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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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ein Jammer, wenn du später mit Bedauern auf diesen Abschnitt deines Lebens zurückschautest.«
    »Ich habe nicht die Absicht, etwas zu bedauern«, erwiderte Grace entschieden.
    Natalies Beunruhigung steigerte sich. »Wenn du schon nicht an dich selbst denkst, dann denk doch wenigstens an deine Jungs! Sie sind in diesem Alter sehr empfindsam. Du möchtest doch nicht, dass sie sich deiner schämen, oder?«
    »Dieses Kind liegt längst im Brunnen. Sie schämen sich meiner bereits. Es lebe die Revolution!« Rosie klatschte begeistert in ihre Patschhändchen und gurgelte vergnügt. Natalie verdrehte die Augen, und Grace konnte nur mit Mühe ihr Lächeln verbergen. Sie hatte den letzten Satz bloß gesagt, um ihre Freundin vollends auf die Palme zu bringen.
    Aber es war nicht fair, sie so zu piesacken. Natalie sorgte sich um sie. Auf ihre Weise. Grace konnte sich nur schwer vorstellen, dass sie selbst noch vor ganz kurzer Zeit die gleichen starren Ansichten vertreten hatte.
    »Reg dich nicht auf, Natalie. Ich mache ja nicht mit bei ihrer Demonstration. Ich habe überhaupt nichts mit ihnen zu tun, wenn du es genau wissen willst - außer dass ich hin und wieder für sie koche. Mich für die Kampagne zu engagieren, wäre mir viel zu anstrengend.« Es war bedeutend angenehmer, in der Nachmittagssonne mit einem der Gartenbücher, die Julia ihr empfohlen hatte, draußen auf dem Rasen zu liegen. Sie hatte gestern ihre ersten Tomaten gepflanzt, und diese Großtat war mit einer Flasche Wein gefeiert worden. Als die Revolutionäre verschwitzt und erschöpft aus der Stadt zurückgetrottet kamen, fanden sie Grace schlafend in einem Liegestuhl vor, wo sie mit offenem Mund Fliegen fing. Was tust du für unsere Sache?, hatte Adam gefragt. Gar nichts, hatte Grace fröhlich geantwortet.
    »Wie geht es Ewan und den Jungen?«, wechselte Natalie schließlich das Thema.
    »Die amüsieren sich göttlich. Am Sonntag kommen sie nach Hause.«
    »Weiß er, dass du nicht zu Hause bist?«
    »Wer?«
    »Ewan.«
    »Natürlich weiß er, dass ich vorübergehend hier wohne, um mich um Mrs Carr zu kümmern.«
    »Stört ihn das nicht?«
    »Warum sollte es? Er ist doch auch nicht zu Hause, wenn ich daran erinnern darf.«
    »Kein Grund, aggressiv zu werden, Grace«, sagte Natalie beleidigt. »Ich habe eine ganz normale Frage gestellt.« Adam kam mit dem Basilikum herein, honigfarben und mit nacktem Oberkörper. Er sah so gesund aus wie eine Milchreklame.
    »Hallo, Natalie.« Er hatte sich ihren Namen gemerkt.
    »Hallo, Adam«, erwiderte sie den Gruß mit einem koketten Augenaufschlag. Also wirklich! Bei einem so gut aussehenden Mann war sie offenbar bereit, ihre Abneigung gegen »diese Art von Leuten« zu vergessen.
    »Und wen haben wir hier?« Adam beugte sich zu Rosie hinunter, deren flinke Finger sofort nach einer seiner Dreadlocks grapschten.
    »Rosie«, erklärte Natalie voller Stolz. »Sie ist zwei. Sag Hallo zu Adam, Rosie!« Aber Rosie weigerte sich. Sie weigerte sich überhaupt zu sprechen, was Natalie Sorgen ohne Ende bereitete.
    »Entschuldigt mich«, murmelte Grace und trug das Basilikum zum Spülbecken. Es war besser, Adams Nähe zu meiden, denn sie hätte sich am liebsten auf ihn gestürzt, und das würde ihr im Büro unerwünschte Berühmtheit verschaffen.
    Sie unterdrückte ein Kichern, und wieder richtete sich Natalies Blick auf sie.
    »Ich sagte gerade zu Grace, dass sie allmählich daran denken sollte, nach Hause zu fahren«, meinte Natalie zu Adam, als sei Grace gar nicht da. Jetzt verstand Grace, was Julia gemeint hatte, als sie sagte, sie fühle sich, seit sie sechzig sei, als wäre sie unsichtbar.)
    »Du hast nichts dergleichen gesagt«, protestierte sie.
    »Aber ich habe es gedacht! Ich kam nur nicht dazu, es auszusprechen.« Natalie wandte sich wieder Adam zu. »Mrs Carr scheint schon ganz die Alte zu sein.«
    »Abgesehen von den Nägeln in ihrem Fuß«, warf Grace ein. »Und den Krücken.«
    »Muss Grace denn wirklich noch hier bleiben?«, fragte Natalie. »Mrs Carr ist ungefährlich - aber diese Anti-Atomkraft-Gang da draußen auf dem Rasen ...«
    »Ich bin ein Mitglied dieser ›Gang‹«, sagte Adam.
    »Oh - ja, natürlich!« Um ihren Lapsus wieder gutzumachen, lächelte Natalie ihn strahlend an. »Dann erzählen Sie mal. Was tun Sie eigentlich? Flugblätter verteilen und so was alles?«
    »Flugblätter sind selbstverständlich ein Vehikel unserer Kampagne.« Adams Ton war nicht mehr freundlich.
    Natürlich verstand Natalie den

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