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Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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einen verzweifelten Kampf, um der Mutter alles zu verbergen. Die Mutter sah nur, daß die Tochter immer blasser und elender aussah, sie wurde schlechter in der Schule, sie konnte keine Nacht mehr schlafen.
    Nein, jetzt muß ich versuchen, mich kürzer auszudrücken. Also, Miriam ging eines Tages gar nicht mehr zur Schule. Sie traute sich einfach nicht. Als sie dann eines Vormittags nur so durch die Straßen ging, wurde sie von einem jungen Mann angesprochen. Sie sähe so unglücklich aus, er könne ihr helfen, ein glücklicher Mensch zu werden! Sie solle am selben Nachmittag zu einer Versammlung kommen und lauter glückliche junge Menschen kennenlernen,
    Menschen, die alle Sorgen und alle Schwierigkeiten hinter sich gebracht hatten!
    Die kleine Miriam war nur allzu empfänglich für solche Worte. Sie ging zu der Versammlung. Es war.“
    „Eine sogenannte Sekte!“ rief Papa. „Stimmt’s?“ „Ja, es stimmt. Sie nannten sich ,Menschenliebe-Menschenglück’. Hier würde man Freunde finden, neue Ideale, neue Lebensziele und so weiter. Als Miriam leise sagte: ,Ich bin Jüdin’, wurde das mit freundlichem Lächeln aufgenommen, und es wurde ihr versichert, hier frage man nicht nach Rassen, hier seien alle willkommen! Überhaupt, alle waren ausgesprochen freundlich zu ihr gewesen - und das arme Kind brauchte so dringend Güte und Freundlichkeit!
    Nun, eines Tages packte sie ihre Sachen, hinterließ einen Brief an die Mutter, in dem sie versprach, sie bald zu besuchen. Dann zog sie in das alte Haus am Stadtrand, das die ,Sekte’ gemietet hatte. Was sie da erlebte - o Kinder, habt ihr über diese sogenannten Sekten gehört und gelesen? Sie werden von geschäftstüchtigen Menschen ins Leben gerufen, Menschen, die sich selbst bereichern und den jungen, hilfesuchenden Mitgliedern etwas über Menschenliebe vorreden, schön vermischt mit einer Pseudo-Religiosität. Man soll keine materiellen Ansprüche haben, man soll seinen Besitz in die gemeinsame Kasse einbringen.
    Miriam gab einen kostbaren Ring, den ihre Mutter von der schwedischen Pflegemutter geerbt und Miriam zur Konfirmation geschenkt hatte. Was die Menschenliebe betraf - da zeigte sich, daß es sich um eine sehr irdische Liebe handelte. Jedes Mitglied hatte pro Tag so und so viel Geld für die Sekte aufzubringen. Wie, das war egal. Es wurde ihnen klargemacht, daß kein Opfer zu groß für die hohen Ziele der Sekte sei, und die Mädchen sollten auch alle - ja, buchstäblich alle Mittel gebrauchen, um an Geld zu kommen.
    Es dürfte überflüssig sein, zu sagen, daß Miriams Mutter in ihrer Verzweiflung alles versucht hatte, um ihre Tochter zurückzugewinnen. Aber Miriam war jetzt volljährig, die Mutter konnte nichts tun, außer hoffen und abwarten.
    Endlich floh Miriam aus der Sektengemeinschaft und kam zu ihrer Mutter zurück. Vollkommen verstört, halb verhungert, ausgeplündert - aber sie kam. Die Mutter bekam eine Woche Extraurlaub und ließ in dieser Zeit die Tochter nicht aus den Augen. Aber dann mußte sie wieder arbeiten und zitterte jeden Tag aus Angst davor, daß Miriam wieder verschwinden könnte. Wenn nun jemand von der Gruppe »Menschenliebe-Menschenglück’ bei ihr aufkreuzte und ihr die Unterschrift unter die Nase hielt, die sie damals gegeben hatte?
    Miriams wegen bewarb sich die Mutter um eine Stellung in einer anderen Stadt - und Gott sei Dank bekam sie sie auch. Vom ersten Januar an wird sie in einer Filiale in Nürnberg arbeiten, weit entfernt von der Sekte ,Menschenliebe-Menschenglück’ und auch von Miriams antisemitischen Quälgeistern.
    Ich habe natürlich auch mit der Mutter gesprochen. Sie steht, wie ich euch sagte, ganz allein auf der Welt, hat keine Verwandten, die sich um Miriam kümmern könnten.“
    „Du brauchst nichts mehr zu sagen, Jessica“, sagte Mama. „Laß Miriam kommen. Sie kann bei uns bleiben, bis sie mit der Mutter nach Nürnberg übersiedelt. Nicht wahr, Asbjörn?“ „Selbstverständlich!“ nickte Papa.

Ein neues Familienmitglied
    Mama und Papa waren nach Frankfurt gefahren, Jessica war schon vollbeschäftigt in der Küche, und ich gesellte mich zu ihr.
    „Du, Jessica“, fragte ich, während ich den Sahnebesen gründlich ableckte, „wie kam es, daß Miriam dich von deiner Schweigepflicht entbunden hat?“
    „Weil ich ihr sagte, daß ich eine wahnsinnig liebe und nette Familie kenne, die sie vielleicht aufnehmen würde, aber dann müßte ich auch alles erzählen können.“
    „Aha“, nickte ich. „Gehe ich

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