Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
Vom Netzwerk:
Rücken zu, verfüttern die Kids und Dad den Auflauf an den Hund, machen sich in der Mikrowelle drei Riesenportionen Chips und kichern verschwörerisch, während sie sich den Bauch voll schlagen.
    Damals war es Grace nicht aufgefallen, doch jetzt erkannte sie, dass das Drehbuch sich an ihrem Leben zu Hause orientiert hatte. Ihrem gemeinsamen Leben zu Hause, in dem Ewan und die Jungen gegen die langweilige, überfürsorgliche Mum konspirierten. Die Frau in dem Spot hatte ihr sogar ähnlich gesehen! Oh, sie hatte sich noch nie so verraten gefühlt - und das von ihrer eigenen Familie! So benutzt, so der Lächerlichkeit preisgegeben! Die drei saßen in diesem Moment wahrscheinlich in irgendeinem Fastfood-Schuppen, stopften sich mit doppelten Cheeseburgern voll und lachten darüber, wie entsetzt Mum wäre, wenn sie sie jetzt sehen könnte. Sollten sie ruhig! Sollten sie doch durch ihre fettverklebten Adern von Herzinfarkten dahingerafft werden! Sie würde nicht länger ihr Hüter sein!
    Plötzlich hob Adam den Kopf und lächelte aus dem Kräutergarten zu ihr herüber. Es war ein Lächeln, das so viel Achtung und Wärme und Zuneigung ausdrückte, dass sie sich am liebsten wie eine Katze zusammengerollt und geschnurrt hätte. Er würde niemals fettigen Chips den Vorzug vor einem ihrer gesunden Aufläufe geben. Als sie sich vom Fenster abwandte, sah sie, dass Natalie sie triumphierend betrachtete. »Siehst du? Genau das meine ich!«
    »Was?«
    »Es ist, als lebtest du in einer eigenen, kleinen Welt. Du schaust lieber verträumt aus dem Fenster, als mit mir zu reden.«
    »Das stimmt nicht.« Obwohl die Aussicht durchaus sehenswert war.
    »Nein? Ich habe dir von den vielen Einsparungsmaßnahmen im Hauptbüro berichtet, mich nach Franks Haus erkundigt und dir sogar erzählt, dass Liam das neue Mädchen aus der Buchhaltung bumst. Und du benimmst dich, als interessiere dich das alles nicht mehr.«
    »Ich habe Urlaub, Natalie. Vielleicht will ich einfach nicht über die Arbeit sprechen.«
    Natalie ließ sich nicht besänftigen. »Du willst auch nicht über Babys sprechen. Und du willst mir auch nicht sagen, was ich zu Pauls Vierzigstem arrangieren soll.«
    »Ich habe dir mehrere Vorschläge gemacht.«
    »Ja!«, schnaubte sie. »Eine Party in Stonehenge, zum Beispiel.«
    »Eins von den Mädchen da draußen sagte, es sei ein echtes Erlebnis. Und nicht teuer.«
    Natalie schaute sie an, als habe sie den Verstand verloren. Grace wusste, wenn sie sie nicht beruhigte, würde sie in der Firma herumerzählen, dass ihre Freundin einen Nervenzusammenbruch habe.
    »Hör zu, Natalie - ich nehme mir nur die Freiheit zu entspannen. Mein Leben zu überdenken. Mir eine Auszeit zu genehmigen. Das ist kein Verbrechen - es ist sogar höchst gesund. Du solltest es auch mal versuchen.«
    »Ach, hör auf!«, rief Natalie. »Du hast eine Dummheit gemacht, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Schau mich nicht so an! Du hast mir doch vor ein paar Wochen am Telefon gesagt, dass du mit dem Gedanken spieltest.«
    »Das war ein Witz.«
    Natalie musterte sie misstrauisch. »Hast du eine Affäre, Grace?«
    Grace lachte auf. Es klang sehr überzeugend. »Wohl kaum«, antwortete sie.
    »Was ist es dann?«, bohrte Natalie. »Hast du dich etwa der Gang da draußen angeschlossen?«
    »Wen meinst du?«
    Natalie deutete mit dem Daumen in Richtung Rasen. »Die Kapitalismusgegner.«
    »Sie sind Atomkraftgegner«, stellte Grace klar. Die meisten der Gruppe waren allerdings auch Kapitalismusgegner. Und Vegetarier. Es bei den Mahlzeiten allen recht zu machen, stellte eine echte Herausforderung dar. Natalie beugte sich mit ernster Miene vor und begann mit den Unheil verheißenden Worten: »Bitte fass es nicht als Kränkung auf, was ich dir jetzt sage.«
    »Werde ich nicht«, versprach Grace.
    »Ich weiß, dass du manchmal das Gefühl hast, zu früh geheiratet zu haben. Dich nicht ausgetobt zu haben. Und ich bin sicher, dass all das hier ...«, sie wedelte mit der Hand angewidert in die Richtung von Graces nackten Füßen, »... ein Versuch ist nachzuholen, was du in deiner Jugend versäumt hast... lachst du mich aus?«
    »Nein, nein. Bitte sprich weiter.«
    »Ich will dir nur klar machen, dass du andere Möglichkeiten hast, dich selbst zu verwirklichen. Erfüllung zu finden.«
    »Wie einen Malkurs, zum Beispiel?«
    »Du darfst nicht von einem Extrem ins andere fallen«, ignorierte Natalie ihren Einwurf. »Ich bin sicher, was die jungen Leute tun, ist... lobenswert, aber es wäre doch

Weitere Kostenlose Bücher