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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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Blick auf ein brillantblitzendes Bauchnabelpiercing und den Spitzenträger eines schwarzen Büstenhalters frei. Jetzt verstand Grace, warum Sergeant Daly vorhin so seltsam geguckt hatte.
    »Diese Hitze!« Charlie seufzte theatralisch und fächelte sich mit dem Hausprospekt Kühlung zu. »He, Tom - wo gehst du hin?«
    Er wanderte die Einfahrt hinauf, wobei er nach jeweils zwei, drei Schritten fest auftrat. Grace fragte sich, ob er vielleicht einen angeborenen Gehfehler hatte oder ob es eine Kriegsverletzung war, doch dann begriff sie, dass er die Pflastersteine testete.
    »Die sind schon vor langer Zeit gelegt worden, oder?«, fragte er.
    »Vor etwa fünf Jahren.«
    »Männer!« Charlie tätschelte vertraulich Graces Arm. »Er möchte sicher sein, dass er einen angemessenen Gegenwert für sein Geld bekommt. Uns Frauen interessiert mehr, ob ein Haus uns anspricht, stimmt‘s?« Plötzlich wurde die hintere Tür des Wagens geöffnet. Grace hatte nicht bemerkt, dass noch jemand im Auto saß. »Das ist Gavin«, erklärte Charlie ihr. »Als ich ihn bekam, war ich erst siebzehn - stimmt‘s, Schatz?« Gavin hatte große, braune Augen und eine Schmachtlocke. »Das stimmt«, bestätigte er Grace. »Jetzt ist er dreizehn. Dreizehn! Ich werde bald anfangen müssen, seines Alters wegen zu schwindeln, stimmt‘s, Schatz?« Charlie legte den Arm um ihn und drückte ihn an sich. Der Junge ertrug es mit unbewegtem Gesicht.
    Sehnsucht packte Grace und ließ ihre leeren Arme schmerzen. »Ich habe zwei Zehnjährige«, sagte sie.
    Charlie nickte und machte »Ahhh!«.
    »Sind sie auch hier?« Gavin sah sich alarmiert um.
    »Nein, nein - sie sind mit ihrem Vater in Florida.«
    »Oh.«
    »Dieser Knabe hat einen Wetterhahn im Garten!«, rief Tom, der das offenbar höchst erheiternd fand. »Komm und sieh ihn dir an, Gav.«
    Gavin schlenderte zu ihm hinüber, wobei er die Füße so gut wie nicht vom Boden hob.
    Charlie schaute Grace mitfühlend an. »Sie vermissen sie bestimmt. Ihre Jungs, meine ich.«
    »Ja.« Grace blinzelte ein paarmal.
    »Es ist hart. Weiß Gott, es ist hart.« Charlie seufzte erneut. Ihre Stimme hatte ein leicht heiseres Timbre. Wahrscheinlich hatte sie schon viel Geld dafür ausgegeben zu erreichen, dass sie weiblicher klang und nicht, als hätte sie ihre Jugend in einem verräucherten Pub zugebracht, was wahrscheinlich der Fall war. »Aber wenn ich etwas gelernt habe, dann, dass man versuchen muss, mit ihm auszukommen. Was auch immer Sie von ihm halten - verbergen Sie es. Lassen Sie es sich nicht anmerken. Auch wenn Sie ihn hassen wie die Pest. Auch wenn Sie ihm am liebsten die Augen auskratzen würden.«
    »Wem?«
    »Ihrem Ex, natürlich. Sind Sie noch mit ihm verheiratet?«
    »Ja, doch.«
    Charlie schnalzte mit der Zunge. »Haben Sie in Betracht gezogen, nach Florida zu fliegen?«
    »Was?«
    »Ich weiß, ich weiß - vielleicht tut es noch zu weh. Aber Sie müssen an die beiden Jungs denken. Darum müssen Sie mit ihm reden. Prioritäten setzen. Einander versprechen, dass, egal wie unschön die Scheidung auch wird, die Jungs rausgehalten werden.« Sie deutete mit dem Daumen in Gavins Richtung. »Ich habe seinen Dad mit einem Jeep überfahren.«
    »Tom?« Grace war geschockt.
    »Nein, nein. Tom ist nicht Gavins Vater. Ich spreche von Jimmy, meinem ersten Mann. Na ja, richtig verheiratet waren wir nicht. Es ist eine lange Geschichte. Wie auch immer eines Tages bot sich die Gelegenheit: Ich saß in einem Geländewagen mit Vierradantrieb, und nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen. Er war direkt vor mir, ein leichtes Ziel. Ich hätte es wunderbar als Unfall verkaufen können.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Aber er überlebte, und ich wurde auf Bewährung verurteilt. Gavin war total verstört und da begriff ich, dass er seinen Vater braucht. Sie brauchen ihren Vater immer - ganz egal, was für ein widerlicher Scheißkerl er auch sein mag«, endete sie hasserfüllt. »Also, ich und mein Mann, wir sind in Wirklichkeit nicht...« Aus irgendeinem Grund verstummte sie.
    Es wäre ein Leichtes gewesen, Charlie aufzuklären, doch damit hätte sie sich abhängig von Ewan erklärt - von Ewan, der sich gerissenerweise vor der harten Arbeit und den Verpflichtungen gedrückt hatte, die sie im Lauf der Jahre in den Familienverband investiert hatte. Wenn er das konnte, konnte sie es auch.
    »Wir bemühen uns, die Trennung so zivilisiert wie möglich durchzuziehen«, murmelte sie und dachte dabei an Ewan, der vielleicht gerade in

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