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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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nach einer kleinen Pause folgte ein ängstliches »Kommen Sie nicht weiter, Grace?«.
    »Doch, doch, natürlich. Ich mache nur eine kleine Verschnaufpause. Autsch! Ich glaube, ich habe mir gerade den Kaftan zerrissen.«
    »Soll ich Sie vielleicht ein bisschen anschieben?«, erbot sich Amanda.
    »Das wird nicht nötig sein.« Der Pfosten war zu glatt, um Halt zu bieten, doch inzwischen waren Leute auf ihre Aktion aufmerksam geworden, und Stolz und Willensstärke verliehen ihr die Kraft, sich weit genug hochzuziehen, um sich auf die erste Krampe knien zu können. »Grace!«, rief Amanda. »Ich glaube, Sie sollten das lieber lassen. Abgesehen davon, dass es gefährlich ist, werden Sie vielleicht verhaftet oder so was.«
    »Es wäre nicht das erste Mal, dass ich etwas Illegales tue!«, rief Grace als Zugeständnis an ihr Publikum zurück. Jemand applaudierte, und Graces Selbstvertrauen wuchs. Inzwischen hatte sie mit beiden Füßen festen Halt gefunden und begann ihren Aufstieg. Er war viel schwieriger als erwartet, und auf halbem Weg wurde ihr die Luft so knapp, dass sie fast versucht war aufzugeben. Aber das konnte sie nicht machen - nicht bei so vielen Zuschauern. Schließlich erreichte sie die Lautsprecher an der Spitze und klammerte sich an den, der ihr am nächsten hing, wobei sie inständig hoffte, dass er ordentlich befestigt war. Sie hatte Glück und sogar eine kleine Plattform zur Verfügung, auf der sie sich ausruhen konnte. Von unten klang vereinzelter Beifall herauf, und sie winkte ihren Bewunderern huldvoll zu. »Grace!«, rief Amanda. »Sind Sie okay?«
    »Ja. ja.«
    Es kam ihr vor, als befinde sie sich fast himmelhoch, und sie konnte meilenweit sehen, endlose Wiesen und in der Ferne verstreute Ortschaften und Unmengen von Menschen, die tief unter ihr wie Ameisen durcheinander liefen. Na ja, um ehrlich zu sein, hatten sie eher die Größe von Hunden - so weit oben war sie dann doch nicht. Der Wind spielte mit ihren Haaren, und die ganze Welt lag ihr zu Füßen, und wieder lachte sie aus vollem Halse.
    »Grace! Was um Himmels willen tust du da oben?«
    Sie sah hinunter. Ewan stand mit verschränkten Armen neben Amanda. Neil und Jamie waren auch da und schauten interessiert zu ihr herauf. Jeder von ihnen hatte zwei Schachteln Chips in den Händen.
    »Sie hält Ausschau nach meinem Freund«, erklärte Amanda ihnen mit ernstem Gesicht.
    »Was?«
    »Adam. Ich wollte ihn ja eigentlich selbst suchen, aber hier unten in dem Gewühl habe ich keine Chance. Außerdem weiß Grace ja, wie er aussieht. Sie kennt ihn gut.«
    Ewan sah wieder zu ihr herauf. »Du hast diesen Adam gar nicht erwähnt«, monierte er.
    »Habe ich nicht?« Der Duft der Chips wehte zu ihr herauf. Hmm! Köstlich! »Das ist eine lange Geschichte, Ewan.«
    Er blinzelte sie auf seine kurzsichtige Art an, die immer Zärtlichkeit in ihr weckte. »Komm runter und erzähl sie mir.«
    »Ich glaube nicht, dass du sie hören möchtest«, erwiderte sie.
    Er sagte etwas, doch ein Windstoß riss seine Worte auf dem Weg nach oben mit sich.
    »Was ist?«, rief sie. »Ich habe dich nicht verstanden.«
    »Ich sagte, ich will sie hören!«, rief er. Noch mehr Leute wurden aufmerksam, was Ewan verlegen machte, doch er fuhr trotzdem fort: »Ich will sie hören, Grace! Ich will alles hören!«
    »Darf ich zu dir raufkommen?«, fragte Neil.
    »Um Gottes willen! Auf keinen Fall! Du würdest abstürzen und dir den Hals brechen«, antwortete Ewan für Grace.
    »Sie ist doch auch nicht abgestürzt.«
    »Das könnte aber noch passieren«, argumentierte Ewan.
    »Entschuldige, Grace - natürlich hoffen wir, dass es nicht passiert...«
    »Schon gut. Nein, Neil, du darfst nicht raufkommen«, bestätigte Grace.
    Ewan stemmte die Hände in die Seiten und starrte wütend zu ihr hinauf. »Du hast es schon wieder getan!«
    »Was?«
    »Dazwischengefunkt!« Er bemerkte, dass die Jungen die Ohren spitzten. »Geht rüber zu Nick«, ordnete er an. Sie gehorchten. Amanda trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Offenbar spürte sie, dass sie sich eigentlich taktvoll zurückziehen sollte, andererseits wartete sie sehnsüchtig darauf, dass Grace Adam entdeckte. »Könnten wir vielleicht ungestört miteinander reden?«, sagte Ewan in scharfem Ton zu ihr, und Grace staunte über seine Entschiedenheit.
    Amanda drehte sich widerstrebend um und folgte den Jungen.
    Ewan schaute kriegerisch zu Grace rauf. »Du hast meine Autorität bei den Jungs untergraben«, beschuldigte er sie. Das

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