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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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verurteilend erschien, fragte: »Was tun Sie überhaupt hier mitten in der Prärie?«, anfuhr: »Was geht Sie das an?«
    »Nichts ...«
    »Richtig. Nichts.«
    Er ließ sich nicht beirren. »Ich frage nur, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass das Landleben Ihr Ding ist.«
    »Sie glauben, ich gehöre zu den Frauen, die von Panik gepackt werden, wenn sie mehr als drei Meilen vom nächsten Shoppingcenter entfernt sind?«
    Er schaute sie erschrocken an. »Ich habe nur eine simple Frage gestellt...«
    Aber sie war jetzt in Fahrt. »Das haben Sie nicht! Ihre angeblich simple Frage enthielt eine Andeutung. Eine Abwertung. Nur weil Sie zwanzig sind, glauben Sie, Sie wissen alles. Nun - das ist ein Irrtum. Und Sie kennen mich nicht, also hören Sie auf, sich zu benehmen, als täten Sie es!«
    Er ließ langsam die Heckenschere sinken. »Fühlen Sie sich jetzt besser, nachdem Sie sich das von der Seele geredet haben?«
    Sie schaute ihm unerschrocken in die Augen. »Ich war bereit, nett und freundlich zu Ihnen zu sein, und Sie nörgeln ständig an mir herum. Warum tun Sie das?«
    Er trank einen Schluck Kaffee. »Ich weiß es nicht«, antwortete er nachdenklich. »Vielleicht, weil ich Sie korrumpieren will.«
    Grace stieß ein nervöses Lachen aus. »Mich?«
    Seine leuchtend blauen Augen fixierten sie wie quer durch einen dunklen, aufgeheizten Nachtklub. »Ja. Irgendetwas drängt mich dazu. Albern, nicht? Kindisch.« Er lächelte sie an. »Aber ich kann nicht dagegen an.« Er zog sein TShirt aus. Einfach so! Stand halb nackt vor ihr, während sie scheinbar lässig ein abgeschnittenes Gänseblümchen aufhob und zwischen Mittelfinger und Daumen hin und her zwirbelte, als würde man ihr täglich drohen, sie korrumpieren zu wollen.
    »Wissen Sie, ich bin nicht zu korrumpieren«, sagte sie leichthin. Hatte das provozierend geklungen? Gütiger Gott!
    »Vielleicht ja doch.« Seine Hand ruhte auf dem Bund seiner Shorts, und einen schwindelerregenden Moment lang dachte sie, er würde auch die ausziehen.
    »Was soll das heißen?« Sie fragte sich, ob er wohl Unterwäsche trug, doch er zog sich nicht weiter aus.
    »Naja«, antwortete er, »Sie sind allein hier auf dem Land, in einem Haus, das nicht Ihres ist, und ohne Kleidung zum Wechseln. Sie fahren einen protzigen Stadtkarren, Sie haben Ihren Ehering oben aufs Waschbecken gelegt, und Sie kennen Mrs Carr nicht besser als ich, stimmt‘s?«
    In dieser Weise präsentiert, sah das Ganze schrecklich unseriös aus. Er musste glauben, dass sie entweder vor einem schlimmen Geheimnis von zu Hause geflüchtet war oder eine Landstreicherin, die bei Gelegenheit vorübergehend anderer Leute Häuser in Besitz nahm, dort Pensionsgäste beherbergte und von dem so verdienten Geld lebte. Kein Wunder, dass er dachte, sie wäre vielleicht reif für eine kleine Herausforderung.
    Es wurde gefährlich. Grace stand auf. »Ich versichere Ihnen, dass die Gründe für mein Hiersein absolut legal sind«, erklärte sie von oben herab und setzte auf gut Glück hinzu: »Wenigstens ist mir nicht Sergeant Daly auf den Fersen.« Zumindest nicht, wenn keiner die Videoaufzeichnung im Supermarkt überprüfte.
    »Wer?«
    »Der fliesige Bulle. Kennt man diesen Ausdruck in Tasmanien?«
    Sie glaubte Wachsamkeit in seinem Blick aufleuchten zu sehen. Interessant. »Durchaus«, antwortete er.
    »Offenbar treiben sich einige Aktivisten in Hackettstown herum. Agitatoren.« Sie gab ihm Zeit, diese Information zu verdauen, und fügte dann dramatisch an: »Ich wurde gebeten, die Augen offen zu halten.«
    »Und - tun Sie das? Die Augen offen halten, meine ich?«
    »Nun ja - vorsichtig. Man weiß schließlich nie, was solche Leute vorhaben, und ich möchte mich nicht in Teufels Küche begeben.«
    Er trat auf sie zu. Wann hatte das letzte Mal ein halb nackter Fremder einen Annäherungsversuch bei ihr unternommen? War es überhaupt schon einmal dazu gekommen? Grace spürte Wärme durch ihren Körper strömen. »Riskieren Sie es«, sagte er. »Vielleicht gefällt es Ihnen.« Die Luft über dem Rasen zwischen ihnen schien zu flirren, und Grace fühlte ihre bemerkenswerte Vernunft und Intelligenz zu Staub zerfallen.
    Plötzlich klingelte ein Handy in der Tasche seiner Shorts. »Hallo?«
    Sie sah, wie sich sein Gesicht zu einem Lächeln verzog, das sie bei ihm noch nicht gesehen hatte. »Babe! Wie geht es dir?«
    Grace bückte sich und hob die beiden Kaffeebecher auf. »Entschuldigen Sie mich«, murmelte sie, ein Lächeln andeutend, und

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