kreischte Natalie, und Grace dachte, dass all die Aufregung für eine Frau in ihrem Zustand nicht gesund sein konnte.
»Vielleicht nach Tasmanien. Da ist er zu Hause.«
»Nach Tasmanien? Aber was ist mit Ewan und den Zwillingen?«
»Ich weiß«, seufzte Grace.
»Du kannst die drei nicht verlassen«, erklärte ihre Freundin kategorisch. »Nicht für einen Jungen!« Als die Bestätigung auf sich warten ließ, riss Natalie die Augen auf. »Grace!«
»Ich habe keine Ahnung, was ich tun werde.« Sie stieg aus und schlug die Tür zu. »Aber Grace ...«
»Bis bald. Kommt gut nach Hause.« Natalie machte sich mit ihrer kleinen Tochter auf dem Rücksitz in ihrem Vierradantriebmonstrum auf die Heimfahrt, während Grace in ihrem roten Kaftan, den der Wind wie eine Fahne wehen ließ, über den Rasen zum Haus zurückschwebte.
15
»Ich fasse es nicht!«, explodierte Gillian. »Sie behauptet, ich hätte sie angerufen und sie nach der Farbe ihrer Unterhosen gefragt?«
»Bitte sprich nicht über mich, als wäre ich nicht hier«, sagte Julia ruhig.
»Dann beantworte mir die Frage.«
»Es ging nicht um Unterwäsche.«
»Worum dann? Habe ich vielleicht das Wort ›Schniedel‹ in den Hörer gebrüllt?«
»Gillian!«, entsetzte sich Michael.
»Schniedel, Schniedel, Schniedel«, trällerte Gillian.
»Ich bitte Sie!«, mischte Sergeant Daly sich ein. »Es sind Kinder anwesend.«
Susan, die an der Tür stand, verdrehte die Augen. »Ich weiß, was ein Schniedel ist. Ich habe schon jede Menge gesehen.«
»Geh raus und warte im Wagen«, schnauzte Michael sie an.
»Aber Dad ...«
»Auf der Stelle.« Sie verschwand türknallend.
»Dann wollen wir die Sache mal von Anfang an aufnehmen«, sagte Sergeant Daly.
»Wenn ich schon eines obszönen Anrufes bezichtig werde«, giftete Gillian, »dann möchte ich wenigstens wissen, was sie angeblich gehört hat!«
»Das leuchtet ein«, meinte Sergeant Daly.
»Du hast geatmet«, sagte Julia.
»Geatmet?«
»Tu nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede.«
»Aber ich weiß es wirklich nicht.«
»Und ob du es weißt! Du hast komisch geatmet.« Das klang ein wenig dürftig, und so setzte sie hinzu: »Es machte mir Angst. Frank war dabei, als der Anruf kam.« Sie wandte sich Sergeant Daly zu. »Haben Sie ihn befragt?«
»Noch nicht.«
Gillian spielte weiterhin sehr überzeugend das Unschuldslamm. »Sie spinnt«, sagte sie zu Michael. »Jetzt spinnt sie total.«
Zu Michaels Ehre musste gesagt werden, dass er sie nicht in ihrer Meinung bestärkte. Er litt sichtlich unter der Situation.
»Beleidigungen helfen nicht, den Sachverhalt zu klären«, murmelte Sergeant Daly. Warum verhaftet er Gillian nicht
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