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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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mit ihm gesprochen hatte. Nun ja, gesprochen hatte sie nicht mit ihm, denn im Krankenhaus waren Handys verboten, aber sie hatte ihres reingeschmuggelt und es heimlich lange genug benutzen können, um ins Internet zu kommen, sich dort über Nierentransplantationen und die diesbezüglichen Konditionen ihrer Krankenversicherung zu informieren und ihm dann eine ausführliche E-Mail zu schicken, hatte Frank erzählt.
    Dann arbeitet jetzt also nur noch eine Niere?«, sagte Charlie.
    »Und die immer weniger.«
    Alle schnalzten bedauernd mit der Zunge und schüttelten die Köpfe. Was für ein Pech.
    »Aber die Arzte hoffen, dass sie so lange durchhält, bis sie operieren können. Sandy steht ganz oben auf der Warteliste, wissen Sie. Sie warten nur noch auf einen passenden Spender.«
    »Ich kannte mal eine Frau, der eine Niere transplantiert wurde«, steuerte Nick zu der Unterhaltung bei. »Es war ein spektakulärer Erfolg.«
    »Nicht für den armen Kerl, dem sie vorher gehört hatte«, meinte Charlie trocken, aber niemand lachte.
    »Sandy wird nicht erfahren, wessen Niere sie bekommt«, sagte Frank, als mache das einen Unterschied.
    »Ich bin sicher, sie wird auf jeden Fall glücklich darüber sein«, sagte Julia.
    Charlie tätschelte wieder seine Hand. »Es wird alles gut gehen, Sie werden sehen.« Dann rief sie nach vorne: »Martine! Können Sie einen Zahn zulegen? Der arme Mann hier muss seinen Flieger kriegen!«
    Martine warf einen finsteren Blick nach hinten. »Ich fahre schon so schnell es geht.«
    Und das stimmte. Das Gewicht der Zelte, Transparente, Verpflegung für zwei Tage, Rucksäcke und Menschen drohte den altersschwachen Kleinbus in die Knie zu zwingen, aber alle anderen in Frage kommenden Fahrzeuge waren bereits vermietet gewesen, und von den Privatautos bot keines genügend Platz. Einige, einschließlich Amanda und die beiden französischen Kumpels von Martine, hatten eine Mitfahrgelegenheit gefunden.
    Es wurde immer deutlicher, dass Martines kleiner Aktivistentrupp nicht übermäßig tüchtig war. Aber sie hatten das Herz auf dem rechten Fleck, darin waren sich alle einig.
    »Ich würde sagen, wir legen jetzt eine Schweigeminute ein«, schlug Charlie vor. »Für Sandy!«
    »Für Sandy!«, riefen alle und verstummten. Ganz hinten im Bus schnaubte Grace verächtlich. Ewan, der neben ihr saß, fragte: »Was ist?«
    »Findest du nicht, dass das Ganze nicht auch ein bisschen unwahrscheinlich ist? Diese ganze Sandy-Geschichte?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin sicher, sie wäre lieber nicht krank.«
    »Und ich bin sicher, dass es kein Zufall ist, dass sie ausgerechnet an dem Tag eine beidseitige Nierentransplantation braucht, an dem Frank sein Haus verkauft hat.«
    Charlie schaute sich um und zischte missbilligend ob der Ruhestörung.
    »Das sieht dir gar nicht ähnlich«, bemerkte Ewan leise.
    »Was?«
    »So zynisch zu sein. Glaubst du nicht mehr an die Liebe?«
    Sie schaute aus dem Fenster und lachte auf. »Natürlich tue ich das.« Da sie diesen Faden nicht weiterspinnen wollte, wechselte sie abrupt das Thema. »Du bist unheimlich braun geworden! Das steht dir.«
    Und er trug Kontaktlinsen, was ihn ungewohnt wach wirken ließ. Meist zog er es vor, durch seine randlose Brille zu spähen, was andere dazu veranlasste, ihm alles Mögliche zu bringen, wie zum Beispiel frisch aufgebrühten Kaffee, und ihn nicht mit unangenehmen Dingen zu belästigen, wie beispielsweise mit Stromrechnungen oder dem Hinweis auf seine emotionale Unverantwortlichkeit. »Danke.«
    »Na los! Du kannst es ruhig sagen«, forderte sie ihn auf. »Was?«
    »Dass ich fett geworden bin.«
    »Das würde ich nie tun. Ich meine - sieh mich an.« Er tätschelte seinen Bauch, der kaum größer geworden war.
    »Ich werde nicht beleidigt sein«, versprach sie.
    »In dem Fall darf ich dir vielleicht einen Slimchoc-Riegel anbieten.«
    Sie lachte. Er hatte sie schon immer zum Lachen bringen können. »Und ein Päckchen Rasierer?«
    »Ich hatte noch nicht das Vergnügen, deine Achselhöhlen zu sehen.«
    Angesichts der Tatsache, dass sie ihn letzte Nacht nicht in ihr Einzelbett eingeladen hatte, war das eine äußerst unkluge Bemerkung von ihr gewesen. Er hatte in Adams verlassenem Zimmer mit den Jungs auf dem Fußboden kampiert. Nach dem Schock, seine stets wie aus dem Ei gepellte Großstadtfrau barfuß und mit wilder Mähne vorzufinden, war das wahrscheinlich der zweite deutliche Hinweis für ihn, dass ›etwas nicht stimmten Sie spürte, dass er sie

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