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Kleiner Kummer Großer Kummer

Kleiner Kummer Großer Kummer

Titel: Kleiner Kummer Großer Kummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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seiner Grobheit, gut meinte.
    Es tat mir schon ein wenig leid, daß ich mich über Faraday geäußert hatte, denn damit nahm ich die Verpflichtung auf mich, ein Treffen zu arrangieren.
    H. H. begleitete mich in seinem Morgenrock zur Tür. Ich mußte ihm erklären, was mit dem großartigen Kabriolett los war, das George Leech mit seinem seidenen Taschentuch abstaubte, und bat H. H. um seine Meinung, welchen Wagen ich kaufen sollte.
    »Es kommt nicht so sehr darauf an, was Sie haben möchten, Junge«, sagte er, »es kommt auf Ihre Frau an. Es kommt nichts dabei heraus, wenn Sie einen Rover erstehen, während sie ihr Herz an einen M.G. gehängt hat, oder umgekehrt. Die Frauen haben immer das letzte Wort, wissen Sie. Ich bin schon vor langer Zeit dahintergekommen.«
    Natürlich hatte er recht. Ich hatte ganz vergessen, daß Sylvia sich auch für unseren neuen Wagen interessieren würde. Ob ich wohl jemals alles lernen würde, was man über die Ehe wissen mußte?
    H. H. schlurfte mit seinen Krokodilslippern über die wohlgepflegte Einfahrt und winkte mir, ihm zu folgen. Wir gingen zu der Garage, und dort stand vor dem riesigen dreifachen Tor der eleganteste Rolls-Royce, bestimmt das teuerste Stück, das ich je außerhalb der Automobilausstellung gesehen hatte. Er strich mit seiner Hand liebevoll darüber hin.
    »Na, ist das ein Wagen?« fragte er. »So einen möchte ich schon haben«, sagte ich, »aber ich fürchte, er würde nicht in meine Garage passen.« H. H. blinzelte mir schlau zu. »Sie kennen Ihr Glück noch nicht, Junge«, sagte er. »Bringen Sie die Sache mit Tessa in Ordnung, dann ließe sich schon was machen.«
    Als ich neben George Leech heimfuhr, war mein Kopf voll von Rolls-Royce, Faraday, Tessa Brindley, Rovers und M.G.’s, so daß ich nur mit einem Ohr auf die enthusiastischen Lobreden über das Aussehen, die Leistungsfähigkeit und den ausnahmsweise günstigen Preis des Kabrioletts, das er mir zu verkaufen suchte, hörte.
    Vor meinem Haus dankte ich ihm für seine Hilfe und erklärte ihm, ebenso wie vorher den Herren Thwaite und Ironside, daß unglücklicherweise alle Wagen, die sie mir an diesem Morgen vorgeführt hatten, zu kostspielig waren, daß ich mich aber, sobald ich mich für etwas in meiner Preislage entschieden hätte, wieder mit ihm in Verbindung setzen würde. In jedem Fall, sagte ich, müßte ich die Angelegenheit erst mit meiner Frau besprechen.
    George Leech verstand. »Auch das noch«, stöhnte er, als er auf den Fahrersitz rutschte. »Gott stehe Ihnen bei.«
    Ein jeder schien zu wissen, wie man eine Ehefrau behandelt, nur ich nicht.
    In der Eile, meine neuen Wagen zu besichtigen, hatte ich vergessen, meinen Hausschlüssel einzustecken. Ich klingelte. Die Tür flog weit auf, und ich stand einer Frau mittleren Alters mit einem Sphinxgesicht gegenüber; sie trug ein schwarzes Kleid, eine gekräuselte lilafarbene Haube und eine gleichfarbige Schürze. Im ersten Augenblick überlegte ich, ob ich im richtigen Haus sei; dann erinnerte ich mich, daß wir Montag hatten - der Tag, an dem Bridget ging und das neue Mädchen kam.
    »Es tut mir leid«, sagte die Erscheinung ohne Lächeln, »der Doktor ist nicht da.«
    »Schon gut«, erklärte ich, »ich bin der Doktor. Guten Tag.«
    »Oh!« sagte sie. »Das tut mir leid, Herr«, damit trat sie einen Schritt zurück, um mich hereinzulassen.
    »Die Frau ist im Eßzimmer«, sagte sie und trottete in die Küche zurück.
    »Die Frau« grinste über das ganze Gesicht.
    »Ist sie nicht eine Perle, Liebster?« fragte sie und umarmte mich.
    »Zu gut, um wahr zu sein. Hast du irgendwelche Referenzen bekommen?«
    »Ich sagte dir doch, daß sie im Hause ihrer Schwester gearbeitet hat, weil sie sie betreuen mußte. Die Anschrift der Leute, bei denen sie vorher war, hatte sie nicht, da sie umgezogen sind.«
    »Wenn das bloß stimmt«, sagte ich und streichelte über Sylvias Haar.
    »Sei nicht töricht, Liebster. Man kann doch sehen, daß Emily ehrlich und anständig ist, wenn man sie nur anschaut, und ihre Arbeit versteht sie bestimmt.«
    »Sie sieht aus, als sei sie aus einem Wachsfigurenkabinett entsprungen«, behauptete ich, »und der Name paßt wie der Deckel auf den Topf. Laß uns essen.«
     

5
     
    Emily war ein Muster für alle Tugenden, und sie hielt genau zwei Wochen aus.
    Für Sylvia war sie die Antwort auf ihre Gebete gewesen. Sie konnte mit dem Telefon fertigwerden, die Anrufe beantwortete sie recht geschickt, wenn auch ziemlich hochtrabend, sie

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