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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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umwandeln?«
    »Es wäre ideal dafür«, sagte Grace. Vielleicht erwogen Tom und Charlie eine Leihmutter. »Ich hoffe, dass sich alles so entwickelt, wie sie es sich wünschen. Und Sie werden ein hervorragender Großvater!«
    »Das hoffe ich doch!«, strahlte er. »Ich fahre jetzt zum Flughafen und hole die beiden ab. Wir kennen Charlie alle noch nicht, aber um ehrlich zu sein, bin ich froh, dass Tom überhaupt jemanden gefunden hat.«
    War es nicht wundervoll, so tolerant zu sein, sein Kind in solcher Weise zu unterstützen, hatte Grace gedacht. Es war eine Lektion für sie. Für alle Eltern. »Kannst du mir mal die Jungs geben?«, fragte sie ihren Mann. »Nur für einen Moment?« Tränen schossen ihr in die Augen. Diese Schießerei ging ihr mehr an die Nieren, als sie geglaubt hatte.
    Sie wünschte, sie wäre zu Hause bei ihren Kindern, könnte ihre kleinen, festen Körper in die Arme nehmen und sie zwischen Ohr und Schulter küssen, während sie »Nicht, Mum!« quietschten und sich ihr zu entwinden versuchten.
    Neil kam als Erster an den Apparat. »Hast du jemanden angeschossen?«
    »Ja, das habe ich«, antwortete sie und widerstand dem Schulhof-Drang, angeberisch zu klingen. Die Hochachtung ihres Sohnes war fast greifbar.
    »Wen?«, fragte er atemlos. »Feinen Mörder?«
    »Nicht ganz.«
    »Kinen Räuber?«
    »Auch nicht ...«
    Sie hoffte inständig, er würde nicht weiterbohren, doch genau das tat er. »Was für eine Waffe hatte er?«
    »Ahhhh ... er hatte eigentlich keine Waffe ...« Sie spürte, wie sich ein Loch in seiner Bewunderung auftat. Eher ein Krater. »Du hast einen unbewaffneten Mann angeschossen?«, fragte er schließlich.
    »Großer Gott! Es war eine alte Lady, okay? Ich habe eine unbewaffnete, alte Lady angeschossen!« Weitere Augenpaare wandten sich ihr zu. »Aber es ist nicht viel passiert«, ergänzte sie laut. »Die Kugel hat sie nicht schwer verletzt.«
    »Oh.« Neils Interesse erlosch. »Darf ich im Flieger am Fenster sitzen?«
    Sie war zutiefst dankbar für den Themenwechsel. »Du darfst alles«, antwortete sie überschwänglich.
    »Alles?«
    »Innerhalb vernünftiger Grenzen.« Bei Neil musste man ständig auf der Hut sein.
    »Also darf ich im Flieger am Fenster sitzen?«
    »Du darfst am Fenster sitzen.«
    Dieses Zugeständnis war ein großes Opfer für sie, denn sie litt im Flugzeug unter Platzangst und saß deshalb üblicherweise selbst am Fenster - und sie bedauerte es augenblicklich, als sie Neil provozierend rufen hörte: »Ich krieg den Fensterplatz! Ich krieg den Fensterplatz! Mum hat‘s versprochen!«
    »Du elender Scheißer!« Das war Jamie.
    Machtlos hörte Grace im Hintergrund einen von Wut-und Schmerzgeheul begleiteten Schlagabtausch, dann Ewans Eingreifen und eine knallende Tür. Dann wurde der Hörer wieder aufgenommen.
    »Hallo?«
    »Neil! Das war unfair von dir!«
    »Hier ist Jamie.«
    Sie schaltete blitzschnell um. »Wie kannst du es wagen, solche Ausdrücke zu benutzen?«
    »Er hat mich aufs Auge gehauen«, verteidigte sich Jamie. Sie schnalzte bedauernd mit der Zunge. »Tut es weh?« Insgeheim war Jamie immer noch ihr Baby. Er war der Kleinere der beiden und von jeher der Vorsichtigere. Er hatte später gelächelt, später zu sprechen angefangen und war später sauber geworden als sein Bruder. Er hatte Höhenangst und war schnell gekränkt, was ihn zu einem lohnenden Ziel für bösartige Kinder machte. Sie hatte seit jeher das Gefühl, dass er mehr ihres Schutzes und ihrer Einmischung bedurfte, und manchmal stahlen sie beide sich von einem wilden Spiel fort, um ein Buch über mystische, phantastische Wesen aus grauer Vorzeit zu lesen oder in der Küche etwas Exotisches und Farbenfrohes zu kochen, und dabei kicherten sie verschwörerisch, als ob sie die Wirklichkeit schwänzten.
    »Nicht sehr«, beantwortete er ihre Frage widerstrebend ehrlich.
    »Ich sag dir was: Neil darf auf dem Hinflug am Fenster sitzen, und du kriegst den Platz auf dem Rückflug. Okay?« Dann würde sie sich eben mit einem Platz am Gang begnügen.
    »Klingt fair«, meinte er gnädig. »Es gibt einen Astro-Orbiter in Disney«, setzte er hinzu.
    »Tatsächlich?«
    »Dann bis später.«
    »Okay. Jamie ...«
    Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn lieb hatte und dass er ihr Baby war und dass sie sich bald sehen würden. »Ich muss auflegen«, sagte Jamie. »Im Fernsehen läuft einer von Dads Spots. Der für Coke. Der ist unheimlich stark.«
    Damit beendete er das Gespräch.
    »Bis dann. Danke für deine

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