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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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blauen Augen. Manchmal, wenn sie lange hineinschaute, fing sie verträumt an zu schwanken. »Das ist doch nur Show«, sagte er.
    »Du bezeichnest mein Leben als Show?«, fragte sie gekränkt.
    »Das bist du doch nicht. Nicht wirklich. Ich kenne dein wahres Ich.«
    »Jetzt, nachdem du gekommen bist, um mich zu retten. Nachdem du mich korrumpiert hast.«
    »Ja«, bestätigte er und lächelte so stolz wie ein Lehrer, der es geschafft hat, einem begriffsstutzigen Schüler etwas beizubringen. »Du kannst mich nicht täuschen, Grace. Ich habe deinen Kern gesehen.«
    »Oh.«
    Einerseits war das unglaublich schmeichelhaft. Bisher hatte sich niemand die Mühe gemacht, sich mit ihrem Kern zu befassen. Nicht einmal sie selbst. Es war ihr gar nicht klar gewesen, dass sie einen hatte. Doch nun, nachdem er sie darauf aufmerksam gemacht hatte, kam sie sich kompliziert vor und interessant und geheimnisvoll. Wieder ein kleines Geschenk von Adam.
    Doch manchmal stieg ein nervöses Kichern in ihrer Kehle hoch, denn er konnte sie doch nicht in allem Ernst so phantastisch finden, oder? Letzte Woche hatte er gesagt, ihr Verstand sei der schärfste, der ihm seit langem begegnet wäre (und da hatte sie das Kichern rausgelassen). Und nur, weil sie das Kreuzworträtsel in der Irish Times in zwölf Minuten gelöst hatte! Er war tödlich beleidigt gewesen über ihren Heiterkeitsausbruch und hatte ihr erklärt, dass er niemanden in Irland kannte, der es so schnell schaffte. Damit gab er ihr das Gefühl, wirklich ungeheuer intelligent zu sein, und sie hatte sich vielmals bei ihm entschuldigt und sich gefragt, ob sie als Immobilienverkäuferin vielleicht total unterfordert sei. Vielleicht würde sie sogar wieder studieren. Das wäre ein ganz schöner Tiefschlag für Ewan! Natürlich glaubte sie nicht alles, was Adam sagte. Aber er tat es, und sie liebte ihn dafür. Es war mehr als Schmeichelei. Es war eine Art Nahrung, und ausgehungert wie sie war, schlang sie sie gierig runter.
    »Woran denkst du?«, fragte er. Er wollte ständig wissen, woran sie dachte, fragte sie mindestens zehnmal am Tag danach.
    »An Sex«, antwortete sie ehrlich.
    »Du denkst immer an Sex!«
    »Stimmt. Findest du das seltsam?«
    »Ich komme mir manchmal wie ein Stück Fleisch vor«, beschwerte er sich.
    »Okay«, sagte sie. »Ich denke an dich. Ist das besser?« Sie dachte ziemlich viel an ihn. Für gewöhnlich im Zusammenhang mit Sex - aber es war ja nicht nötig, ihm das zu verraten. Sie hatte festgestellt, dass er extrem empfindlich reagieren konnte.
    »Ja.« Er legte den Arm um sie, und sie musste sich beherrschen, um nicht einen gutturalen Urlaut auszustoßen, wie es die Tennisspieler taten, wenn sie einen Ball übers Netz droschen.
    »Und was genau denkst du da?«, hakte er nach.
    Der Drang zu grunzen erstarb. »Ich dachte gerade darüber nach, wie lieb du zu mir bist. Wie gut wir miteinander auskommen. Wie schön du dich ohne T-Shirt anfühlst.«
    »Da hast du‘s - schon wieder Sex! Ich versuche ein ernsthaftes Gespräch mit dir zu führen.«
    »Bitte, bitte nicht ernsthaft sein!«, flehte sie. »Ich will das nicht. Ich kann es auch gar nicht mehr.« Und das stimmte. Seit sie mit Adam zusammen war, schwebte sie auf einer Wolke der Seligkeit, wo es, wie im Märchenland, keine bösen Gedanken oder Menschen gab, keine Rechnungen, Steuern (oder Ehemänner). Anders ausgedrückt, sie befand sich im Ausnahmezustand einer Urlaubsromanze, in der Leidenschaft und Zärtlichkeit und die heiße Augustsonne regierten. Und sie würde ganz selbstverständlich enden, bevor einer die abstoßenden Badezimmer-Gewohnheiten oder die Spielsucht des anderen entdeckte. Sie konnte sich nicht erinnern, schon jemals so unbeschwert glücklich gewesen zu sein.
    »Ich möchte aber ernsthaft sein«, sagte Adam.
    »Wirklich?«
    Er wollte etwas sagen, doch dann lächelte er stattdessen. »Du hast keinen Grund, dich zu fürchten, Grace.«
    »Ich fürchte mich nicht.«
    »Ich weiß, worum es hier geht«, sagte er.
    »Um dich«, erwiderte sie. »Und mich.«
    »Um dich und mich«, wiederholte er und vergrub seine Nase in ihren Haaren, die, wie ihr dabei einfiel, seit einer Woche nicht gewaschen waren. Adams aber auch nicht. Grace hatte völlig vergessen gehabt, wie ein menschlicher Körper roch, wenn der Geruch nicht täglich durch Shampoo, Duschgel und Parfüm zugedeckt wurde. Er roch nach Moschus und nach Hefe, ganz und gar nicht unangenehm - zumindest Adams Körper. Sie war Martine noch nicht nahe

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