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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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Scanner dabei, ihre Taschen zu leeren. Sie hoffte, dass Neil daran gedacht hatte, sein Taschenmesser zu Hause zu lassen, das er üblicherweise mit sich herumtrug.
    Jetzt standen die drei in der Schlange vor dem Metalldetektor, und Grace fiel plötzlich auf, dass die Jungen ihrem Vater bereits bis zur Schulter reichten. Wie hatte ihr entgehen können, wie groß sie geworden waren? Sie hatte auch nicht registriert, dass Neil offenbar zu dem Schluss gekommen war, dass die hübschen Jeans, die sie ihm letzte Woche gekauft hatte, viel besser als Surfer-Shorts aussehen würden, und diese Idee mittels einer Schere in die Tat umgesetzt hatte. Was Jamie anging, ihr Baby - war es möglich, dass er seine Unterhose absichtlich so weit hinaufgezogen hatte, dass man den Taillengummi über dem Bund seiner Jeans sah?
    Sie wurden erwachsen. Legten ihre liebenswerte Kindlichkeit ab und würden sich bald in haarige Ungeheuer verwandeln, die nach Schweiß stanken und nur noch mit dem Unterleib dachten. Sie wusste nicht, ob sie das ertragen könnte.
    Ewan drehte sich in ihre Richtung.
    »Wiedersehen!«, rief sie und winkte. Aber er hatte sich umgedreht, um etwas zu den Jungen zu sagen. Sie lachten miteinander, eine verschworene Männergesellschaft. Die Intensität ihrer Abneigung gegen ihn erschreckte Grace regelrecht. Vielleicht resultierte sie daraus, dass all die Jahre sie die Arbeit mit ihren Söhnen gehabt und sich nicht selten unbeliebt gemacht hatte. Das sollte nicht heißen, dass Ewan die Jungs ignorierte. Nein, er stieg jeden Tag Schlag achtzehn Uhr aus seinem Wolkenkuckucksheim herab, nachdem sie sie gezwungen hatte, ihre Hausaufgaben zu machen, und dann liefen sie zu ihm, als sei er ihr Retter, und warfen ihrem Folterknecht über die Schulter finstere Blicke zu.
    Sie passierten den Detektor ohne Probleme, steckten ihre vorher abgegebenen Besitztümer wieder ein und schnappten sich ihr Handgepäck. In der nächsten Minute würden sie hinter der Milchglastrennscheibe verschwinden. »Ewan!« Sie winkte wieder, aber diesmal zögernder. Er schaute sich nicht um.
    »Jamie? Jamie!« Er hatte das schärfste Gehör, doch auch er reagierte nicht. Ein wenig verlegen ließ sie ihre Hand sinken. Sie mussten doch wissen, dass sie hier stehen geblieben war. Hätte man nicht erwarten sollen, dass sich wenigstens einer von ihnen zu ihr umdrehte? Keiner tat es. Nicht ein einziges Mal. Sie verschwanden hinter der Milchglasscheibe, ohne ihr noch einmal zuzuwinken .
    Sie waren weg. Ohne dass Ewan ihr gesagt hatte, dass er sie schrecklich vermissen würde.
    Oder dass er sie überhaupt vermissen würde.
    Diese Erkenntnis war so niederschmetternd, dass sie noch wie angewurzelt vor dem Gate stand, als die Maschine längst in der Luft war.
    »Sind Sie okay? Kann ich etwas für Sie tun?« Eine Flughafenangestellte war bei ihr stehen geblieben und musterte sie von ihren wirren Haaren bis zu ihren Laufmaschen als mögliches Sicherheitsrisiko. »Nein, danke, es ist alles in Ordnung«, strahlte Grace sie an und behielt das Strahlen bei, während sie den Weg zurückging, den sie gekommen war, durch die endlose Halle und dann, nach einer Fahrt mit dem altersschwachen Lift, zum Kurzzeitparkplatz.

4
    »Deine Leute sind wenigstens in Disneyworld«, sagte ihr Bruder Nick. Er stand in ihrer Küche. »Meine sind nur die Straße runter in Drumcondra, und ich kann kaum darauf hoffen, dass sie mich einen ganzen Monat in Frieden lassen. Hab ich dir erzählt, dass Janis letzte Woche ganz allein in einen Bus stieg und bis nach Newbridge fuhr?«
    »Hast du.«
    »Das Erstaunliche ist, dass der Bus nicht mal nach Newbridge fuhr, wie die Polizei sagte. Sie muss also irgendwo umgestiegen sein. Ich konnte mir mit fünf nicht mal die Schuhe zubinden.« Ein amüsiertes Lächeln spielte um seinen Mund, als er darüber nachdachte. Dann wechselte er das Thema. »Hast du noch Teebeutel, Grace?«
    »Nein. Aber du kannst den da ja noch mal überbrühen.« Sie hatte vergessen, wie viel Tee er trank. Er hatte zwar Berge von Gepäck in der Eingangshalle abgeladen, aber Teebeutel waren offenbar nicht dabei. Und auch nichts zu essen, wenn man von einem Toffee Crisp absah. Vielleicht musste man ja für Verpflegung sorgen, wenn man jemanden bat, das Haus zu hüten. Wobei sie ihn eigentlich nicht gebeten hatten - er hatte es ihnen mehr oder weniger angeboten. Er hatte sogar darauf bestanden. Das war vor zwei Tagen gewesen, als sie alle Vorbereitungen erledigt hatten. Er meinte, es sei ein

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