Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
Vom Netzwerk:
Regelung finden.« Mit Ewan? Was hatte der denn damit zu tun? »Nun ja, ich könnte vielleicht mit ihm darüber sprechen ...«
    »Gut.«
    Jetzt bestand kein Zweifel mehr daran, dass er wusste, dass sie (angeblich) den Abzug durchgedrückt hatte. Er ermahnte sie mehr oder weniger, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Und er hatte Recht. Sie würde sich nicht mehr winden und einen Ausweg suchen. »Und scheuen Sie sich nicht, auch die anderen Familienmitglieder einzubinden«, fügte er hinzu. Grace blinzelte verdutzt. Ihre Eltern würden sich bestimmt nicht so einfach überreden lassen, ihren Altersruhesitz in der County Mayo zu verlassen, um sich um eine ihnen völlig fremde Person zu kümmern. Und ihr Bruder Nick hütete für die Dauer ihres Floridaurlaubs ihr Haus und wollte währenddessen sein neues Album fertig stellen. Jeden Tag dreißig Meilen zu fahren, um Julia Carr Hühnersuppe zu bringen, würde ihm wahrscheinlich nicht in seinen Hardrock-Kram passen.
    »Ja«, sagte sie, weil sie nicht wusste, was sie anderes sagen sollte.
    Der Chirurg legte die freie Hand an die Schwingtür. »Sie können spater anrufen und sich erkundigen, wie es Ihrer Schwiegermutter geht.«
    »Was? Meiner Schwiegermutter? Sie ist nicht...« Aber da beugte er sich, plötzlich ganz freundlich, zu ihr vor. »Viele ältere Leute haben überhaupt keine Angehörigen, wissen Sie. Wenn wir sie dann nach Hause schicken, sind sie mit ihren Schmerzen und ihrer Schwäche allein. Tragisch.« Seine Züge wurden hart. »Wenn ich den erwischen würde, der ihr das angetan hat...« Grace, die den Mund zu weiterem Protest geöffnet hatte, machte ihn langsam wieder zu.
    »Also, dann auf Wiedersehen, äh ...«, er zog das Krankenblatt zurate, »... Gillian.«
    Und damit entschwand er durch die Schwingtür und nahm einen guten Teil ihrer auf die unmittelbare Zukunft bezogenen Hoffnungen, Träume und Erwartungen mit.
    Meine Damen und Herren, bitte lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt im Terminal stehen, sonst müssen wir es vielleicht sprengen.
    Sie sagten nicht wörtlich, dass sie es sprengen würden, aber Grace wusste, dass die Durchsage so gemeint war. Es herrschten strenge Sicherheitsbestimmungen. Dass sie mit ihren Laufmaschen und dem Pulvergeruch, der ihr anhaftete, an der Polizei vorbeigekommen war, grenzte an ein Wunder.
    »Beeil dich, Neil! Und Jamie - gib mir die verdammte Tasche, sonst sprengen sie sie in die Luft, um Himmels willen!«
    Sie packte sein Handgepäck und marschierte weiter in Richtung »Departures«. Der Flug war bereits dreimal aufgerufen worden.
    Ewan, der neben ihr hereilte, stöhnte zum wiederholten Mal und sagte: »Ich kann es einfach nicht fassen.« Er konnte es schon seit knapp einer Stunde nicht fassen. »Ich meine ... warum hast du es nicht einfach aufgeklärt?« »Das hab ich doch versucht! Aber es ging alles so schnell! Und außerdem wollte ich nicht, dass er glaubte, ich wolle die Frau im Stich lassen oder so was.«
    »Also hast du ihn lieber glauben lassen, dass du die Schwiegertochter bist.«
    »Ja. Womit du Michael wärst.«
    »Es ist nicht lustig, Grace.«
    »Ich lache ja auch nicht.« Als ob Ewan sich in dieser Situation klüger verhalten hätte! Er traute sich ja nicht einmal in einem Restaurant, einen Irrtum richtig zu stellen. (Einmal hatte er tatsächlich mit Todesverachtung ein gefülltes Kalbsherz gegessen, obwohl er eigentlich eine Pizza bestellt hatte. Möglicherweise hatte er von ihr erwartet, sich an seiner Stelle unbeliebt zu machen.) »Neil! Jamie! Hört sofort auf damit!« Die Jungen hatten sich einen Gepäckkarren geschnappt. Als er genügend Tempo draufhatte, sprangen sie beide auf und rasten in Schlingerbewegungen auf dem Fliesenboden dahin, als führen sie die Cresta-Strecke hinunter.
    »Vielleicht können wir von hier aus im Krankenhaus anrufen«, meinte Ewan. »Erklären, wie es sich in Wirklichkeit verhält. Verdammt! Wo hab ich nur die Bordkarten hingesteckt ...?«
    »Du hast sie mir zur Aufbewahrung gegeben, Ewan. Und was genau soll ich am Telefon sagen? Dass es mir sehr Leid tut, dass ich sie angeschossen habe, dass ich mich aber nicht um sie kümmern kann, weil ich für einen Monat nach Disneyworld abhaue?«
    »Woher soll ich wissen, was du sagen sollst?«, gab Ewan gereizt zurück. Die Jungen steuerten ihr Gefährt auf eine Stuhlreihe zu, und er zog unwillkürlich den Kopf ein. »Wann wirst du nachkommen können?«, fragte er.
    »Keine Ahnung.«
    »Es kann doch nicht ewig dauern, bis so

Weitere Kostenlose Bücher