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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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bestürzt aus. »Mammy, ich sehe ein, dass wir es falsch angefangen haben. Wir wollten dich einfach überraschen. Was hältst du davon, wenn wir reingehen und uns hinsetzen und die Sache ausführlich besprechen?«
    »Das erübrigt sich. Mein Entschluss steht fest.«
    Gillian hob die Hände und sagte genervt zu Michael: »Dann lass sie doch gehen, wenn sie unbedingt will.«
    »Gillian ...«
    »Nein, Michael! Wir haben uns die Beine für sie ausgerissen! Uns Nächte um die Ohren geschlagen, um die Garage rechtzeitig fertig zu kriegen! Und sie hält es nicht einmal für nötig, danke zu sagen!«
    »Entschuldige, dass ich euer großes Opfer nicht würdige«, sagte Julia. »Aber ich habe es nicht von euch verlangt.«
    Gillian kochte jetzt vor Wut. Sie sah Julia an und erkannte deren wunde Punkte, wusste plötzlich genau, was sie sagen musste, um sie am tiefsten zu treffen. »Na, wunderbar. Dann geh doch nach Hackettstown zurück und humple auf Krücken durch das große, alte Haus. Ich hoffe nur, du stürzt nicht mitten in der Nacht, denn es ist ja niemand da, der dir helfen könnte.«
    »Gillian!« Michael war leichenblass geworden.
    »Ich habe Nachbarn, weißt du«, gab Julia giftig zurück. Sie hoffte, dass ihre Stimme nicht zitterte. »Und Freunde. Jede Menge. Ich brauche dich und Michael nicht.«
    Gillian warf ihrem Mann einen Blick zu. »Da hörst du‘s! Ich hab‘s dir gesagt: Ich versuche nicht, in die Fußstapfen eines Toten zu treten.«
    »Was?«
    »Gillian! Es reicht!«
    Michael trat einen Schritt auf sie zu, und einen schrecklichen Moment lang fürchtete Julia, dass er seine Frau schlagen würde, aber Gillian wandte sich ihr zu und prophezeite in triumphierendem Ton: »Das wird dir noch Leid tun!« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und stolzierte davon.
    Es war eine Hitzewelle im Anzug. Das hatte der Mann vom Wetterdienst nach den Mittagsnachrichten im lokalen Radiosender angekündigt. Für gewöhnlich konnte man den Burschen ja kein Wort glauben, doch heute war Grace geneigt, es zu tun. Ihr war regelrecht schwummerig, als sie mit untergeschlagenen nackten Beinen auf Franks sorgsam gemähtem Vorgartenrasen saß und ihr Gesicht der Mittagssonne entgegenhob.
    Ein vorbeifahrendes Auto hupte. Sie winkte übermütig. Man hatte ihr als Kind beigebracht, dass sich das nicht gehörte, aber nachdem sie gestern Abend in Mrs Carrs Garten einen Rucksacktouristen geküsst hatte, erschien es ihr müßig, sich den Kopf über Anstandsregeln zu zerbrechen.
    Ihr Handy klingelte. Eine SMS. Von Ewan.
    Vermiss dich
Ganz fürchterlich
Disney deprimiert mich
Ohne dich
    Es war keine seiner Glanzleistungen, doch gut genug, dass ihre Schuldgefühle ihr die Kehle zusammenschnürten. Gott sei Dank würde Adam heute Nachmittag aus ihrem Leben verschwinden. Sie würde nicht die Hände für sich ins Feuer legen, wenn die Hitzewelle wirklich käme. (Was hatte er wohl damit gemeint, dass er ein paar Minuten mit ihr allein sein wolle, bevor sie sich trennten?) Als könne sie jede Versuchung damit bannen, las sie Ewans Nachricht noch einmal. Langsam. Das Gedicht war wirklich lieb - und sie stellte fest, dass sie den Text beim ersten Mal nicht zur Gänze hatte durchlaufen lassen. Da stand noch etwas am Ende.
    PS: Haben wir Mückenspray dabei?
    Das war wieder mal typisch für ihn! Er hatte von Anfang an nur wissen wollen, ob Mückenspray da war. Mit dem Liebesgedicht wollte er sich nur einschleimen. Einmal, als er zu ihrem großen Kummer und Zorn ihren Geburtstag vergessen hatte, schickte er ihr anschließend siebzehn Tage lang jeden Tag ein lustiges Gedicht mit der Post, bis sie schließlich mit lachtränenfeuchten Augen weich wurde.
    »Siehst du - du liebst mich wirklich«, hatte er gesagt. Ja, das tat sie - aber diesmal entschuldigte es ihn nicht mehr. Vielleicht gab es Menschen, die nicht zum Heiraten geboren waren. Sie meinte nicht sich, um Himmels willen. Ihr Organisationstalent prädestinierte sie geradezu dafür. Und ihr Einfühlungsvermögen, was die Bedürfnisse anderer anging. Und ihre Bereitwilligkeit, ja, ihr blinder Eifer, eine ganze Horde männlicher Wesen zu bemuttern, ob es ihre eigenen Sprösslinge waren oder fremde. Sie war ideales Ehematerial, dachte sie düster, und das konnte sie niemandem anlasten außer sich selbst. (Sie machte auch den luftigsten Sconeteig im ganzen Land, wenn ihr danach war.) Nein, sie meinte Ewan. Er war ein Mann, der, sich selbst überlassen, sehr gut zurechtkäme. Es gäbe keine Frau in seinem

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