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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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dann in sie verliebt hatte, aber irgendwie war der Lack ab von ihrer Affäre. Und von ihm.
    Amanda kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. (Was war nur mit den jungen Leuten?, dachte Grace. Sie können nie Ruhe geben. Ständig sind sie dabei, an sich herumzufummeln: zu polken, zu kauen, zu zupfen.) »Vielleicht haben Sie Recht«, meinte Amanda schließlich. »Vielleicht sollte ich lieber selbst mit ihm sprechen. Es ist doch möglich, dass ich ihn umstimmen kann.«
    »Ich wünsche Ihnen viel Glück«, sagte Grace mit einem Anflug von Zweifel in der Stimme. Der musste ihr gestattet sein. »Da kommt Julia. Ich bin sicher, sie wird Ihnen für eine Weile das Wohnzimmer überlassen, wenn Sie ungestört sein wollen.« Sie winkte ihr zu. »Julia! Das ist Amanda! Sie möchte zu Adam.«
    Sie würde draußen bei ihrem Basilikum bleiben. Welchen Ausgang erhoffte sie sich von der Unterredung - eine leidenschaftliche Versöhnung oder Adams Bekenntnis zu ihr als der neuen Liebe in seinem Leben? Letzteres wäre eine gewisse Genugtuung. Aber was würde dann aus der armen Amanda?
    Grace rief sich augenblicklich zur Ordnung. Wie kam sie dazu, sich um das Mädchen zu sorgen? Eine Femme fatale sollte keine Skrupel haben! Vielleicht hatte sie welche, weil es ein junges Mädchen war, dem sie den Mann gestohlen hatte.
    »Adam?«, sagte Julia. »Der ist weg.«
    »Wie bitte?«, fragte Grace.
    »Ja. Jemand muss doch vor Ort die Vorbereitungen für morgen treffen. Er hat Joey mitgenommen.«
    »Und was soll ich jetzt tun?« Amanda brach in Tränen aus.
    Grace hätte es ihr um ein Haar nachgemacht. Es war ein höchst gefühlsträchtiger Tag gewesen. Und da Ewan und die Jungs erst am Sonntag nach Hause kämen, hatte sie sich eine weitere Nacht mit Adam erhofft. Doch ihre Enttäuschung fiel angesichts der weinenden und wie ein Walross schnaubenden Amanda nicht auf. Und dann legte Julia - Graces Freundin! - auch noch den Arm um das Mädchen und schob Grace und ihren Kummer brutal beiseite.
    »Na. na«, murmelte sie tröstend und sagte dann zu Grace: »Würden Sie Teewasser aufsetzen?«
    Teewasser!
    »Ich muss ihn sehen! Ich muss mit ihm reden!«, schluchzte Amanda herzzerreißend.
    Julia schaute Grace an, als wolle sie fragen, was es mit dieser Hysterie auf sich habe. Grace zuckte mit den Schultern. Woher sollte sie das wissen?
    »Wie es aussieht, brauchen Sie etwas Stärkeres als Tee«, meinte Julia. Sie führte Amanda über den Rasen auf das Haus zu, und Grace hörte sie murmeln: »Es wird alles gut. Ich habe zwei Liter Strongbow im Küchenschrank.« Grace blieb mit einer Hand voll faulen Basilikums und einem Magen zurück, der sich anfühlte, als sei sie gerade aus einer Achterbahn gestiegen. Oh, warum hatte nur alles so kompliziert werden müssen? Es war so eine wunderschöne Zeit gewesen, und plötzlich gab es nur noch drängende Fragen und Forderungen nach Entscheidungen und Selbsterforschung! Der bloße Gedanke daran verursachte ihr Kopfschmerzen.
    Sie fand, dass sie sich eine Pause verdient hatte, und so ließ sie das Basilikum einfach fallen und sank auf einen Gartenstuhl. Gleich darauf spielte das gleißende Licht der gnadenlos vom Himmel strahlenden Sonne ihren Augen einen Streich: Sie glaubte, in einem Jungen draußen auf der Straße Jamie zu erkennen. Der Junge trug ein Arsenal-T-Shirt wie das von Jamie und lief genau wie er mit leicht eingeknickten Knien. Wahrscheinlich war nicht die Sonne für die Täuschung verantwortlich, sondern die Tatsache, dass sie sich wegen dieser Busengeschichte in Gedanken so viel mit Jamie beschäftigte.
    Sie schaute genauer hin. Der Junge auf der Straße konnte doch unmöglich genau den gleichen Rucksack haben wie Jamie! Und auch noch mit den gleichen Fußball-Aufklebern! Es musste Jamie sein!
    Aber Jamie war in Amerika und käme erst am Sonntag zurück. Hatte sie doch Halluzinationen durch die Hitze? Oder war es, noch schlimmer, eine Nahtoderfahrung? Hatte die verdammte Bückerei am Kräuterbeet ihr Herz ruiniert?
    Es war keine Halluzination! Jetzt stieg Ewan aus einem Taxi und dann Neil, brutzelbraun und mit einer umgedrehten Baseballkappe auf dem Kopf.
    Grace sprang auf, dass der Gartenstuhl nach hinten kippte, und presste die Hände auf die Brust. Sie konnte es nicht glauben. Sie waren hier! Ihre Kinder waren zu Hause! »Jamie! Jamie! Neil!« Aus irgendeinem Grund ließ sie Ewans Namen ungerufen.
    Dann rannte sie mit ausgestreckten Armen und vor Glück hüpfendem Herzen auf ihre Söhne zu. Sie

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