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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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zu ihr. Dad sagt, er wird vielleicht nicht alle Leute reinlassen, die kommen, damit sie nicht so strapaziert wird. Mum sagte, er täte, als wäre Grannys Fuß amputiert worden oder so was, und da rastete er total aus.«
    Der Mann schien ein übertrieben fürsorglicher Sohn zu sein, und nun starb auch noch der letzte Rest von Graces Absicht, sich zu outen, einen schnellen Tod. Sie hatte Michael auch erzählen wollen, dass sie sich im Haus seiner Mutter aufhielt und einen Gast beherbergte, doch er schien nicht der Mensch zu sein, der das als wohlmeinende Geste verstehen würde, und es wäre damit zu rechnen, dass er herkäme und sie hinauswürfe.
    Also sah sie davon ab - und jetzt hielt sie sich tatsächlich unbefugt im Haus einer Fremden auf.
    »Weißt du, wann sie entlassen wird?«, fragte sie Susan. »Deine Großmutter, meine ich.«
    »Am Freitag, glauben wir«, antwortete das Mädchen.
    Das wäre in drei Tagen. Bis dahin hätten Adam und sie das Haus längst verlassen. Sie würde das Geld, das Adam für die Übernachtung bezahlte, in eine Schublade legen - als kleine, angenehme Überraschung für Mrs Carr. Die geputzte Küche würde natürlich Anlass zu Verwunderung geben. Doch wie sollte jemand darauf kommen, dass sie dafür verantwortlich war?
    »Wer sind Sie gleich wieder?«, fragte Susan.
    »Ach, niemand.« Grace legte auf. Sie würde Mrs Carr morgen einen großen Blumenstrauß in die Klinik schicken. Einen Besuch konnte sie nicht riskieren; eine Auseinandersetzung mit Michael über das Krankenbett hinweg würde die arme Frau mit Sicherheit überfordern. Aber wann sollten sie über Mrs Carrs Genesung sprechen - und über ihre Rolle darin (wenn sie denn eine spielen würde)? O Gott! Die Sache wurde von Minute zu Minute komplizierter.
    Aus der Küche scholl Gelächter herauf, dann sagte Natalie etwas in heiterem Ton, und wieder folgte Gelächter. Neugierig kehrte Grace ins Erdgeschoss zurück. Natalie und Adam aßen Chips aus einem Stück Zeitung auf dem Tisch, und der Raum duftete köstlich nach Frittierfett und Essig. Adam saß auf einer Ecke des Tisches und ließ eines seiner braunen Beine baumeln. Grace fand seine Lässigkeit ein wenig irritierend. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, sich in einem fremden Haus derart ungezwungen zu gebärden. Aber sie besaßen eine so ausgeprägte Selbstsicherheit, die jungen Leute von heute. Das musste an den Erziehungsrichtlinien liegen, die seit einiger Zeit allem anderen voran die Persönlichkeitsförderung bei Kindern propagierten.
    »Das sagen Sie doch jetzt nur so!« Natalie machte Kulleraugen und kicherte neckisch.
    »Ganz und gar nicht. Großes Pfadfinderehrenwort«, widersprach Adam.
    »Oh. Hi, Grace.«
    Natalie bedeutete ihr mit einem Blick, dass sie ungelegen kam (und das in ihrem Zustand!). Grace hätte gern eine originelle Bemerkung gemacht, nur um zu zeigen, dass sie dazu fähig war, oder zumindest gebeten, sie in das Gesprächsthema einzuweihen. Stattdessen sagte sie lahm zu dem australischen Beau: »Ich möchte Ihnen Ihr Zimmer zeigen.«
    Damit würgte sie das fröhliche Geplänkel ab. Adam und Natalie aßen mit mürrischer Miene ihre Chips auf, während Grace an der Tür lauerte wie eine übergewissenhafte Hausmutter im Mädchenwohnheim. Natalie verabschiedete sich, wobei sie Adam kokett anlächelte, und verschwand.
    »Ihre Freundin ist sehr nett«, sagte Adam. Grace hatte sich schon gedacht, dass er ein Junge (oder Mann - sie konnte sich nicht entschließen, wo sie ihn einordnen sollte) war, der einen Blick für attraktive Frauen hatte. Er machte keinen schmierigen oder lasziven Eindruck, aber er nahm Frauen als Frauen wahr. Für Ewan waren Frauen einfach andere Leute. Wenn er sie überhaupt registrierte.
    »Ja«, bestätigte sie mit heftigem Nicken. Sie wusste nicht, was sie sonst noch sagen sollte, und so schaute sie stumm in Richtung Flur. Adam verstand den wortlosen Hinweis und setzte sich in Bewegung, ohne einen Versuch zu machen, die Konversation wieder in Gang zu bringen. Die Situation überforderte Grace. Sie hatte keine Erfahrung im Umgang mit Logiergästen, und noch dazu befand sie sich auch örtlich auf fremdem Terrain. Genau genommen waren sie beide Durchreisende. Und was um Himmel willen sollte sie ihm morgen zum Frühstück vorsetzen?
    »Sind Sie Vegetarier oder so was?«, fragte sie Adam, als sie vor ihm die Treppe hinaufstieg, obwohl es eigentlich keine Rolle spielte, denn die Durchsicht von Mrs Carrs Vorräten hatte weder für Fleisch-noch

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