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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Dowling
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Wink nicht. »Auf der Uni hab ich auch mal bei so was mitgemacht. Weißt du noch, wie ich dir davon erzählte, Grace? Wir haben uns totgelacht!«
    »Sie haben sich über atomare Abrüstung totgelacht?«, fragte Adam. Seine Wangen waren leicht gerötet.
    Grace begann leise »I‘m in the Mood for Dancing« zu summen. »Bei uns ging es mehr um Bäume. Darum, die multinationalen Konzerne zu bewegen, damit aufzuhören, sie zu fällen, um Cornflakesschachteln daraus zu machen. Oder Haushaltspapier. Das war zu unserer Zeit das große Thema. Für ein einziges Blatt Haushaltspapier mussten fünf Bäume dran glauben oder so.« Sie runzelte die Stirn. »Halt mal das erscheint mir aber sehr viel. Vielleicht wurden auch aus einem Baum fünf Tücher gemacht? Und eine Cornflakesschachtel? Ach, ich weiß es nicht mehr. Setzt ihr euch auch für Bäume ein oder nur für dieses Atomzeugs?«
    Grace hatte das Gefühl, als sehe sie eine Schmeißfliege in den Aktionsradius einer zusammengerollten Zeitung geraten. Aber Natalie redete manchmal wirklich einen haarsträubenden Unsinn. Andererseits war Adam so schrecklich idealistisch. Graces erster Impuls war dazwischenzugehen. Sie hätte am liebsten gebieterisch die Hand gehoben und die beiden mit einem »Ich dulde in diesem Haus keine Streiterei!« auf ihre Zimmer geschickt, damit sie sich beruhigten.
    Aber in Mrs Carrs Haus spielte sie nicht die Mutterrolle. Sie war nicht sicher, welche Rolle sie spielte, aber sie beinhaltete nicht, Meinungsverschiedenheiten anderer Leute zu schlichten, und so griff sie stattdessen nach dem Schneidbrett.
    »Nein, wir setzen uns nicht für Bäume ein«, antwortete Adam hinter ihr. »Wir sind vollauf mit dem Versuch beschäftigt, die Stilllegung eines weniger als hundert Meilen von Ihrer Hintertür entfernten Reaktors durchzusetzen. Denn wenn es dort einen Unfall oder eine Explosion gibt und der Wind in die falsche Richtung weht, besteht eine reelle Chance, dass Sie in zwanzig Jahren an Krebs erkranken oder die kleine Rosie Schilddrüsenprobleme oder Leukämie bekommt und später behinderte Kinder. Natürlich nur, wenn sie lange genug lebt.«
    Tödliche Stille folgte seinen Worten. Grace warf verstohlen einen Blick über die Schulter. Natalie war kreidebleich geworden und drückte ihr Kind so fest an sich, dass die Kleine zu wimmern begann.
    »Willst du wirklich nicht zum Essen bleiben, Nat?«, fragte Grace freundlich. »Es ist reichlich da.«
    »Ich kann nicht.« Natalie stand auf. »Wenn Rosie nicht ihren gewohnten Ablauf hat, macht sie Terror.«
    »Okay.« Grace folgte ihr zur Küchentür. »Du lässt es mich wissen, wenn irgendwas ist, ja? Wenn das Baby zu früh kommt oder so.«
    »Warum sollte das Baby zu früh kommen?«, fragte Natalie alarmiert. »Was bringt dich auf die Idee, dass es zu früh kommen könnte?« Sie schaute sich nach Adam um, als fürchte sie, dass er sie mit einem Fluch belegte. Er grinste nur gehässig.
    »Ich finde schon selbst raus«, sagte sie zu Grace und floh regelrecht aus dem Haus.
    »Das war nicht besonders nett von dir«, sagte Grace, als sie mit Adam allein war. »Sie ist eine Idiotin.«
    »Sie ist keine Idiotin. Sie ist nur nicht so fanatisch gegen Atomkraft wie du.«
    »Das ist eine himmelschreiende Untertreibung. ›Auf der Uni hab ich auch mal bei so was mitgemacht‹!« Seine Imitation war sensationell. »Ich kann Frauen wie sie nicht ausstehen. In ihrem Leben gibt es nichts außer ihrem Job, ihrem Mann und ihren Kindern, die zu wohlgenährt und verwöhnt sind, um sich darum zu scheren, wie es in der realen Welt zugeht.« Grace schwieg.
    »Damit meine ich natürlich nicht dich«, beeilte er sich zu beteuern.
    »Nur gut, dass ich ein dickes Fell habe.«
    Er schaute sie entsetzt an. »Das hast du doch gar nicht. Sie hat ein dickes Fell. Du hast überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihr.«
    »O doch«, widersprach Grace. »Ich bin ihr in vieler Hinsicht sogar sehr ähnlich. Und vor drei Wochen machte es dir auch noch großen Spaß, mir diese Seiten meiner Persönlichkeit vorzuhalten.«
    »Warum musst du immer wieder davon anfangen?«
    »Tu ich gar nicht. Ich habe es nur jetzt mal erwähnt.«
    »Aber jetzt halte ich es dir nicht vor.«
    »Und warum nicht? Ich habe mich nicht geändert - und am kommenden Sonntag kehre ich zu all dem zurück.«
    Vielleicht hätte sie das nicht sagen sollen. Sie lebten so unbeschwert damit, dass sie so taten, als existiere diese andere Welt nicht. Aber Adam musterte sie nur mit seinen leuchtend

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