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Kleiner König Kalle Wirsch

Kleiner König Kalle Wirsch

Titel: Kleiner König Kalle Wirsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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    Flehentlich sah er zu dem Mädchen
Jenny hinüber. Er traf ihren Blick, und da weiteten sich ihre Augen vor
Erstaunen.
    »Schau doch nur den an, Max«, sagte
sie zu ihrem Bruder. »Der sieht aus wie lebendig. Er hat ganz traurige Augen.«
    »Unsere Gartenzwerge sind nicht
traurig«, widersprach die Verkäuferin. »Wir haben nur lustige Gartenzwerge.
Echt nach der Natur.«
    Bei diesem Gerede schnaubte Kalle
Wirsch ärgerlich unter seinem Tongehäuse. Die mußte ja wissen, wie Zwerge nach
der Natur aussahen!
    »Da hat etwas gegrunzt«, sagte das
Mädchen.
    »Ich habe nicht gegrunzt«, verteidigte
sich die Verkäuferin, obwohl niemand behauptet hatte, sie sei es gewesen.
    »Vielleicht war es einer von Ihren
Gartenzwergen«, meinte Max.
    Die Verkäuferin schüttelte energisch
den Kopf. »Unsere Gartenzwerge grunzen nicht.«
    »Das ist aber schade«, sagte Max.
»Wenn der da zum Beispiel grunzen könnte, dann hätten wir ihn sofort genommen.«
Dabei deutete er auf Kalle Wirsch.
    Der Verkäuferin begann die Sache zu
dumm zu werden. Sie hatte keine Lust, sich von albernen Kindern alberne Sachen
sagen zu lassen. Tonzwerge, die traurige Augen haben und grunzen — lächerlich!
    Sie wollte jetzt so schnell wie
möglich einen Zwerg verkaufen und diese Kinder loswerden. Deshalb sagte sie:
»Vielleicht hat er wirklich gegrunzt. Man kann nie wissen, und überhaupt — so
ein Gartenzwerg...«
    Das Mädchen Jenny hörte aber gar nicht
mehr auf das Geschwätz der Verkäuferin; bei ihr stand es felsenfest, daß sie
keinen andern haben wollte als den mit den traurigen Augen.
    Max war schließlich auch
einverstanden. Sie zogen ihre Geldbörsen und legten die Ersparnisse zusammen.
Es reichte sogar noch für eine Packung Kaugummi.
    Sorgsam trugen sie den kleinen Kalle
nach Hause in ihren Garten, und dort kamen seine wirren Gedanken zum ersten Mal
ein wenig zur Ruhe.
    »Max und Jenny«, sagte er leise.
»Schöne Namen sind das. Aber Kalle Wirsch ist auch ein schöner Name.«
    Er hatte seinen Namen wiedergefunden,
und das war doch ein großer Trost.
     
     
     
    2. Kapitel

Wer erlöst Kalle Wirsch?
     
    Als der Abend hereinbrach, blieb Kalle
Wirsch allein im Garten zurück. Max und Jenny hatten ihn vor ihr eigenes
kleines Beet gestellt; Zinnien und Löwenmäulchen blühten darauf.
    Hier gefiel es dem kleinen Kalle viel
besser als in dem Verkaufsladen. Der Geruch von feuchter Erde und Gestein kam
ihm vertraut vor. Er erinnerte ihn an etwas ganz Bestimmtes. >Kalle Wirsch —
Erde — Gesteins dachte er. Kalle spürte, daß er der Lösung seines Rätsels nahe
war.
    Und dann kam die Erkenntnis so
plötzlich über ihn, daß er gewiß wieder ohnmächtig umgefallen wäre, wenn ihn
das feste Tongehäuse nicht aufrechtgehalten hätte. Um ihn herum wimmelte und
wurlte es nämlich mit einem Mal. Der ganze dämmrige Garten war erfüllt von
kleinen erdbraunen Gestalten mit großen Wuschelköpfen.
    »Das sind die Wirsche«, blitzte es in
Kalle auf. »Das sind meine Wirsche!«
    Nun endlich hatte er Klarheit. Und er
erinnerte sich jetzt auch, daß ihn Zoppos Gesellen in einen Abgrund gestoßen
hatten. Nur wie er in diesen Tonzwerg gekommen war/konnte er sich nicht
erklären.
    >Sie suchen mich Überall<,
dachte er. >Wir müssen aufbrechen, sonst kommen wir zu spät.<
    Da waren Poggo, Akki, Immo, Gurru. Sie
hasteten an ihm vorbei, keiner erkannte ihn in der Hülle des Gartenzwerges.
    »Wo ist König Kalle? — Wo ist Kalle
Wirsch?« riefen sie.
    »Poggo!« schrie er. »Akki, Immo,
Gurru!«
    Aber es klang zu leise aus ihm heraus,
sie beachteten ihn überhaupt nicht.
    Kalle machte in seiner Verzweiflung
gewaltige Anstrengungen, um sein Gehäuse zu sprengen. Er stemmte die Arme mit
aller Gewalt zur Seite, er versuchte, die Beine zu spreizen, den ganzen Körper
zu verdrehen — es war alles unnütz. Seine Kräfte kamen nicht auf gegen den
hartgebrannten Ton.
    >Sie müssen mich hören<,
dachte Kalle. >Ich darf sie nicht fortgehen lassen.<
    In höchster Not brüllte er: »Hierher!
Alle Wirsche hierher zu mir! Der König ruft euch.«
    Dumpf und wie von weither klang es.
Und dann noch einmal: »Der König ruft euch, her zu mir!«
    Die kleinen Gestalten kamen plötzlich
zur Ruhe.
    »Hört ihr?« riefen einige. »Das war
der König.«
    »Wo ist er, wo ist er?« riefen andere.
    »Hier!« dröhnte Kalle Wirsch aus dem
Gehäuse.
    »Ich sehe ihn nicht«, sagte Immo.
    »Aber wir hören ihn«, riefen Poggo,
Akki und Gurru. »Seine Stimme kommt dort aus dem

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